idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/11/2020 15:21

Hilft eine Steuer auf Fett in Lebensmitteln gegen Übergewicht? Internationales Forscherteam legt Cochrane Review vor.

Georg Rüschemeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Cochrane Deutschland Stiftung (CDS)

    Eine Steuer auf besonders fetthaltige Lebensmittel könnte sich vermutlich positiv auf die Ernährungsweise der Menschen auswirken. Jedoch gibt es hierzu noch zu wenige belastbare Studien. Zu diesem Schluss kommt eine heute (11.09.2020) in der Cochrane Database of Systematic Reviews veröffentlichte Studie eines internationalen Forscherteams der Universität Bremen, der Donau Universität Krems, der AOK Baden-Württemberg und weiterer internationaler Forschungseinrichtungen.

    Dänemark hatte als einziges Land weltweit in den Jahren 2011-2012 eine Fettsteuer eingeführt. Sie lag bei 16 dänischen Kronen (gut zwei Euro) pro Kilogramm gesättigte Fettsäuren für alle Lebensmittel, in denen der Anteil dieses Typs von Fett mehr als 2,3% des Gesamtgewichts betrug. Der Erstautor des aktuellen Cochrane Reviews, Dr. Stefan K. Lhachimi (Universität Bremen) betont allerdings, dass es sich bei der kurzlebigen dänischen Fettsteuer um eine verlorene Chance handelt: „Es ist tragisch, dass es in Dänemark versäumt wurde, diese gesetzliche Maßnahme sinnvoll auf ihre Gesundheitswirkungen hin zu evaluieren“.

    Den beiden gefundenen Studien zufolge sei mit der Fettsteuer in Dänemark der Absatz von Sahne um fast 6 Prozent zurückgegangen, Hackfleisch sei um 4 Prozent weniger nachgefragt gewesen. „Eine Studie hat eine Reduktion des Pro-Kopf-Fettkonsums von 42 Gramm pro Woche berichtet“, so Dr. Stefan K. Lhachimi. Allerdings basierte diese Beobachtung auf Einkäufen in Supermärkten. „Wir wissen leider nicht, was die Menschen tatsächlich gegessen haben: weniger, genauso viel oder möglicherweise sogar mehr Fett, nur aus anderen Quellen“.
    Dabei könnte eine Steuer auf gesättigte Fettsäuren wie in Dänemark ein guter Ansatz sein, um sogenannte Junk-Foods teurer und damit unattraktiver zu machen. „Jeder hat ein grobes Bauchgefühl dafür, was Junk-Food ist“, so Lhachimi, „Jedoch ist es schwer hier eine lebensmittelrechtlich eindeutige Definition zu finden.“ Eine Steuer auf ungesättigte Fettsäuren würde automatisch viele Produkte aus der Gruppe der Junk-Foods treffen.

    Angesichts einer wachsenden Zahl übergewichtiger Menschen in Deutschland sei eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten dringend notwendig. „Hierzulande bringt über die Hälfte der Erwachsenen zu viel Gewicht auf die Waage – Tendenz steigend“, so Dr. Manuela Bombana, Wissenschaftlerin bei der AOK Baden-Württemberg und Koautorin der Studie. Wenn man zugleich bedenke, dass Übergewicht einer der wichtigsten Risikofaktoren für Volkskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden sei, könne man ermessen, wie groß der Handlungsdruck sei. Weitere gut geplante empirische Forschung sei dringend notwendig. „Unsere aktuelle Studie kann nur erste Anhaltspunkte über die tatsächliche Wirksamkeit einer Fettsteuer geben“, so Bombana weiter.

    Hinweis für die Redaktionen:
    Die Studie wurde finanziert von dem UK Medical Research Council, Scottish Government Chief Scientist Office, und dem Cochrane Review Support Programme 2019.


    Contact for scientific information:

    Dr. Stefan K Lhachimi,
    Research Group for Evidence-Based Public Health,
    Leibniz Institute for Prevention Research and Epidemiology, Bremen, Germany

    Email: stefan.lhachimi@gmail.com


    Original publication:

    Lhachimi SK, Pega F, Heise TL, Fenton C, Gartlehner G, Griebler U, Sommer I, Bombana M, Katikireddi SVittal. Taxation of the fat content of foods for reducing their consumption and preventing obesity or other adverse health outcomes. Cochrane Database of Systematic Reviews 2020, Issue 9. Art. No.: CD012415. DOI: 10.1002/14651858.CD012415.pub2.


    Images

    Logo Cochrane Deutschland
    Logo Cochrane Deutschland


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Logo Cochrane Deutschland


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).