idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/06/2008 14:40

Alltagschemikalie Bisphenol A in Babyflaschen

Margarete Pauli Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Der Würzburger Toxikologe Professor Gilbert Schönfelder kritisiert Entscheidung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA

    Die Chemikalie Bisphenol A (BPA) ist in Babyflaschen enthalten, in harten Kunststoff-Getränkeflaschen und in der Innenbeschichtung von Konservendosen. Seit Ende der 1990er Jahre wird diskutiert, ob von dem Plastikgrundstoff, der in geringen Mengen in die Nahrung übergehen kann, eine gesundheitsschädigende Wirkung ausgeht. Der Toxikologe Professor Gilbert Schönfelder von der Universität Würzburg forscht seit Jahren zu dieser Frage. Bestürzt reagiert er nun auf die jüngste Einschätzung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA. Diese hatte Ende Juli festgestellt, dass von Bisphenol A keine Bedrohung für den Menschen ausgehe. In der Konsequenz bedeute dies auch, dass die geltenden Grenzwerte gelockert werden könnten, sagt Schönfelder.

    Dabei stellt Schönfelder bereits die Grundannahme für die Entscheidung der Behörde in Frage. Diese gehe davon aus, dass ungeborene Kinder durch die Mutter vor BPA geschützt seien beziehungsweise selbst ausreichend in der Lage seien, BPA im Körper abzubauen. Diese Auffassung stehe jedoch in deutlichem Widerspruch zu den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen: Die vorliegenden Studien würden vielmehr zeigen, dass Frauen während der Schwangerschaft BPA im Körper einlagern. Schönfelder selbst hat schon 2001 nachgewiesen, dass Bisphenol A von der Schwangeren an ihr Kind weitergegeben wird. In der Folge haben Kollegen auch signifikante Mengen von aktivem BPA im Blut von Schwangeren und Föten gefunden.
    Außerdem, berichtet Schönfelder, hätten US-Forscher in 92 Prozent der Urinproben von 2500 Personen messbare Mengen von BPA gefunden. Dabei sei die Konzentration deutlich höher gewesen als jene, "die in Tierversuchen bereits zu Krankheiten und Geburtsschäden geführt hatte". Im Tierversuch habe sich - über Generationen hinweg - das Erbgut von Tieren verändert, die Tiere seien fetter geworden, auch Anomalitäten seien beobachtet worden. Zum Beispiel sei es zu Veränderungen an den weiblichen Geschlechtsorganen gekommen.
    Diese Ergebnisse, die bis heute unangefochten seien, würden von der EFSA nicht zur Kenntnis genommen, sagt Schönfelder. In einer eiligen Stellungnahme haben sich der Toxikologe und seine Kollegen Andreas Gies vom Umweltbundesamt und der Toxikologe Professor Ibrahim Chahoud von der Berliner Charité an die Direktorin der EFSA, Catherine Geslaine-Lanèelle, gewandt. Darin bringen sie ihre Betroffenheit zum Ausdruck, dass die Behörde auf der Grundlage von nicht zutreffenden Argumenten entscheide und bitten darum, die gegenwärtige Einschätzung neu zu untersuchen - vor allem "um sicherzustellen, dass ungeborene und neugeborene Kinder ausreichend geschützt werden".
    Schönfelder plädiert darüber hinaus dafür, die europäische Behörde solle dem Vorsorgeprinzip gehorchen und den Plastikgrundstoff verbieten - so wie es die kanadische Regierung bereits getan habe.

    Kontakt: Prof. Gilbert Schönfelder, T (0931) 201-48777, E-Mail:gilbert.schoenfelder@scienceandtechnology.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).