Auszeichnung für Promotion aus dem IAT
Die über 1.400 regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland gelten international als Vorbild für kundenorientierte Kreditvergabe: nicht nur die Zahlen und Profite zählen, sondern auch Belange der regionalen Entwicklung und Arbeitsplätze. Dieses idyllische Bild regionaler Banken, die vor Ort und im Sinne der Kunden und Region agieren, ist so jedoch nicht mehr zutreffend, wie der IAT-Forscher Dr. Franz Flögel in seiner Dissertation mit dem Titel „Distance, Rating Systems and Enterprise Finance“, die von Prof. Dr. Hans-Martin Zademach betreut wurde, aufgezeigt hat.
Für diese Arbeit ist Flögel, der am Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule) im Forschungsschwerpunkt Raumkapital forscht, von der Katholischen Universität Eichstätt (am 29.11.2017) mit dem Preis für die beste Promotion ausgezeichnet worden. Vor dem Hintergrund internationaler Bankenregulierung (Baseler Akkorde) und der Tatsache, dass alle Sparkassen die gleichen zentralisierten Ratingsysteme einsetzen, ging Flögel der Frage nach, welche Rolle lokales Wissen und sogenannte weiche Informationen in der Firmenkreditvergabe überhaupt noch spielen.
Dafür wählte er einen ethnographischen Forschungsansatz, wozu er unter anderem eine zweimonatige teilnehmende Beobachtung in einer Sparkasse absolvierte. Im Detail wurden die Vergabepraktiken der beobachteten Sparkasse mit einer deutschen Großbankfiliale in derselben Region verglichen, die zur Sparkasse im direkten Wettbewerb um kleinere Firmen steht. Der Vergleich überrascht: So entscheidet die Großbank oft sogar in größerer Kundennähe als die Sparkasse, da sie im Fall einer guten Ratingnote Entscheidungsbefugnisse bis zu einer Million Euro in die Filialen delegiert. Vergleichbare Kredite muss der Vorstand der Sparkasse genehmigen. Jedoch demonstrieren die beschriebenen Kreditvergabefälle, dass die Sparkasse genau dann in größerer Nähe zum Kunden entscheidet, wenn weiche Informationen die Kreditvergabe maßgeblich beeinflussen. Firmen in finanzieller Notlage brauchen in der Regel neue Kredite um zu bestehen, weisen schlechtere Ratingnoten auf und ihre Überlebensfähigkeit hängt von weichen Faktoren, wie etwa der Belastbarkeit des Inhabers, ab. Während die Sparkasse flexibel und unter Berücksichtigung aller (harten und weichen) Informationen Kredite bewertet, egal wie schlecht das Ratingergebnis ist, entzieht die Großbank ihren Filialen bei schlechterer Ratingnote die Entscheidungsbefugnis, was die Berücksichtigung weicher Informationen erschwert.
Die Dissertation wird voraussichtlich 2018 bei Routledge erscheinen. Zentrale Ergebnisse wurden bereits im Artikel „Distance and modern banks’ lending to SMEs“ im Journal of Economic Geography veröffentlicht weblink.
Beim „Dies academicus“ an der Katholischen Universität Eichstätt überreichte Oberbürgermeister Andre ...
Foto: KU
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Beim „Dies academicus“ an der Katholischen Universität Eichstätt überreichte Oberbürgermeister Andre ...
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