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12/17/2018 10:22

Vegetarische Höhlenbären

Dr. Eva-Maria Natzer Öffentlichkeitsarbeit
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

    Im Spätpleistozän (vor 125.000 bis 12.000 Jahren) lebten zwei Bärenarten in Europa: der Braunbär (Ursus arctos) und der heute ausgestorbene Höhlenbär (Ursus spelaeus s.l.). Es wird angenommen, dass frühere Braunbären sich ähnlich ernährten wie moderne Braunbären, aber die Ernährungsweise der Höhlenbären ist noch unklar. Seit seiner Entdeckung wird diskutiert, in welchem Ausmaß der Höhlenbär vegetarisch lebte. Eine neue Veröffentlichung in der Zeitschrift Historical Biology wirft ein neues Licht auf das Thema. Zwei Forscher aus Deutsch-land und Spanien haben nun anhand von Unterkiefermerkmalen entdeckt, dass die Ernährung des Höhlenbären wahrscheinlich hauptsächlich vegetarisch war.

    Die charakteristische Form des Schädels, Unterkiefers und der Zähne des Höhlenbären sind Anpassungen an seine Ernährung. Um die Ernährung des Höhlenbären zu verstehen, haben die Forscher die Unterkiefer von Höhlenbären sowie von modernen Bären mit sogenannten „Landmarks“, biologisch bedeutsamen und wiedererkennbaren Messpunkten, versehen und diese digitalisiert. Mit einer statistischen Methode, der sogenannten geometrischen Morphometrie, verglichen die Forscher an Hand dieser „Landmarks“ die dreidimensionale Form der Unterkiefer des Höhlenbären mit der von modernen Bärenarten. „Die Analysen zeigten, dass die Entwicklung des Unterkiefers des Höhlenbären in die gleiche Richtung ging wie bei Riesenpandas. Die Ergebnisse wurden nun in der Zeitschrift Historical Biology publiziert. „Dies gibt uns den Hinweis, dass Höhlenbären an eine ähnliche Ernährung angepasst und primär vegetarisch waren.“, erklärt Anneke van Heteren, Leiterin der Säugetiersektion an der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) und Hauptautorin des Artikels.

    „In dieser Studie haben wir neueste statistische Methoden benutzt, welche auch die Größe des Tieres und de-ren Verwandtschaft in Bezug nehmen“, sagt Borja Figueirido, Juniorprofessor in der Paläontologiegruppe der Abteilung für Ökologie und Geologie an der Universität Málaga (Spanien) und Ko-Autor der Veröffentlichung.

    Für die weitere Erforschung des Höhlenbären wollen die Wissenschaftler noch zusätzliche Untersuchungen vornehmen: Geplant ist die Analyse morphologischer Unterschiede der Schädel verschiedener Unterarten der Höhlenbären, um auch Rückschlüsse auf deren Ernährungsweise zu ziehen. Außerdem soll die dreidimensionale Computersimulation – die sogenannte Finite Element Analyse – der Schädel und Unterkiefer Aufschluss ge-ben über die Bisskraft der ausgestorbenen Höhlenbären.


    Contact for scientific information:

    Dr. Anneke H. van Heteren
    SNSB – Zoologische Staatssammlung München (SNSB-ZSM)
    Münchhausenstraße 21, 81247 München
    Tel.: +49 89 8107 125
    E-Mail: vanHeteren@snsb.de


    Original publication:

    van Heteren AH, Figueirido B. 2018. Diet reconstruction in cave bears from craniodental morphology: past evi-dences, new results and future directions. Historical Biology. DOI: 10.1080/08912963.2018.1547901,
    https://doi.org/10.1080/08912963.2018.1547901


    More information:

    http://www.zsm.mwn.de - Zoologische Staatssammlung München
    http://www.snsb.de - Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns


    Images

    Ein aufgestelltes Höhlenbärenskelett im Harzgebirge. Trotz vegetarischer Ernährung sind die Eckzähne, die an einen Fleischfresser erinnern, gut sichtbar.
    Ein aufgestelltes Höhlenbärenskelett im Harzgebirge. Trotz vegetarischer Ernährung sind die Eckzähne ...
    Foto: Anneke H. van Heteren (SNSB-ZSM)
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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    Biology, Nutrition / healthcare / nursing, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Ein aufgestelltes Höhlenbärenskelett im Harzgebirge. Trotz vegetarischer Ernährung sind die Eckzähne, die an einen Fleischfresser erinnern, gut sichtbar.


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