Siedlungsorganisation und Raumnutzungskonzepte stehen in Zeiten wachsender Mobilität, Demographie- und Umweltwandels vor besonderen Herausforderungen. Sie bilden seit mindestens 30.000 Jahren die sozioökonomische Grundlage menschlicher Gesellschaften. Ein gerade erschienener Tagungsband des RGZM und aktuelle Ausgrabungen widmen sich den frühen Entwicklungen menschlichen Siedlungsverhaltens und werfen Licht auf die Anfänge des Wohnens.
Wohnen, das regelhafte „Einrichten“ von Siedlungsplätzen und Landschaften, ist eine revolutionäre Neuerung in der Entwicklung menschlichen Verhaltens. Regeln der räumlichen Organisation steuern unser Denken, Kommunikation und Mobilität und bilden eine der wichtigsten sozioökonomischen Grundlagen unserer Gesellschaft. Das gilt auf Haushalts- ebenso wie auf Siedlungs-, Landschafts- und Staatenebene. Raumkonzepte, Architektur und räumliche Organisationsmuster sind deshalb ein Spiegel für die soziale und ökonomische Struktur einer Gesellschaft und ihr Kommunikationsnetz.
Wann und wie hat sich dieser Verhaltenskanon entwickelt? Neue archäologische Forschungsergebnisse zu diesem Thema enthält der gerade erschienene Tagungsband „Site-internal spatial organization of hunter-gatherer societies: Case studies from the European Palaeolithic and Mesolithic“ des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. In archäologischen Fallstudien werden die Siedlungsmuster der wichtigsten Fundplätze der Alt- und Mittelsteinzeit in ganz Europa vorgestellt. Moderne geostatistische Analyseverfahren und neue Ausgrabungen an exzellent erhaltenen Fundplätzen gehen der Frage nach, wie Menschen sich vor 30.000 bis 8.000 Jahren in ihrer Umwelt einrichteten und damit den Grundstein für die Entstehung unserer heutigen Lebensweise legten. Freiland-, Höhlen- und Unterwasserfundplätze zeigen die vielfältigen Facetten alt- und mittelsteinzeitlichen Siedlungsverhaltens auf. Die Architektur von Behausungen spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die Logistik der Nahrungsversorgung, frühe „Hausordnungen“ oder die geschlechtsspezifische Einteilung des Wohnraums.
Aktuelle Ausgrabungen spüren derzeit den frühesten Belegen für diese revolutionäre Entwicklung des menschlichen Verhaltens nach. MONREPOS, das Archäologische Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution, untersucht in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt den etwa 30.000 Jahre alten Fundplatz Breitenbach (Sachsen-Anhalt). Dort wurden die bislang ältesten Siedlungsstrukturen aus der Etablierungsphase modernmenschlicher Gesellschaften in Europa entdeckt.
Die Forschungen in Breitenbach sind Teil des Forschungsschwerpunkts „Menschwerdung“. Darin geht MONREPOS der Entwicklung unseres heutigen Verhaltens in der Alt- und Mittelsteinzeit nach, dem weitaus längsten und prägendsten Abschnitt der Menschheitsgeschichte.
MONREPOS Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution ist eine Einrichtung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Forschungsinstitut für Archäologie, Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Weitere Informationen:
Dr. Daniela Holst
MONREPOS Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution, Schloss Monrepos, Neuwied
Tel: 02631-977222
Email: holst@rgzm.de
Publikation: http://web.rgzm.de/1524.html
http://web.rgzm.de/?id=23
http://web.rgzm.de/1524.html
Analysen der Siedlungsdynamiken um eine 11.000 Jahre alte Nussröststelle, ermittelt durch Kriging.
Bild: D. Holst, MONREPOS
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Construction / architecture, Cultural sciences, Environment / ecology, History / archaeology, Social studies
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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