idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/10/2017 09:51

Obstschädlinge - Kirschessigfliegen ticken anders

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Die Kirschessigfliege legt ihre Eier im Gegensatz zu anderen Fruchtfliegen in reife Früchte. LMU-Biologen haben nun die Ursachen dieses Verhaltens untersucht.

    Die Kirschessigfliege D. suzukii hat bei der Eiablage andere Präferenzen als verwandte Fruchtfliegenarten: Während diese Obst favorisieren, das bereits fault, legt D. suzukii ihre Eier in reife Früchte, die in vollem Saft stehen – durch den Larvenfraß und Infektionen an der Einstichstelle dann aber rasch verfaulen. Dadurch richtet sie in der Landwirtschaft verheerende Schäden an bei Früchten wie Kirschen, Himbeeren, Pfirsichen, Trauben oder Erdbeeren. LMU-Biologen um Professor Nicolas Gompel haben in Zusammenarbeit mit Dr. Benjamin Prud’homme (CNRS) und Professor Ilona Grunwald Kadow (TU München) nun untersucht, welche evolutiven Veränderungen diesem Verhalten zugrunde liegen. Über ihre Ergebnisse berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Magazins Current Biology.

    Für ihre Studie haben die Forscher Verhaltensexperimente und genetische Methoden kombiniert und untersucht, anhand welcher Reize die eng verwandten Fruchtfliegenarten D. melanogaster, D. biarmipes und D. suzukii den idealen Ort für die Eiablage finden. Dabei zeigte sich, dass sowohl die Festigkeit des Obstes als auch seine chemische Zusammensetzung und Düfte eine Rolle spielen – die Fliegen fühlen, riechen und „schmecken“ die jeweils bevorzugte Stelle. D. melanogaster legt ihre Eier ausschließlich in faulende, schon etwas matschige Früchte, während D. suzukii die straffe Haut reifer Früchte bevorzugt – angezogen werden sie von dem chemischen Duft-Cocktail, der für das jeweilige Reifestadium typisch ist. Die Vorlieben von D. biarmipes liegen dazwischen: Die Fliegen sind nicht so fixiert auf faulendes Obst wie D. melanogaster, können ihre Eier aber aufgrund der Anatomie ihres Legestachels nur in weiche oder beschädigte Früchte legen.

    „Aus unseren Ergebnissen schließen wir, dass sich im Verlauf der Evolution der Wahrnehmungsapparat von D. suzukii zunehmend verändert hat, sodass die Fliegen eine Vorliebe für die typischen Eigenschaften reifer Früchte entwickelten“, sagt Gompel. Die Fliege können diese ökologische Nische nutzen, weil sie einen vergrößerten Legestachel besitzen, mit dem sie die straffe Haut reifer Früchte durchstechen können. „Die Verhaltensänderung und die anatomische Veränderung haben sich gemeinsam herausgebildet“, sagt Gompel. „Dabei war der vergrößerte Legestachel unserer Ansicht nach die sekundäre Errungenschaft – eine ähnliche Entwicklung wie bei Säugetieren, bei denen sich die Zahnmorphologie den veränderten Ernährungsgewohnheiten anpasste.“

    Als nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler die genetischen Grundlagen der veränderten Wahrnehmung untersuchen. „Möglicherweise beruhen sie auf Modifikationen in Genen, die für Rezeptoren der Sinneswahrnehmung codieren“, sagt Gompel. „Wir wollen auch erforschen, wie sich diese Modifikationen auf die beteiligten Nervenzellen auswirken.“
    Current Biology 2017

    Publikation:
    Evolution of multiple sensory systems drives novel egg-laying behavior in the fruitpest Drosophila suzukii
    Marianthi Karageorgi, Lasse B. Bräcker, Sébastien Lebreton, Caroline Minervino, Matthieu Cavey, K.P. Siju, Ilona C. Grunwald Kadow, Nicolas Gompel* & Benjamin Prud’homme*
    Current Biology 2017
    *co-corresponding authors

    Kontakt:
    Prof. Dr. Nicolas Gompel
    Chair of Evolutionary Ecology
    Phone: +49 89 218074-202
    Email: gompel@bio.lmu.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).