idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/21/2020 08:04

Tierexperimente: Forscher entwickeln neuen Versuchsaufbau für verbesserte Reproduzierbarkeit

Kathrin Nolte Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

    Studienergebnisse in der Forschung müssen präzise und wiederholbar sein. Verhaltensbiologen der WWU traten jetzt den Beweis an, dass ein neuer Versuchsaufbau die Reproduzierbarkeit und Aussagekraft von Ergebnissen aus der tierexperimentellen Forschung verbessern kann. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.

    Studienergebnisse in der Forschung müssen präzise und wiederholbar sein. Wissenschaftler führen deshalb ihre Versuche unter strikt standardisierten Laborbedingungen durch. Trotz der hohen Standards lassen sich in der Praxis Ergebnisse aus einzelnen Studien nicht immer reproduzieren. Besonders wenn Tiere für Forschungszwecke eingesetzt werden und die Originalstudie nicht wiederholbar ist, wirft dies jedoch ethische Fragen auf. Seit Längerem diskutieren Forscher diesen Aspekt unter dem Schlagwort „Reproduzierbarkeitskrise“. Verhaltensbiologinnen und -biologen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) konnten nun zeigen, dass ein neuer Versuchsaufbau die Reproduzierbarkeit und Aussagekraft von Ergebnissen aus der tierexperimentellen Forschung verbessern kann. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.

    Methodisches Vorgehen

    Unter standardisierten Versuchsbedingungen verstehen die Verhaltensbiologen, dass beispielsweise alle Tiere am gleichen Tag im Frühjahr, zur gleichen Uhrzeit von dem gleichen Forscher getestet werden. Bereits eine andere Jahres- oder Uhrzeit können zur Folge haben, dass sich die Daten unterscheiden. Mittlerweile wird in der Forschung immer häufiger diskutiert, ob nicht gerade die sehr strikte Standardisierung die Ursache für zahlreiche nicht reproduzierbare Ergebnisse sein könnte. Daran knüpft die empirische Studie der WWU-Wissenschaftler an.

    Anstatt wie üblich alle Tiere eines Versuchs unter strikt standardisierten Bedingungen an einem Zeitpunkt zu testen, teilten die Wissenschaftler das großes Experiment in kleinere, unabhängige Experimente, sogenannte Mini-Experimente, auf. Dadurch unterschieden sich die laborspezifischen Bedingungen wie beispielsweise der Geräuschpegel oder die Temperatur geringfügig. „Es ist wichtig, die biologische Variation aus dem echten Leben auch im Labor abzubilden. Wir konnten nachweisen, dass eine leichte Änderung des Versuchsdesigns enorme Konsequenzen für den Erkenntnisgewinn hat“, erläutert Vanessa von Kortzfleisch, Doktorandin bei Prof. Dr. Helene Richter am Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie der WWU und Erstautorin der Studie.

    Getestet wurde der neue Versuchsaufbau mit mehreren Wochen Abstand an Mäusen verschiedener Zuchtlinien. Um die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse in beiden Versuchsdesigns zu überprüfen, wiederholten die Wissenschaftler den gleichen Verhaltensversuch in jedem Design vier Mal. „Die Ergebnisse aus dem Mini-Experiment-Design sind reproduzierbarer und aussagekräftiger als die Ergebnisse aus dem bisher genutzten standardisierten Versuchsdesign“, betont Vanessa von Kortzfleisch.

    Die Verbesserung des Studiendesigns ist ein wichtiger Bestandteil der tierbasierten Forschung. Zwar sind viele Tierversuche noch unerlässlich, aber es besteht Einigkeit darüber, sie auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. Als Richtlinie gilt dabei das Konzept der „3R“: replacement (Ersatz), reduction (Verringerung) und refinement (Verbesserung). Der neu entwickelte Versuchsaufbau lässt sich nicht nur einfach in der Forschungspraxis umsetzen, sondern trägt auch wesentlich zur Verbesserung und zur Reduktion von solchen Versuchen bei.

    Förderung

    Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Projekts „Standardisierung, Heterogenisierung und Reproduzierbarkeit von Ergebnissen aus Tierversuchen“ gefördert.


    Contact for scientific information:

    Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie der WWU
    Vanessa von Kortzfleisch, M.Sc. Biology
    Badestraße 13
    48149 Münster
    Telefon: +49 (0)251 83 23842
    E-Mail: v_vonk01@uni-muenster.de


    Original publication:

    Kortzfleisch, V.T., Karp, N.A., Palme, R. et al (2020): Improving reproducibility in animal research by splitting the study population into several ‚mini-experiments‘. Sci Rep 10, 16579. https://doi.org/10.1038/s41598-020-73503-4


    More information:

    https://www.nature.com/articles/s41598-020-73503-4 Originalpublikation in „Scientific Reports“
    https://www.uni-muenster.de/Biologie.NeuroVer/Verhaltensbiologie/News/index.html Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie der WWU


    Images

    Durch kleinere, unabhängige Experimente verbessert sich die Reproduzierbarkeit und Aussagekraft von Tierstudien.
    Durch kleinere, unabhängige Experimente verbessert sich die Reproduzierbarkeit und Aussagekraft von ...
    Abt. für Verhaltensbiologie
    WWU - Abteilung für Verhaltensbiologie


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Durch kleinere, unabhängige Experimente verbessert sich die Reproduzierbarkeit und Aussagekraft von Tierstudien.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).