idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/15/2016 12:56

Alzheimerforschung: Gift im Gehirn

Raffaela Römer Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Kugelige Strukturen im Kern von Hirnzellen, sogenannte Kernsphären, stehen im Verdacht, an der Auslösung von Alzheimer beteiligt zu sein. Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben diese Kernsphären jetzt erstmals im menschlichen Gehirn nachgewiesen. Die Kernsphären entstehen bevorzugt, wenn das amyloideVorläuferprotein keine Phosphatgruppe trägt; dies ist besonders in den Hirnbereichen der Fall, in denen die typischen demenziellen Ablagerungen auftauchen. Die Kernsphärenentstehung könnte für die Alzheimer-Erkrankung ein zentraler Mechanismus sein, der darüber entscheidet, ob eine Nervenzelle stirbt oder nicht.

    Kugelige Strukturen im Kern von Nervenzellen, sogenannte Kernsphären, stehen im Verdacht, an der Auslösung von Alzheimer beteiligt zu sein. Ein Team um Dr. Thorsten Müller von der Arbeitsgruppe Cell Signaling in Neurodegeneration hat die vermutlich toxischen Protein-Aggregate erstmals im menschlichen Gehirn nachgewiesen. Die Forscher der Ruhr-Universität Bochum berichten im Journal Neurobiology of Aging.

    Zahl der Kernsphären bei Alzheimer erhöht

    Das Team verglich Hirnproben von Alzheimer-Patienten mit denen von gleichaltrigen gesunden Personen. Das Ergebnis: In den Proben der Alzheimer-Patienten fanden sich sehr viel mehr Kernsphären als bei den Gesunden.

    Die Bochumer Gruppe untersuchte außerdem , wie die Kernsphären entstehen. In Versuchen mit Zellkulturen zeigte sich, dass das amyloide Vorläuferprotein (APP) hierbei eine zentrale Rolle spielt. APP wird schon seit Langem mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht. Die Wissenschaftler beobachteten, dass Kernsphären bevorzugt dann entstehen, wenn das amyloide Vorläuferprotein an einer spezifischen Aminosäure keine Phosphatgruppe trägt. Ein Spaltprodukt des APP ist außerdem in den Kernsphären enthalten.

    Zentraler Mechanismus der Alzheimer-Erkrankung

    Die Forscher fanden heraus, dass die fehlende Phosphorylierung insbesondere in den Bereichen des Gehirns vorkommt, in denen viele alzheimertypische Plaques vorkommen. Auch hierzu haben die Forscher im August 2016 einen Artikel im Journal Cellular Signalling veröffentlicht.

    „Wir vermuten, dass die Kernsphären toxisch sind und dazu beitragen, dass die Nervenzellen absterben“, erklären Katharina Kolbe und Hassan Bukhari, die beiden Erstautoren der Publikationen. Die Entstehung der Kernsphären könnte somit ein für die Alzheimer-Erkrankung zentraler Mechanismus sein.

    Erkenntnisse könnten Amyloid-Hypothese ablösen

    „Mittelfristig weisen die gewonnenen Ergebnisse den Weg für neuartige Alzheimer-Hypothesen abseits der seit über 25 Jahren untersuchten Amyloid-Hypothese“, sagt Thorsten Müller. Es sei nicht auszuschließen, dass sie langfristig sogar für therapeutische Interventionen von zentraler Bedeutung sein könnten.

    Förderung

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (MU3525/3) förderte die Arbeit ebenso wie das Mercator Research Center Ruhr (MERCUR: AN-2013-0024) und die Forschungsförderung Ruhr-Universität Bochum Medizinische Fakultät (F800-2014).

    Originalveröffentlichungen

    Katharina Kolbe, Hassan Bukhari, Christina Loosse, Gregor Leonhardt, Annika Glotzbach, Magdalena Pawlas, Katharina Hess, Carsten Theiss, Thorsten Müller: Extensive nuclear sphere generation in the human Alzheimer’s brain, 2016, in: Neurobiology of Aging, DOI: 10.1016/j.neurobiolaging.2016.08.016.
    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0197458016301944

    Hassan Bukhari, Katharina Kolbe, Gregor Leonhardt, Christina Loosse, Elisabeth Schröder, Shirley Knauer, Katrin Marcus, Thorsten Müller: Membrane tethering of APP c-terminal fragments is a prerequisite for T668 phosphorylation preventing nuclear sphere generation, 2016, in: Cellular Signalling, DOI: 10.1016/j.cellsig.2016.08.007
    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0898656816302054

    Pressekontakt

    Dr. Thorsten Müller
    Arbeitsgruppe Cell Signaling in Neurodegeneration
    Medizinisches Proteom-Center
    Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234 32 29265
    E-Mail: thorsten.t.mueller@rub.de


    More information:

    http://news.rub.de/presseinformationen/wissenschaft/2016-09-15-alzheimerforschun...


    Images

    Hassan Bukhari, Katharina Kolbe und Thorsten Müller (von links) erforschen die Alzheimer-Krankheit.
    Hassan Bukhari, Katharina Kolbe und Thorsten Müller (von links) erforschen die Alzheimer-Krankheit.
    RUB, Kramer
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Hassan Bukhari, Katharina Kolbe und Thorsten Müller (von links) erforschen die Alzheimer-Krankheit.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).