idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
07/29/2020 14:02

Mukoviszidose-Test zum Trinken

Christina Glaser Referat II/2 - Kommunikation & Marketing
Universität Regensburg

    Rolle eines Gens in der Niere erlaubt die Entwicklung eines einfachen diagnostischen Verfahrens

    Mukoviszidose, auch Cystische Fibrose genannt, ist in erster Linie eine schwere Lungenerkrankung, die aber auch andere Organe betrifft, wie z. B. die Bauchspeicheldrüse und den Darm. Ursache der Mukoviszidose sind Mutationen des sogenannten CFTR (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) - Gens. Dieses Gen kodiert für einen Chloridkanal, der typischerweise in Organen zu finden ist, die sehr viel Salz transportieren müssen. Die Niere ist auch ein solches Organ. Umso erstaunlicher ist es, dass die Niere bei der Erkrankung Mukoviszidose scheinbar keine Funktionseinschränkung zeigt. Die Forscherteams um Prof. Jens Leipziger in Aarhus/Dänemark und aus dem Regensburger Labor des Forscherduos Prof. Dr. Karl Kunzelmann und Prof. Dr. Rainer Schreiber haben nun im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1350 einen wesentlichen Fortschritt im Verständnis der Rolle von CFTR in der Niere erzielt.

    CFTR ist v. a. in spezialisierten Zellen von Nierenkanälchen zu finden, die helfen, den pH-Wert des Blutes einzustellen. Die jetzt im Journal of the American Society of Nephrology erschienene Arbeit der Aarhuser und Regensburger Wissenschaftler beschreibt den genauen zellulären Mechanismus der pH-Regulation und die zentrale Rolle, die CFTR hierbei spielt. Aktiviert wird CFTR durch das Verdauungshormon Sekretin, das regulatorisch eingreift. Man sollte nun erwarten, dass bei Mukoviszidosepatienten regelmäßig auffällige Veränderungen des Blut-pH-Wertes zu finden sind. Dies ist aber nicht der Fall, da andere Anteile der Niere und v. a. die Atmung bei der Blut-pH-Regulation bei gesunden Menschen im Vordergrund stehen. Jedoch wurde bei Mukoviszidosepatienten immer wieder ein erhöhter pH-Wert, eine sogenannte Alkalose, berichtet.

    Derzeit ist die Diagnose einer Mukoviszidose-Erkrankung nicht einfach, da es weit über 2.000 verschiedene Mutationen gibt. Die bisherigen diagnostischen Verfahren sind entweder ungenau, aufwändig oder belastend und testen meist nicht direkt die Funktion bzw. die Restfunktion des CFTR. Der Umstand, dass Mukoviszidosepatienten bei einer Alkalose den Blut-pH nicht adäquat regulieren können, brachte die Forscher auf den Gedanken, dies für die Diagnose einer Mukoviszidose zu nutzen: „Die erkrankten Kinder oder auch älteren Patienten müssten lediglich ein Getränk zu sich nehmen, das den Blut-pH-Wert kurzfristig erhöht. Im nachfolgend ausgeschiedenen Urin könnte dann ein erhöhter pH-Wert und die Ausscheidung sogenannter Basen nachgewiesen werden, erklärt Prof. Leipziger. Liegt eine Mukoviszidose vor, so würde diese Ausscheidung fehlen“, ergänzt Prof. Kunzelmann. Genau diese Befunde wurden nun an Tiermodellen für Mukoviszidose und bei Mukoviszidosepatienten nachgewiesen. Weiterhin konnten die Forscher zeigen, dass ein solch einfacher Trinktest zuverlässig als Erfolgskontrolle für die Therapie mit kürzlich entwickelten CFTR-Reparaturmedikamenten, sogenannten CFTR-Modulatoren, genutzt werden kann. Ein solch einfacher Test könnte auch helfen, Kosten der sehr teuren Therapie zu sparen. „Als nächsten Schritt planen wir klinische Studien, um die Alltagstauglichkeit dieses einfachen und kostengünstigen Mukoviszidose-Tests zu beurteilen“, blickt das Team bereits nach vorn.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Karl Kunzelmann
    Professur für Physiologie
    Universität Regensburg
    Telefon: 0941 943-4302
    E-Mail: karl.kunzelmann@ur.de


    Original publication:

    Peder Berg, Samuel L. Svendsen, Mads V. Sorensen, Casper K. Larsen, Jesper
    Frank Andersen, Soren Jensen-Fangel, Majbritt Jeppesen, Rainer Schreiber, Ines
    Cabrita, Karl Kunzelmann and Jens Leipziger: Impaired renal HCO3- excretion in Cystic Fibrosis, Journal of the American Society of Nephrology
    DOI: https://doi.org/10.1681/ASN.2020010053


    Images

    Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Karl Kunzelmann
    Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Karl Kunzelmann

    © Prof. Dr. Karl Kunzelmann


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Karl Kunzelmann


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).