idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/18/2022 13:40

Starke Haftung dank Kavitationsblasen

Lina Ehlert Hochschulkommunikation
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

    Kanadische Forschende haben entdeckt, dass sie mit Ultraschall Hydrogelpflaster besonders stark auf die Haut kleben können. ETH-Professorin Outi Supponen hat nun den darunterliegenden Mechanismus aufgeklärt: Im Klebstoff zwischen Pflaster und Haut bilden sich implodierende Bläschen, die das Pflaster auf der Haut verankern.

    Für die Wundpflege oder das Anbringen von tragbarer Elektronik auf der Haut werden heutzutage oft Hydrogelpflaster verwendet. Allerdings haften diese Pflaster nicht besonders stark auf der Haut, insbesondere nicht auf nasser.

    Kanadische Forschende um Jianyu Li von der McGill-Universität haben aber entdeckt, dass mit Ultraschall solche Pflaster sehr stark und lang haltend auf der Haut aufgeklebt werden können. Zudem können die Forschenden mittels unterschiedlicher Ultraschallintensität präzise einstellen, wie stark die Hydrogelpflaster auf der Haut und anderem Gewebe kleben.

    Bei Tests auf Schweinehaut hafteten mit Ultraschall aufgeklebte Pflaster bis zu 100mal stärker als ohne Ultraschallbehandlung. Auch auf der Haut von lebenden Ratten erzielten die Forschenden noch immer eine zehnmal stärkere Haftung.

    Weshalb jedoch die Ultraschallbehandlung zu einer solch starken Haftung verhalf, war den kanadischen Forschenden ein Rätsel – das Outi Supponen, Professorin für Mehrphasen-Fluiddynamik der ETH Zürich und ihre Postdoktorandin Claire Bourquard teilweise lösten. Die entsprechende Studie der beiden Forschungsgruppen wurde soeben in der Fachzeitschrift «Science» veröffentlicht.

    Kavitation lässt Pflaster besser kleben

    Der Grund für die starke Anhaftung der Gelpflaster ist: Ultraschall erzeugt im Klebstoff auf der Unterseite des Hydrogels spezielle Bläschen, sogenannte Kavitationsbläschen. Je höher die Ultraschallintensität ist, desto mehr und grössere Bläschen entstehen. Diese fallen jedoch sogleich wieder in sich zusammen. Dabei verformen sich die Bläschen innert Millisekunden zu jeweils einem Mini-Strahl, der in Richtung Hautoberfläche zeigt und wie ein Presslufthammer molekulare Bestandteile des Klebstoffs in die Oberhaut rammt. So wird das Pflaster stark verankert. «Das Prinzip dieser starken Haftung ist Kavitation, also ein rein mechanischer Vorgang», sagt Supponen.

    Unter Kavitation verstehen Wissenschaftler:innen die Bildung und den Kollaps von dampfgefüllten Blasen in Flüssigkeiten. Wenn die Blasen implodieren, werden grosse Mengen Energie freigesetzt. Kavitation tritt zum Beispiel an Gegenständen auf, die sich sehr schnell in Flüssigkeiten bewegen, wie etwa Schiffspropeller oder Turbinen von Wasserkraftwerken. Die beim Kollaps der Bläschen freigesetzte Energie kann diese Gegenstände stark beschädigen. Das Auftreten von Kavitation in solchen Anwendungen gilt es deshalb tunlichst zu vermeiden.

    «Lernen wir die Kavitationsenergie kontrolliert einzusetzen, können wir diese auch nutzen», sagt Supponen. Hydrogelpflaster mit Ultraschall festzukleben, sei harmlos, wie die Versuche mit den Ratten gezeigt hätten. «Die durch die Schallwellen ausgelöste Kavitation im Klebstoff hat den Tieren keine Hautschäden zugefügt.»

    Angewendet werden könnte die Ultraschall-«Klebetechnik» unter anderem bei Pflastern, die Wirkstoffe wie Impfstoffe, Krebsmedikamente oder Insulin über die Haut abgeben.


    Original publication:

    Ma Z, Bourquard C, Gao Q, et al. Controlled tough bioadhesion mediated by ultrasound, Science, 2022. Science, 11 Aug 2022, Vol 377, Issue 6607, pp. 751-755, DOI: https://doi.org/10.1126/science.abn8699


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Materials sciences, Medicine
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).