idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/13/2012 15:16

Artensterben: Vergiftete Ozeane an der Trias-Jura Grenze

Ulrike Jaspers Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Das Massensterben von Tieren und Pflanzen vor 200 Millionen Jahren führen Forscher auf massive Vulkanausbrüche zurück. Die Vulkane setzten riesige Mengen Schwefeldioxid (SO2) und Kohlendioxid (CO2) frei. Diese verursachten eine Reihe von Umweltstörungen, insbesondere globale Erwärmung und einen Sauerstoffmangel in den Ozeanen. Die dramatischen Änderungen in den Ökosystemen der küstennahen Gewässer belegt jetzt der Nachweis grüner Schwefelbakterien, die Wissenschaftler der Goethe-Universität in 200 Millionen Jahre alten Sedimentproben gefunden haben. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Online-Ausgabe von Nature Geoscience publiziert.

    Das Artensterben an Land hatte das Team von Dr. Bas van de Schootbrugge vom Institut für Geowissenschaften bereits 2009 untersucht. Tatsächlich führten die Vulkanausbrüche in der nördlichen Hemisphäre zu Waldsterben, worauf sich Farne und andere Pionierpflanzen rasch ausbreiteten. „Die molekularen Überreste der grünen Schwefelbakterien, die wir jetzt in schwarzem Schiefer bei Bohrungen in Norddeutschland und Luxemburg gefunden haben, vermitteln ein düsteres Bild der Küstengewässer unmittelbar nach dem Massensterben“, sagt van de Schootbrugge. Schwefelbakterien gedeihen dort besonders gut, wo reichlich Schwefelwasserstoff vorhanden ist. „Unter diesen Bedingungen vermehrten sich die Bakterien stark. Der Ozean muss im frühen Jura nach faulen Eiern gestunken haben“, erklärt van de Schootbrugge. Damals brach der Urkontinent auseinander und der Atlantische Ozean entstand.

    Zeitgleich mit der Vermehrung der grünen Schwefel-Bakterien veränderte sich die Zusammensetzung der Algen-Arten. Algen sind die Grundlage der Nahrungskette im Meer. Durch den Sauerstoffmangel verschob sich das Gleichgewicht dramatisch von roten zu grünen Algen-Arten. Das gleichzeitige Auftreten von grünen Schwefelbakterien und grünen Algen ist eine langfristige Folge hoher CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre. Diese führten zu globaler Erwärmung und einer verminderten Wasserzirkulation im Meer. „Die rauen Bedingungen, die nach dem Massensterben in den Küstenregionen herrschten, erklären auch, warum die Lebewesen am Meeresboden so lange brauchten, um sich zu erholen. Beispielsweise gab es im frühen Jura so gut wie keine Korallenriffe. Küstenregionen waren auch damals die hot spots der Biodiversität. Lange, sauerstoffarme Phasen beeinträchtigten ihre Erholung“, so Sylvain Richoz, Leitautor der Studie.

    Für unsere Zukunft sind diese Befunde aus der Erdgeschichte insofern relevant, als „Totzonen“– Bereiche, in denen der Ozean keinen Sauerstoff enthält – in letzter Zeit unter dem Einfluss des Menschen zunehmen. Globale Erwärmung und Umweltverschmutzung sind die Hauptursachen. „Besonders beunruhigend ist, dass die Freisetzung großer Mengen CO2 an der Trias-Jura-Grenze so lang anhaltende Effekte auf die Biodiversität der Ozeane hatte“, schließt Sylvain Richoz.

    Publikation:
    Sylvain Richoz, Bas van de Schootbrugge et al.: Hydrogen sulphide poisoning of shallow seas following the end-Triassic extinction, Nature Geoscience, Advanced Online Publication, 12. August 2012, DOI: 10.1038/NGEO1539.

    Informationen:
    Dr. Bas van de Schootbrugge, Institut für Geowissenschaften, Facheinheit Paläontologie, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40178; van.de.Schootbrugge@em.uni-frankfurt.de
    Dr. Sylvain Richoz, Institut für Erdwissenschaften, Bereich Geologie und Paläontologie, Karl-Franzens-Universität Graz, Tel.: +43 (0) 316 380 5581; sylvain.richoz@uni-graz.at


    More information:

    http://www.muk.uni-frankfurt.de/42795448/169
    http://Bilder zum Download


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).