Wie hat sich das deutsche Studiensystem in den letzten Jahren verändert? Hierzu hat das Institut für Hochschulforschung umfassend Daten gesammelt, aufbereitet und nun in einem Arbeitsbericht veröffentlicht.
Folgende Fragen standen im Mittelpunkt der empirischen Erhebungen:
1. Wie hat sich das Studienangebot von ausgewählten Universitäten und Fachhochschulen vor und nach der Bologna-Studienreform verändert?
Umfassend untersucht wurde das Studienangebot an 20 ausgewählten staatlichen Universitäten und Fachhochschulen. Im Vergleich zum Studienangebot vor der Bologna-Reform im Wintersemester 2000/01 waren bei 39 Prozent der Studiengänge des Wintersemesters 2011/2012 die Veränderungen rein struktureller Natur. Umgestellt wurde die Abschlussart (Diplom, Bachelor etc.). In diesen Fällen erfolgte bei weitgehender inhaltlicher Kontinuität ‚nur‘ eine Implementierung der neuen Studienstruktur. Der Anteil von Studiengängen im Wintersemester 2011/2012, die sowohl strukturell als auch inhaltlich reformiert wurde, beläuft sich insgesamt auf rund 18 Prozent. Eine geänderte Studiengangsbezeichnung wurde hierbei als Hinweis auf eine grundlegende inhaltliche Umgestaltung interpretiert. Rund jeder fünfte Studiengang kann als gänzlich reformiert bezeichnet werden.
2. Wie sehen die Zulassungspraktiken für die Studiengänge an den ausgewählten Hochschulen aus?
Im grundständigen Bereich fällt der Anteil zulassungsbeschränkter Studiengänge an den 20 ausgewählten Hochschulen 2011 um 20 Prozent höher aus als noch vor elf Jahren. Für rund jeden Fünften der Studiengänge haben die Studieninteressierten Zulassungsvoraussetzungen zu erfüllen, ohne dass die Studienplatzvergabe aus kapazitären Gründen zulassungsbeschränkt ist.
3. Wie gestalten sich die verschiedenen Verfahren der Kapazitätsberechnung bzw. Kapazitätsplanung in den Bundesländern? Was hat sich durch die Modifikation des Staatsvertrags über die Vergabe von Studienplätzen im Jahr 2006 geändert?
Nach der Änderung des Staatsvertrages, angestoßen auch durch die Bologna-Reform, haben die Länder Gestaltungsspielraum bei der Berechnung der Aufnahmekapazität der örtlich zulassungsbeschränkten Studiengänge gewonnen. Der zentrale Befund aus der postalischen Befragung der Hochschulabteilungen der Kultus- bzw. Wissenschaftsministerien der Länder zur Ermittlung der Lehrkapazität ist: Neun Bundesländer haben diese Möglichkeit genutzt und sehen statt der alten – modifizierten – Curricularnormwerte (CNW) studiengangsspezifische Werte vor.
4. An welchen Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland gibt es Marketingstellen und wie sind diese jeweils im Organisationsgefüge der Hochschulen verankert?
Ein Großteil der Hochschulen in Deutschland betreibt auf irgendeine Art und Weise Marketing: Explizit verfügen rund drei Fünftel der Hochschulen über Marketingstellen, insbesondere an den ostdeutschen Hochschulen sind sie weit verbreitet.
5. Wie sind all die festgestellten Veränderungen in die langfristige Entwicklung des Bundesdeutschen Studiensystems einzuordnen?
Unsere These ist, dass die Kombination von Bologna-Studienreform, institutionellen Reformen an den Hochschulen und einem demografisch bedingten, regional unterschiedlich starken Rückgang der potenziellen Studienanfänger das Studiensystem mittel- und langfristig stärker wettbewerblich ausrichten wird.
Martin Winter / Annika Rathmann / Doreen Trümpler / Teresa Falkenhagen: Entwicklungen im deutschen Studiensystem. Analysen zu Studienangebot, Studienplatzvergabe, Studienwerbung und Studienkapazität (HoF-Arbeitsbericht 7’2012), Halle-Wittenberg, 177 S.
Download: http://www.hof.uni-halle.de/dateien/ab_7_2012.pdf
Anhang des Berichts: http://www.hof.uni-halle.de/dateien/ab_7_2012_anhang.pdf
Zentrale Ergebnisse: http://www.hof.uni-halle.de/dateien/ab_7_2012_zus.pdf
Printausgaben der Arbeitsberichte können beim Institut für Hochschulforschung (HoF) bestellt werden:
Institut für Hochschulforschung (HoF)
an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Collegienstr. 62
06886 Lutherstadt Wittenberg
Tel. +49 (0) 3491 / 466-254
Fax +49 (0) 3491 / 466-255
institut@hof.uni-halle.de
Für inhaltliche Rückfragen:
Dr. Martin Winter (martin.winter@hof.uni-halle.de)
Das Projekt wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert (Förderkennzeichen M506300).
http://www.hof.uni-halle.de/aktuelles.htm
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration, Law, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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