idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/19/2018 10:32

Wie demokratische Beteiligung das Risiko von Flächenbränden verringern kann

Boris Nitzsche Abteilung Kommunikation, Marketing und Veranstaltungsmanagement
Humboldt-Universität zu Berlin

    Eine Pilotstudie zeigt, wie gesellschaftliche Partizipation in der Flächenbrandprävention Risiken senken kann

    Neuerliche Flächenbrände in Griechenland, Kalifornien und andernorts zeigen, wie das Risiko von Flächenbränden immer problematischer wird. Der Klimawandel sowie Veränderungen in der Flächennutzung sind zwei der Hauptursachen für diesen Trend. Trotz Bemühungen, die Flächenbrandpolitik zu verbessern überwinden doch immer wieder Flächenbrände die Schutzmaßnahmen der Staaten – mit tragischen Folgen. Eine Studie zeigt nun, dass sich die Intensität von Flächenbränden und der Verlust wertvoller Landschaften durch die Beteiligung von Interessenvertretern und Bürgern bei der Planung der Präventionsmaßnahmen reduzieren lassen. Unter der Leitung des IRI THESys (Integratives Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen) an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) wurde die Studie in enger Zusammenarbeit zwischen Forschern und Feuerwehr erarbeitet und jetzt in PLOS ONE veröffentlicht.

    „Wir haben gelernt, wie man das Risikomanagement von Flächenbränden durch Demokratisierung verbessern kann“, so Iago Otero, früherer Postdoktorand am IRI THESys und Hauptautor der Studie. Bei der Entwicklung eines Pilotmodells fanden Otero und seine Kollegen heraus, dass die Integration der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Werte einer Landschaft in die Modelle der Brandschutzbehörden einen Beitrag zur Anpassung des Flächenbrandmanagements leisten kann. Oteros Team organisierte eine Reihe von Workshops und Ausstellungen im Montseny Biosphärenreservat, einer Region in Katalonien (Spanien), in der die Studie zwischen 2014 und 2016 durchgeführt wurde. „Einerseits dienten diese Veranstaltungen der besseren Koordination der unterschiedlichen Interessenvertreter: Feuerwehr, Brandschutzdienst und Waldbesitzer. Andererseits konnten Interessenvertreter und Bürger ihre Vorstellungen einbringen, welche Zonen und Landschaftswerte bei Flächenbrandgefahr Priorität haben sollten“, so Otero, der für dieses Forschungsprojekt des IRI THESys mehrere Monate mit der katalanischen Brandschutzbehörde verbrachte. Das in der Mitte der Studienregion gelegene Tal erwies sich als wichtigste Region, da sich dort Wohngebiete befinden, es eine Tourismusindustrie beheimatet und Potenzial zur bioökonomischen Entwicklung birgt.

    Alle Informationen flossen schließlich in die Modelle zur Ausbreitung von Flächenbränden ein, die die Fachgruppe zur Bekämpfung von Flächenbränden (GRAF) der katalanischen Brandschutzbehörde für das Flächenbrandmanagement nutzt. So konnten Prioritäten in der Reduktion der Kraftstofflast identifiziert werden, um die Intensität von Flächenbränden zu verringern und die Auswirkungen auf die wichtigsten Zonen zu minimieren. Diese Planungsvorschläge wurden im abschließenden Workshop mit Maßnahmen zu deren Umsetzung koordiniert und mit den Interessenvertretern abgestimmt. Marc Castellnou, dem Leiter von GRAF und Co-Autor des Artikels zufolge, war dieses innovative Verfahren ein erster Schritt zur Erforschung, wie die Gesellschaft in der Risikoreduktion von Flächenbränden Verantwortung übernehmen kann. „Die Brandschutzbehörde braucht eine aktive Beteiligung der Gesellschaft im Notfallmanagement, sonst kollabiert das Löschsystem.“

    In der Studie wird auch betont, dass eine Demokratisierung des Flächenbrandmanagements sowohl zu einer Transformation der Landschaft wie auch Gesellschaft selbst führt. „Um die Flächenbrandgefahr noch weiter einzudämmen, ist eine weniger leicht entzündliche Landschaft erforderlich“, schließt Otero. Deshalb sind aus dem partizipatorischen Verfahren eine Reihe von Vorschlägen für Landschaftsmanagement hervorgegangen, wie z.B. eine Verstärkung der nachhaltigen Forstwirtschaft und Extensivbeweidung sowie die Förderung des Handels mit lokalen Produkten wie Biomasse oder Käse. Diesen Vorschlägen wird das Potenzial beigemessen, solch eine Landschaft hervorzubringen, weil damit übermäßige Vegetation in nachhaltige Produkte mit einem Mehrwehrt für die Kommunen in der Region verwandelt wird. In der Studie wird aber auch betont, dass die Umsetzung dieser Maßnahmen eine Neuorganisation der sozioökonomischen Aktivitäten sowie eine Umkehr von den aus dem letzten Jahrhundert überkommenen Formen der Landnutzung in dieser Region erfordern würde. Das ist leichter gesagt als getan. Das transformative Potenzial eines partizipatorischen Flächenbrand-Managements zu stärken ist eine Herausforderung, mit der in Zukunft noch weiter Erfahrungen gemacht werden müssen.


    Contact for scientific information:

    Dr. Iago Otero
    IRI THESys
    Humboldt-Universität zu Berlin
    iago.otero.armengol@hu-berlin.de
    iago.otero.armengol@gmail.com
    Tel.: +41765104558


    Original publication:

    Democratizing wildfire strategies. Do you realize what it means? Insights from a participatory process in the Montseny region (Catalonia, Spain)
    https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0204806


    Images

    The Fire Department makes decisions on how to manage a wildfire in situ. Group of GRAF firefighters starting a backfire to control a large wildfire. Òdena wildfire, July 2015. Photo: Iago Otero.
    The Fire Department makes decisions on how to manage a wildfire in situ. Group of GRAF firefighters ...
    Photo: Iago Otero
    None

    In participatory workshops such as the ones organized by Otero and his team, the Fire Department can decide how to manage a wildfire together with the stakeholders.
    In participatory workshops such as the ones organized by Otero and his team, the Fire Department can ...
    Photo: Iago Otero
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Environment / ecology, Geosciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    The Fire Department makes decisions on how to manage a wildfire in situ. Group of GRAF firefighters starting a backfire to control a large wildfire. Òdena wildfire, July 2015. Photo: Iago Otero.


    For download

    x

    In participatory workshops such as the ones organized by Otero and his team, the Fire Department can decide how to manage a wildfire together with the stakeholders.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).