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02/09/2004 10:59

Keine Privilegien für Star und Meise!

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Welche Nisthilfen helfen Vögeln wirklich? Experten der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig geben ein paar Tipps.

    Vielfalt der Vogelwelt braucht Vielfalt der Nistangebote
    Noch dauert es ein paar Wochen, ehe die Vögel in Park und Garten mit dem Nestbau beginnen. Aber die ersten werden sich demnächst auf Wohnungssuche begeben. Wer sie dabei unterstützen möchte, der sollte bald damit anfangen. Mit dem kühnen Drauf-los-Zimmern von Kästen ist der Vogelwelt jedoch noch nicht automatisch geholfen. Experten der Klinik für Vögel und Reptilien der Universität Leipzig geben ein paar Tipps.

    "Ich kann den Spaß der Tierfreunde an der Beobachtung des Vogel-Familienlebens natürlich verstehen", so Prof. Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, Direktorin der Klinik für Vögel und Reptilien der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. "Aber wie alle anderen Eingriffe in die natürliche Umwelt, sind auch die künstlichen Nisthöhlen nicht ganz unproblematisch."

    Wer also möglichst viele Vertreter der einheimischen Vogelwelt in seinen Garten einladen möchte, der sollte möglichst viele naturnahe Ecken zulassen. Und er sollte - wenn er nun mal zusätzliche Nistmöglichkeiten anbringen möchte - die verschiedenen Arten des Brütens mit diesem Service bedenken. Tipps dazu gibt Volker Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Krautwald-Junghanns. "Mit einer ganz bestimmten Form des Nistkastens kann man ganz bestimmte Vogelarten herbeilocken. Das runde Loch an einem Starenkasten sollte genau 45 Millimeter Durchmesser haben, die Blaumeisen bevorzugen ein Einflugloch von 28 Millimetern, die Kohlmeisen von 32 Millimetern. Der Gartenrotschwanz benötigt eine ovales Einflugloch mit einer Höhe von 48 mm und einer Breite von 32 mm. Zu wenig wird an jene Vögel gedacht, die eine halboffene Vorderfront des Nistkastens bevorzugen, zum Beispiel die Bachstelze, der Gartenrotschwanz oder das Rotkehlchen. Mehlschwalben kann mit einem schalenförmigen Lehmbau eine Nisthilfe angeboten werden. Und wer den Mauerseglern behilflich sein will, der braucht einen Kasten, dessen Öffnung nach unten zeigt. Der Zaunkönig, Vogel des Jahres 2004, mag ebenfalls eine halboffene Bruthöhle.

    Eine allzu große Dichte von Kästen für Vögel der selben Art sei allerdings nicht empfehlenswert, vor allem dann nicht, wenn das Nahrungsangebot beschränkt ist. Mindestens 15 Meter wollen die Nachbarn schon voneinander getrennt nisten. Um seine Lieblinge vor räuberischen Katzen weitestgehend zu schützen, sollte der Kasten in zwei Metern Höhe angebracht und möglichst noch mit einem Dornenkranz vor den Klettertieren bewahrt werden. Geeignet sind auch frei hängende Nisthilfen. Und falls es die Räuber dennoch bis ans Häuschen schaffen, bewahrt ein Abstand zwischen "Eingriff"-Loch und Nistkastenboden von mindesten 17 Zentimetern die Brut vor den Krallen.

    In Sachen Material hat Schmidt gegen die sehr künstlich anmutenden Holzbeton-Fertig-Kästen aus dem Baumarkt nichts einzuwenden. "Anders als Holz halten Sie die Feuchtigkeit draußen und anders als Pressspan können sie von den Vögeln nicht zerknabbert werden. Wer dennoch ein Holzhäuschen bauen möchte, sollte es keinesfalls streichen, denn bei Hitze können für die Nestlinge gefährlich Dämpfe austreten. Auch von Dachpappe rate ich ab. Unter ihr sammeln sich häufig Schimmelpilze an."

    Wenn sich dann Bewohner für die Häuschen gefunden haben, bleibt dem "Vermieter" nur, den Vögeln viel Ruhe beim Brüten und Füttern und sich selbst beim Beobachten zu gönnen. Wen die Neugier aber allzu sehr quält, so verrät Schmidt, der darf auch mal kurz den Deckel vom Nistkasten anheben und hineinschauen - allerdings nur, wenn er sich vergewissert hat, dass sich die Altvögel nicht im Kasten oder in unmittelbarer Nähe aufhalten.

    "Wer einen verirrten und verängstigten Jungvogel findet, kann den vorsichtig in die Hände nehmen und wieder ins Gestrüpp oder möglichst in die Nähe des Nestes setzen, denn meist werden die Kleinen nach wie vor von den Eltern gefüttert", so Schmidt. Solche Probleme wie bei Säugetieren, vor die Alten ihre nach Menschen riechenden Jungen nicht wieder annehmen, gibt es bei Vögeln nicht. "Wer Angst hat, irgendwas falsch zu machen, kann auch bei uns anrufen; es hat immer ein auf Vogelkunde spezialisierter Tierarzt Dienst." Verletzte Wildvögel können Tierfreunde kostenfrei in der Klinik für Vögel und Reptilien der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig abgeben.

    Noch ein Blick in den Kalender: Zwar bauen die Vögeln zur Zeit noch keine Nester, aber sie werfen bereits gelegentlich einen Blick auf den "Wohnungsmarkt" - und sei es nur, um Schutz vor Wind, Nässe und Kälte zu finden. Wer also einen Kasten schon jetzt aufhängt, wird sich wundern, wie belebt er bereits ist. Um die Frühlingsbemühungen der Vögel nicht zu stören, sollte man vorhandene Kästen möglichst bald reinigen.

    Marlis Heinz


    weitere Informationen
    Prof. Dr. Maria-Elisabeth Krautwald
    Telefon: 0341 97 38 400
    E-Mail: krautwald@vetmed.uni-leipzig.de

    Volker Schmidt
    Telefon: 0341 - 97 38421
    E-Mail: vschmidt@vmf.uni-leipzig.de


    More information:

    http://www.vmf.uni-leipzig.de/


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    Meisen am Vogelhaus
    Meisen am Vogelhaus

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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Organisational matters
    German


     

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