idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/18/2021 11:36

Alles eine Frage der Zeit

Peter Kuntz Kommunikation & Marketing
Universität Trier

    Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Marc Oliver Rieger von der Universität Trier hat länderspezifische zeitliche Vorlieben messbar gemacht.

    Bei vielen Entscheidungen auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene spielt die Komponente Zeit eine maßgebliche Rolle. Auf Länderebene beeinflussen beispielsweise zeitliche Parameter den Umgang mit der Staatsverschuldung, im individuellen Bereich die Haltung zum Sparen. Einstellungen und Vorlieben in Bezug auf Zeit sind in Ländern und Kulturen unterschiedlich ausgeprägt. Prof. Dr. Marc Oliver Rieger (Universität Trier), Prof. Dr. Mei Wang (WHU – Otto Beisheim School of Management) und Prof. Dr. Thorsten Hens (Universität Zürich) haben eine neue Methode zur Ermittlung eines länderspezifischen Zeitpräferenz-Faktors entwickelt, der auch valide internationale Vergleiche ermöglicht.

    Der Trierer Wirtschaftswissenschaftler Marc Oliver Rieger erklärt das Phänomen und die Tragweite unterschiedlicher zeitlicher Präferenzen am Beispiel der europäischen Finanzkrise. „Tendenziell sind südeuropäische Länder stärker auf die Gegenwart fokussiert. Sie haben daher eine größere Bereitschaft, aktuelle Probleme durch eine höhere Schuldenaufnahme zu lösen, die sich erst in Zukunft nachteilig auswirkt. Andere Länder versuchen Verschuldung zu vermeiden, um daraus resultierende spätere Belastungen durch Schuldenabbau zu minimieren.“

    Wegen der hohen Relevanz zeitlicher Präferenzen in vielen Bereichen des staatlichen und privaten Handelns beschäftigt sich die Wissenschaft schon länger mit diesem Phänomen. In mehreren Disziplinen – von der Ökonomik bis zur Soziologie – sind Wissenschaftler den Effekten zeitlicher Präferenzen nachgegangen. Da hierbei verschiedene Methoden angewandt wurden, fehlte es bislang an einem gemeinsamen und Methoden-unabhängigen Faktor zur Beschreibung zeitlicher Präferenzen.

    Hier setzten Marc Oliver Rieger, Mei Wang und Thorsten Hens an. Sie werteten die Daten aus mehreren groß angelegten internationalen Studien aus verschiedenen Disziplinen neu aus. Tatsächlich gelang es ihnen, mit geeigneten statistischen Verfahren einen übereinstimmenden Faktor zu ermitteln. Das neue Konzept überprüften und validierten sie für verschiedene Handlungsfelder und für 117 Länder und Regionen.
    Damit liegt nun ein Instrument vor, mit dessen Hilfe Ländern und Kulturen ein Zeitpräferenzwert zugewiesen werden kann. Auf Basis dieses „zeitlichen Fingerabdrucks“ lassen sich länderspezifische Aussagen und Prognosen zu unterschiedlichen Parametern wie Kreditwürdigkeit (Verschuldung), Benzinpreis-Entwicklung (als Steuerungsinstrument für Umweltschutz) bis hin zu Bildungsfragen (langwieriges Studium oder schneller Jobeinstieg) treffen. Die Identifikation des „zeitlichen Fingerabdrucks“ erleichtert auch die internationale Vergleichbarkeit.

    Dank des neuen Ansatzes können vorliegende Studien im Hinblick auf zeitliche Präferenzen neu ausgewertet werden. Zugleich wird für künftige Untersuchungen eine geeignete Methodik bereitgestellt. Damit steht der Forschung der im Rahmen der Studie entstandene neue Datensatz für beinahe 120 Länder und Regionen zur Verfügung.

    Die Studie
    Marc Oliver Rieger, Mei Wang und Thorsten Hens: „Universal time preference.“
    PLOS ONE, Februar 2021
    https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0245692


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Marc Oliver Rieger
    Betriebswirtschaftslehre
    mrieger@uni-trier.de
    Tel. +49 651 201-2721


    Original publication:

    https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0245692


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Economics / business administration, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).