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01/15/2021 09:00

Bayreuther Botaniker erforschen die einzigartige Flora Neukaledoniens

Anja-Maria Meister Pressestelle
Universität Bayreuth

    Sieben neue Arten der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) haben Forscher*innen der Universität Bayreuth in Neukaledonien entdeckt. Auf den Spuren des britischen Entdeckers James Cook untersuchten sie im Frühjahr 2019 die Flora auf der Inselgruppe im Südwestpazifik und publizierten jetzt die Ergebnisse ihrer langjährigen Studien im 27. Band der „Flore de la Nouvelle-Calédonie“ des Pariser Muséum National d'Histoire Naturelle.

    Auf über 200 Seiten fassen die Bayreuther Erstautoren Prof. Dr. Sigrid Liede-Schumann und PD Dr. Ulrich Meve ihre Studien an neukaledonischen Apocynaceae (Hundsgiftgewächse) zusammen und präsentieren zwölf urwüchsige Gattungen und 29 Arten mit umfangreichen Beschreibungen und Bestimmungsschlüsseln, Fototafeln und Verbreitungskarten sowie Einordnungen bezüglich Rote Listen-Kategorien. Im Rahmen dieser Arbeiten haben sie sieben Arten als neu erkannt und erstmalig beschrieben. Zwei weitere Arten sind vermutlich ausgestorben und drei weitere stark bedroht. Vor allem der intensive Nickel-Bergbau, aber auch die unkontrollierte Vermehrung eingeführter Mähnenhirsche und Wildschweine bedrohen die einzigartige Vegetation. Begleitende molekularbiologische Studien haben gezeigt, dass die meisten urwüchsigen Gattungen lediglich mit einer Art von Australien oder den umgebenden Inseln eingewandert sind. Die artenreichste Gattung Leichhardtia (19 Arten) hat Neukaledonien jedoch unabhängig voneinander zweimal von Australien aus besiedelt.

    Im wortwörtlichen Sinne auf den Spuren Cooks und der beiden deutschen Biologen an Bord der „Resolution“, Georg Forster und seinVater Johann Reinhold Forster, wandelten Liede-Schumann und Meve im April 2019, also 245 Jahre nach den berühmten Entdeckern. Zusammen mit dem französisch-neukaledonischen Kooperationspartner und Erstautor dieser Studie, Dr. Gildas Gateblé (IRD, Nouméa), sowie mit Unterstützung durch die neukaledonischen Naturschutzbehörden wurde es möglich, einen der damaligen „Originalschauplätze“ zu betreten und floristisch zu analysieren. Der Wiederbesuch einer kleinen Koralleninsel vor der Südspitze der Hauptinsel, die aufgrund ihres Pflanzenreichtums von Cook spontan „Botany Isle“ genannt wurde, war eine vielleicht einmalige Gelegenheit, eine exakte Fläche auf ihre floristischen Veränderungen über dieses fast Vierteljahrtausend hinweg zu betrachten – möglich geworden dank vielfältiger Aufsammlungen und Aufzeichnungen von Georg Forster, der noch vor Alexander von Humboldt entsprechende Standards einführte. Die Bayreuther Forscher*innen verglichen Herbarbelege und Text- und Bildquellen. Die neukaledonisch-bayerische Forschergruppe konnte dabei viele floristische (und faunistische) Übereinstimmungen mit den 1774 dokumentierten Angaben feststellen, aber natürlich auch Veränderungen. Mit der offensichtlichen Bestandsabnahme der endemischen Araucaria columnaris-Bäume fanden neue Arten Lebensraum – überwiegend aber Arten der Region und nur wenige Neophyten (eingeschleppte, ursprünglich nicht einheimische Pflanzen).

    Außerdem konnte die Frage abschließend geklärt werden, um welche der in der Umgebung des Ankerplatzes von Captain Cook gelegenen drei Inseln es sich tatsächlich gehandelt hat. Die Re-Analyse bislang missinterpretierter nautischer Informationen in seinem Logbuch ergab, dass die heutige Ile Améré unzweifelhaft Cooks „Botany Isle“ ist, also die Insel, die damals betreten wurde.

    Hintergrund:
    Neukaledonien, eine zu Frankreich gehörende Inselgruppe im südwestlichen Pazifik, wurde erst 1774 von Captain James Cook auf seiner zweiten Reise entdeckt und benannt. Auf den oft schwermetallhaltigen Böden entwickelte sich eine einzigartige und extrem artenreiche Flora mit ca. 3500 einheimischen Arten, von denen 80% nur dort vorkommen (Endemiten). Insbesondere als Heimat des einzigen bekannten parasitischen Nadelbaums Parasitaxus usta und der ursprünglichsten heute noch lebende Blütenpflanze Amborella trichopoda hat die Inselgruppe Berühmtheit erlangt.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Sigrid Liede-Schumann & PD Dr. Ulrich Meve
    Lehrstuhl für Pflanzensystematik:
    Universität Bayreuth
    Tel.: +49 (0) 921-55 2460
    E-Mail: sigrid.liede@uni-bayreuth.de und ulrich.meve@uni-bayreuth.de


    Original publication:

    GÂTEBLÉ, G., LANNUZEL, G., LIEDE-SCHUMANN, S. & U. MEVE (2020). The flora of James Cook’s ‘Botany Isle’ (Îlot Améré) and the neighbouring islets of Kié and Nouaré (New Caledonia): revisited and re-evaluated after nearly 250 years. Muelleria 39: 39-57.

    LIEDE-SCHUMANN, S., MEVE, U., GÂTEBLÉ, G. (2020). Apocynaceae pro parte (p. 10-233). In LIEDE-SCHUMANN, S., MEVE, U., GÂTEBLÉ, G., BARRIERA, G. & FICI, S.: Flore de la Nouvelle Caledonie, Vol 27: Apocynaceae p.p., Phellinaceae, Capparaceae. Muséum National d'Histoire Naturelle (Paris) & IRD Editions (Marseille), 335 pp.


    More information:

    https://www.rbg.vic.gov.au/documents/Muelleria-vol-39-_Gateble-et-al-39-57.pdf
    https://sciencepress.mnhn.fr/fr/collections/faune-et-flore-tropicales/flore-de-l...


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    Die neukaledonische Leichhardtia nigriflora aus der Familie der Hundsgiftgewächse
    Die neukaledonische Leichhardtia nigriflora aus der Familie der Hundsgiftgewächse
    Ulrich Meve
    Ulrich Meve

    (v.l.) Prof. Dr. Sigrid Liede-Schumann, Dr. Gildas Gateblé und Dr. Ulrich Meve im Küstenregenwald der Isle des Pines (Neukaledonien).
    (v.l.) Prof. Dr. Sigrid Liede-Schumann, Dr. Gildas Gateblé und Dr. Ulrich Meve im Küstenregenwald de ...
    priv.
    Ulrich Meve


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, History / archaeology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Die neukaledonische Leichhardtia nigriflora aus der Familie der Hundsgiftgewächse


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    (v.l.) Prof. Dr. Sigrid Liede-Schumann, Dr. Gildas Gateblé und Dr. Ulrich Meve im Küstenregenwald der Isle des Pines (Neukaledonien).


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