Den Botanikern Salvatore Tomasello und Prof. Dr. Christoph Oberprieler von der Uni Regensburg ist es in Kooperation mit Kollegen vom „Real Jardín Botánico“ in Madrid gelungen, den Ursprung einer heute extrem seltenen Pflanzenart aufzuklären. Das internationale Team arbeitete eigentlich an einem Stammbaum der Alpen-Margeriten-Pflanzenarten. Bei der genetischen Sequenzierung stellte sich heraus, dass die verwandte und kamilleartige Pflanze Castrilanthemum debeauxii ein Relikt aus dem Erdzeitalter des Frühen Miozäns (vor 15-22 Millionen Jahren) ist. Das überraschende Ergebnis wurden in der Zeitschrift „Molecular Phylogenetics and Evolution“ veröffentlicht (DOI: 10.1016/j.ympev.2014.09.007).
Die kamilleartige, maximal 10 cm große Castrilanthemum debeauxii wurde erstmals 1903 vom französischen Botaniker Élisée Reverchon auf einer Reise im östlichen Andalusien entdeckt; konnte aber erst 1978 von einem spanischen Forscher erneut gefunden werden. Oberprieler und sein Kollege Dr. Robert Vogt vom Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin-Dahlem erkannten 1996 die taxonomische Unabhängigkeit von Castrilanthemum debeauxii und beschrieben sie als eigenständige Gattung. Sie ist nach ihrem Wuchsort in der Sierra de Castril nördlich von Granada im Südosten Spaniens benannt. Trotz der Lokalisierung weiterer Populationen in den angrenzenden Bergen (Sierras) Ostandalusiens ist die Art immer noch eine der seltensten Pflanzenarten der iberischen Halbinsel. Sie wird in der Roten Liste der gefährdeten Arten Spaniens als „vom Aussterben bedroht“ klassifiziert.
Der Biologe Tomasello vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Regensburg hat sich im Rahmen seiner Doktorarbeit, die von Prof. Oberprieler betreut wurde, mit den Verwandtschaftsverhältnissen der Alpen-Margeriten (Gattung Leucanthemopsis) befasst. Für seine – auf molekularen Sequenzdaten fußenden – Stammbaumrekonstruktionen bezog er auch die nah verwandte Art Castrilanthemum debeauxii ein. Das überraschende Ergebnis dieser Untersuchungen war das hohe Alter des isolierten Stammbaumastes, der zu Castrilanthemum führt und schon vor 15-22 Millionen Jahren von den nächstverwandten Linien abzweigt.
„Damit weist dieser isolierte Zweig auf eine geologische Epoche zurück, in der die heute mit mehr als 600 Arten in Europa und Nordafrika vertretenen Kamilleartigen – aus dem südlichen Afrika kommend – erstmals im Mediterrangebiet heimisch wurden“ erklärt Oberprieler. Zwar erreicht Castrilanthemum debeauxii damit nicht das Alter des berühmten „lebenden Fossils“ Ginkgo biloba (Ginkgobaum), dessen Linie seit dem Eozän vor 50 Millionen Jahren unverändert überdauert. „Für eine krautige und einjährige Pflanzenart ist das aber schon ein außergewöhnliches Alter“, ergänzt Oberprieler.
Titel der Originalpublikation:
S. Tomasello, I. Álvarez, P. Vargas, Ch. Oberprieler: Is the extremely rare Iberian endemic plant species Castrilanthemum debeauxii (Compositae, Anthemideae) a ´living fossil´? Evidence from a multi-locus species tree reconstruction, in: Molecular Phylogenetics and Evolution 82 (2015), 118-130.
Die Publikation im Internet unter:
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1055790314003194
Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Christoph Oberprieler
Institut für Pflanzenwissenschaften
Professur für Evolution und Systematik der Pflanzen
Universität Regensburg
Tel.: 0941 943-3129
Christoph.Oberprieler@ur.de
Nur wenige Monate im Frühjahr zu sehen: Castrilanthemum debeauxii, eine der seltensten Pflanzenarten ...
Bildnachweis: Salvatore Tomasello (Universität Regensburg)
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Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
Nur wenige Monate im Frühjahr zu sehen: Castrilanthemum debeauxii, eine der seltensten Pflanzenarten ...
Bildnachweis: Salvatore Tomasello (Universität Regensburg)
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