idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/17/2013 08:55

Eiszeit-Klimawandel verändert Form und Lebensweisen von Alpenpflanzen

MA Reto Caluori Kommunikation & Marketing
Universität Basel

    Alpenpflanzen, welche die Eiszeiten an verschiedenen Orten überstanden haben, weisen heute noch Unterschiede in Aussehen und Eigenschaften auf. Dies konnten Botaniker der Universität Basel am Beispiel zweier Pflanzenarten nachweisen. Bisher war einzig bekannt, dass sich die eiszeitlichen Klimaveränderungen als «genetischer Fingerabdruck» im Erbgut dieser Arten auswirkten.

    Während der Eiszeiten lagen die europäischen Alpen unter einer dicken Eisschicht. Klimaschwankungen führten zu grossen Veränderungen im Vorkommen der Pflanzen: Sie überlebten die Kälteperioden in Refugien am Rand der Alpen, die sie nach dem Rückgang des Eises erneut besiedelten. Solche Prozesse der Erdgeschichte lassen sich mit molekularen Analysen als «genetische Fingerabdrücke» nachweisen: Refugialräume und Besiedlungsrouten sind erkennbar als genetische Gruppen innerhalb der Pflanzenarten. In ihrem heutigen Vorkommen spiegelt sich also heute noch die nacheiszeitliche Besiedlungsgeschichte der Alpenpflanzen.

    Glockenblume und Nelkenwurz
    Nicht bekannt war bisher aber, ob sich die Eiszeiten auch auf die Strukturen und Lebensweisen von Alpenpflanzen ausgewirkt haben. Prof. Jürg Stöcklin und seine Mitarbeitenden am Fachbereich Botanik und Ökologie der Universität Basel konnten dies jetzt in zwei Publikationen nachweisen. Bei der Straussblütigen Glockenblume und der Kriechenden Nelkenwurz haben die Kältezeiten auch von Auge sichtbare Spuren hinterlassen. Diese Pflanzen, deren Vorfahren die Eiszeiten in unterschiedlichen Refugien überlebten, zeigen genetisch fixierte Unterschiede in ihrer äusseren Morphologie und in wichtigen funktionellen Eigenschaften.

    So sind bei der Straussblütigen Glockenblume die Morphologie des Blütenstands und der Blühverlauf bei Pflanzen aus den Ostalpen anders als jene in den Zentral- und Westalpen. Bei der Kriechenden Nelkenwurz haben Pflanzen aus den Westalpen deutlich mehr Ausläufer, dafür aber weniger Blüten als in den Ostalpen, während die Gliederung der Blätter von Westen nach Osten zunimmt.

    Pflanzen flexibler als angenommen
    Die Basler Botaniker stellten weiter fest, dass die Unterschiede innerhalb einer Art zum Teil eine Folge der natürlichen Selektion sind. Zum Beispiel lässt sich der Blühverlauf bei der Straussblütigen Glockenblume als Anpassung an die unterschiedliche Dauer der Vegetationszeit erklären, mit kurz blühenden Pflanzen in den höheren Lagen mit kürzerer Vegetationszeit.

    «Die Ergebnisse sind wichtig, um die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Pflanzen zu verstehen», sagt Stöcklin. «So haben sich die Eiszeiten positiv auf die innerartliche Biodiversität ausgewirkt.» Ausserdem konnten die Forschenden zeigen, dass Pflanzen flexibler sind, als meistens angenommen wird. Klimaveränderungen wirken sich zwar auf die Verbreitung der Arten aus, aber Alpenpflanzen besitzen beträchtliche Fähigkeiten, sich genetisch an die sich ändernden Umweltbedingungen anzupassen.

    Originalbeiträge
    Scheepens JF, Frei ES, Stöcklin J (2013)
    Glacial history affected phenotypic differentiation in the Alpine plant, Campanula thyrsoides
    PLOS ONE: doi: 10.1371/journal.pone.0073854

    Eva S. Frei, J. F. Scheepens, Georg F. J. Armbruster, Jürg Stöcklin
    Phenotypic differentiation in a common garden reflects the phylogeography of a widespread Alpine plant
    Journal of Ecology, Volume 100, Issue 2, pages 297–308, March 2012 | doi: 10.1111/j.1365-2745.2011.01909.x


    More information:

    http://www.unibas.ch/index.cfm?uuid=DDF7CB29FC9D9267594BDF07F206A705&type=se...


    Images

    Straussblütige Glockenblume
    Straussblütige Glockenblume
    Jürg Stöcklin
    None

    Kriechende Nelkenwurz mit Ausläufern
    Kriechende Nelkenwurz mit Ausläufern
    Jürg Stöcklin
    None


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Straussblütige Glockenblume


    For download

    x

    Kriechende Nelkenwurz mit Ausläufern


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).