idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/30/2016 10:56

Impfungen nicht mehr vergessen

Susanne Thiele Presse und Kommunikation
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

    Ein besseres Erinnerungssystem für Ärzte könnte die Impfquote in Deutschland erhöhen

    Impfungen unterstützen die körpereigenen Abwehrkräfte dabei, Krankheitserreger frühzeitig zu beseitigen und so den Krankheitsausbruch zu verhindern. Da das Immunsystem im fortgeschrittenen Alter schwächer wird, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts besonders älteren Menschen Impfungen unter anderem gegen Pneumokokken und die Grippe. Allerdings wird nicht einmal die Hälfte dieser Personengruppe entsprechend dieser Empfehlungen geimpft. Dabei sind Infektionen mit Pneumokokken in Europa die häufigste Ursache bakterieller Lungenentzündungen.

    Ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig hat in einer Umfrage unter niedergelassenen Hausärzten und medizinischen Fachangestellten untersucht, inwieweit sie ihren Patienten Impfungen empfehlen. Das Ergebnis: Der häufigste Grund für ausbleibende Empfehlungen war schlichtes Vergessen. Ihre Umfrage haben die Wissenschaftler im frei zugänglichen Online-Fachjournal BMC Family Practice veröffentlicht.

    Impfungen schützen nicht nur den Einzelnen vor einer Infektion, sie grenzen auch das Ausbreiten solcher Krankheitserreger in der Bevölkerung ein, die von Mensch zu Mensch übertragen werden. Ist die Impfquote hoch genug, kann quasi eine ganze Population gegen bestimmte Krankheitserreger immun werden. Trotzdem lassen sich in Deutschland noch zu wenig Menschen so impfen, wie es die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt.

    Anlässlich der jährlichen Aktualisierung ihrer Impfempfehlungen hat die STIKO gestern unter anderem die Empfehlung der seit 1983 zugelassenen 23-valenten Pneumokokken-Polysaccharid-Impfung (PPSV23) für alle Menschen ab einem Alter von 60 Jahren untermauert. Der zugrundeliegende Impfstoff schützt vor 23 von insgesamt rund 90 bekannten Pneumokokken-Serotypen. Zudem hat das Robert Koch-Institut beklagt, dass die Empfehlung der Pneumokokken-Impfung für Menschen über 60 zu wenig befolgt werde.

    Um die Ursachen für die mangelnde Umsetzung der Impfempfehlungen zu untersuchen, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des HZI je zwei Kopien eines eigens entwickelten Fragebogens an 5000 zufällig ausgewählte Hausarztpraxen in Deutschland geschickt. Darin fragten sie den Kenntnisstand und die Einstellung zu Impfungen bei älteren Menschen sowie deren praktische Umsetzung ab. Sowohl Ärzte und Ärztinnen als auch medizinische Fachangestellte (MFA) wurden darum gebeten, die Fragen zu beantworten. Insgesamt haben sich 16,3 Prozent der Praxen beteiligt.

    „Zentrales Ergebnis der Umfrage ist, dass insgesamt 22 Prozent der Befragten – darunter mehr Ärzte als medizinische Fachangestellte – eine von der STIKO empfohlene Impfung schon einmal nicht ihren älteren Patienten empfohlen haben“, sagt Carolina Klett-Tammen, die die Umfrage im Rahmen ihrer Promotion in der HZI-Abteilung Epidemiologie durchgeführt hat. Bei der Pneumokokken-Impfung gaben die Befragten in gut 70 Prozent der Fälle als Grund dafür an, die Empfehlung vergessen zu haben, bei der Grippe-Impfung nannten gut 50 Prozent diesen Grund. Des Weiteren wurde sowohl die Pneumokokken- als auch die Grippe-Impfung von jeweils knapp 30 Prozent der Befragten schon einmal nicht empfohlen, weil sie das Risiko einer Infektion für den entsprechenden Patienten als sehr gering eingeschätzt haben.

    „Die Einstellung zu den Impfempfehlungen sind bei Ärzten und MFAs generell gut“, sagt Klett-Tammen. Trotzdem bleibt die Weitergabe an die Patienten gelegentlich aus. „Um dem entgegenzuwirken, müsste das Erinnerungssystem in der Praxismanagement-Software verbessert werden.“ Es gebe zwar bereits entsprechende Computerprogramme, die an ausstehende Impfungen erinnern, doch würden diese noch zu wenig genutzt.

    Laut Umfrage wünschen sich insgesamt zwei Drittel der Ärzte und MFAs eine bessere Aufbereitung der Informationen zu Änderungen der offiziellen Impfempfehlungen. Immerhin gaben 86 Prozent der medizinischen Fachangestellten an, die STIKO-Empfehlungen grundsätzlich zu kennen. „Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass gerade medizinische Fachangestellte als Vermittler der Impfempfehlungen gezielter unterstützt werden sollten“, sagt Dr. Stefanie Castell, Ärztin und Epidemiologin am HZI und Letztautorin der Studie.

    Zur den aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission: http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Impfempfehlungen_node.html



    Originalpublikation:

    Advising vaccinations for the elderly: a cross-sectional survey on differences between general practitioners and physician assistants in Germany: Carolina Judith Klett-Tammen, Gérard Krause, Thomas von Lengerke and Stefanie Castell. BMC Fam Pract. 2016 Jul 29; 17(1):98. DOI: 10.1186/s12875-016-0502-3

    Link: http://bmcfampract.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12875-016-0502-3

    Sie finden diese Pressemitteilung und Bildmaterial auch auf unserer Internetseite unter dem Link https://www.helmholtz-hzi.de/de/aktuelles/news/ansicht/article/complete/impfunge...

    Über das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
    Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. http://www.helmholtz-hzi.de

    Ihre Ansprechpartner:
    Susanne Thiele, Pressesprecherin und Leiterin Presse und Kommunikation
    Dr. Andreas Fischer, Redakteur und stellv. Pressesprecher

    Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH
    Presse und Kommunikation
    Inhoffenstraße 7
    D-38124 Braunschweig

    Tel.: 0531 6181-1404


    Images

    Besonders älteren Menschen empfiehlt die STIKO, sich regelmäßig gegen Infektionen mit Pneumokokken und Grippeviren impfen zu lassen.
    Besonders älteren Menschen empfiehlt die STIKO, sich regelmäßig gegen Infektionen mit Pneumokokken u ...
    Fotolia
    None


    Criteria of this press release:
    all interested persons
    Biology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Besonders älteren Menschen empfiehlt die STIKO, sich regelmäßig gegen Infektionen mit Pneumokokken und Grippeviren impfen zu lassen.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).