Es passiert nicht jeden Tag, dass ein Kunsthistoriker einen Ingenieurbaupreis bekommt. Über eine solche Auszeichnung kann sich Professor Stefan Bürger von der Universität Würzburg freuen.
Der Wiederaufbau der Kapelle des Dresdener Residenzschlosses war schon in den 1980er-Jahren vorbereitet worden. 2009 fiel dann der endgültige Entschluss, das Vorhaben umzusetzen – das lag auch daran, dass von da an ein Neubau des äußerst kompliziert erscheinenden spätmittelalterlichen Schlingrippengewölbes machbar war.
Ein derartiges Gewölbe wurde dann bis 2013 nach historischen Grundsätzen und Techniken entworfen und unter Berücksichtigung der heutigen baustatischen Anforderungen realisiert. Dabei mussten sich die beteiligten Fachleute intensiv mit historischen Bauweisen und deren Tragwirkung auseinandersetzen.
Dissertation über figurierte Gewölbe
Mit im Team war Stefan Bürger als Berater des Architekturbüros Anwand und der Ingenieurpartner Kröning und Schröter.
„Die grundlegende Idee zum Gewölbeentwurf und die Vorstellung, welche Schritte im Entwurfs- und Bauverfahren durchlaufen werden müssten, um eine solche Figuration im Raum auszuformen, basiert auf den Erkenntnissen meiner Dissertation über figurierte Gewölbe. Darin habe ich mich auch mit jenen spätmittelalterlichen Baumethoden auseinandergesetzt, die auf lange Zeit verlorenem Wissen, aber im Prinzip auf recht einfachen Regeln und Arbeitsschritten fußen“, sagt der Kunsthistoriker.
Bürger ist seit 2014 Professor für Kunstgeschichte an der Universität Würzburg; sein Schwerpunkt liegt auf der Architektur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Die handwerklichen Aspekte seines Fachs sind ihm sehr gut vertraut: Er absolvierte eine Malerausbildung in der Denkmalpflege, bevor er zuerst Restaurierung und später Kunstgeschichte studierte.
Fakten zum Ingenieurbaupreis
Die Realisierung des Schlingrippengewölbes der Dresdener Schlosskapelle wurde nun mit dem „Ulrich Finsterwalder Ingenieurbaupreis / Auszeichnung Ingenieurbaupreis 2017“ gewürdigt. Er geht namentlich an das Büro Kröning und Schröter / Ingenieurpartnerschaft Tragwerksplanung (Dresden), doch als ehemaliger Berater der Firma ist Stefan Bürger im Kreis der Preisträger mit dabei.
Vergeben wird die Auszeichnung vom Bau-Fachverlag Ernst & Sohn (Berlin). Er würdigt damit seit 1988 alle zwei Jahre herausragende Ingenieurleistungen im konstruktiven Ingenieurbau.
Jury würdigt mutige Entscheidung
Aus dem Votum der Jury zum Schlingrippengewölbe: „Die Realisierung … wurde mit großer Liebe zur Konstruktion und zum Detail verwirklicht. Das Resultat überzeugt in seiner konstruktiven Umsetzung und seiner Ästhetik. Die Wiedererrichtung der Schlosskapelle in ihrer annährend originalen Form trägt wesentlich zum nachhaltigen Erhalt des historischen Gedächtnisses der Stadt Dresden bei. Die mutige Entscheidung des Bauherrn zur Realisierung dieses anspruchsvollen und nicht unbedingt kostenoptimierten Entwurfs wird von der Jury gewürdigt.“
Preisverleihung in München
Die feierliche Preisverleihung findet im Februar 2017 im Deutschen Museum in München statt. Für 2017 wurden aus insgesamt 34 Einreichungen ein Hauptpreisträger gekürt und vier weitere Projekte ausgezeichnet.
Kontakt
Prof. Dr. Stefan Bürger, Institut für Kunstgeschichte, Universität Würzburg, T (0931) 31-84650, stefan.buerger@uni-wuerzburg.de
http://www.kunstgeschichte.uni-wuerzburg.de/mitarbeiter/professorinnen_und_profe... Homepage von Stefan Bürger
http://www.ernst-und-sohn.de/ulrich-finsterwalder-ingenieurbaupreis Weitere Informationen des Verlags über die Auszeichnungen
Stefan Bürger, Professor für Kunstgeschichte
Foto: privat
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Das Schlingrippengewölbe in der Kapelle des Dresdener Residenzschlosses
Foto: Stefan Bürger
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Art / design, Construction / architecture
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