idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/23/2020 11:22

Aus Holz mach Bioplastik mach Holz

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    Neues BMBF-Projekt an der Universität Stuttgart will Kunststoffe erforschen, die die Umwelt gleich doppelt schützen

    Konventionelle Kunststoffverpackungen basieren in der Herstellung auf Erdöl und belasten nach Gebrauch als Plastikmüll die Umwelt. Das neue Forschungsprojekt „SusPackaging“ an der Universität Stuttgart will bioverträgliche Verpackungsmaterialien entwickeln, die nachhaltig produzierte Substrate wie Fette und Kohlenhydrate als Ausgangsstoff haben und in wenigen Monaten komplett abbaubar sind. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Bakterien.

    Die wachsenden Plastikberge auf unserem Planeten und insbesondere in den Meeren gehören zu den größten Umweltproblemen weltweit. Problematisch ist hierbei vor allem, dass konventionelle Kunststoffe in der Natur häufig mehrere Jahrzehnte bis gar Jahrhunderte überdauern, da sie nicht biologisch abbaubar sind. Eine Lösung für dieses Problem versprechen „bioabbaubare Biokunststoffe“: Diese schützen die Natur gleich auf doppelte Weise: Zum einen basieren sie nicht auf Petrochemie, sondern haben als Ausgangsstoffe nachhaltig produzierte Substrate wie Fette und Kohlenhydrate. Und zum zweiten können sie in der Natur innerhalb einiger Monate komplett abgebaut werden.
    Genau hier setzt das Projekt „SusPackaging“ an. Es wird vom Institut der Mikrobiologie der Universität Stuttgart zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB und anderen Instituten sowie ökologisch orientierten Kosmetikkonzernen wie Wala und Weleda getragen und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit über 2 Mio. Euro gefördert.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich die Entwicklung von bioverträglichen Verpackungsmaterialien aus nachhaltigen Ausgangsstoffen zum Ziel gesetzt. Im Mittelpunkt der Forschung stehen Biokunststoffe aus Polyhydroxyfettsäuren (Polyhydroxyalkanoate, PHAs). Diese werden direkt in Mikroorganismen – im konkreten Fall aus Holzabfällen – aufgebaut. Sie sind zudem sehr gut biologisch abbaubar.

    Aus Abfällen werden Substrate für Bakterien
    Die Projektpartner untersuchen sowohl die Produktion dieser Biopolymere, als auch deren Extraktion aus Bakterienzellen, wofür im Fraunhofer IGB unter der Leitung von Frau Dr. Vásquez-Caicedo eigens für das Projekt ein lösungsmittelfreies Verfahren entwickelt wurde. Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft: Hierbei wird zunächst im Zuge der Photosynthese Wasser und Kohlendioxid als Holz fixiert. Aus den Abfällen der Holzproduktion werden dann Substrate für die Bakterien und mit diesen dann die PHAs produziert, die am Ende des Abbauprozesses in der Natur wieder zu Wasser und Kohlendioxid mineralisiert werden. Experimentiert wird mit einer Vielzahl von Bakterienstämmen, welche auf verschiedenen Nahrungsquellen wachsen und unterschiedliche PHA-Polymere herstellen können. Die Zusammensetzung der PHAs hat einen wesentlichen Einfluss auf die Verarbeitbarkeit und Nützlichkeit der Verpackungsprodukte.

    Die Forschenden konnten bereits Produktionsverfahren für zwei PHA-Copolymere (Polymere aus mehr als einem Baustein) entwickeln, die gut zu verarbeiten sind, und mit denen die Bakterienstämme ebenso hohe Wachstums- sowie Produktivitätsraten entwickelten wie auf Substraten aus reinen Kohlenhydraten. „Somit konnten wir zeigen, dass diese Abfallstoffe sehr gut geeignet sind, um daraus auf dem Wege des Upscalings mit Hilfe von Bakterien hochwertige Biokunststoffe herzustellen. Dies macht den Prozess sowohl umweltschonend als auch ressourcenschonend“, erklären die Projektleiter Dr. Dieter Jendrossek und Dr. Felix Becker vom Institut für Mikrobiologie der Universität Stuttgart. Nun will das Team die Verfahren, die bisher im kleinen Maßstab ablaufen, zusammen mit den Projektpartnern in einen größeren Maßstab überführen und den Produktionsprozess optimieren. „Unser Ziel sind hochwertige und umweltfreundliche Verpackungen, die beispielsweise für ökologische Kosmetika verwendet werden können.“


    Contact for scientific information:

    apl. Prof. Dr. Dieter Jendrossek, Universität Stuttgart, Institut für Mikrobiologie, Tel. +49 (0) 711 685-65483, Email dieter.jendrossek@imb.uni-stuttgart.de

    Dr. Felix Becker, Universität Stuttgart, Institut für Mikrobiologie, Tel. +49 (0) 711 685-65481, Email felix.becker@imb.uni-stuttgart.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Chemistry, Environment / ecology
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).