idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/10/2024 10:36

Sonderforschungsbereich der Migrationsforschung startet: Ein neuer Wissenschafts-Leuchtturm für Osnabrück

Dr. Oliver Schmidt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

    Was ist Migration? Diese Frage untersucht der neue Sonderforschungsbereich (SFB) „Produktion von Migration“ an der Universität Osnabrück, denn die Antwort auf diese Frage ist alles andere als simpel: Warum zum Beispiel wird die Schwedin, die in Deutschland lebt, nicht als Migrantin bezeichnet, in Deutschland geborenen Kinder und Enkel türkischer Einwanderer aber schon? Was ist der Unterschied zwischen Migration und Mobilität? Wie und warum verändern sich Bezeichnungen für Eingewanderte und ihre Nachkommen? In den kommenden Jahren widmet sich der SFB solchen Fragen.

    Konkret untersucht werden die gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse, die das herstellen, was unter „Migration“ und „Migrantinnen“ und „Migranten“ verstanden wird. Welche Akteure sind an diesen Prozessen der Produktion von Migration beteiligt? Wie wird Migration mit Bedeutung aufgeladen? Wie und warum wandelt sich die gesellschaftliche Wahrnehmung von Migration? Seit April untersuchen 15 Forschungsprojekte diese grundlegenden Fragen in konkreten Konstellationen: 50 Forscherinnen und Forscher aus Geographie, Geschichte, Psychologie, Sprach-, Rechts- und Sozialwissenschaften analysieren etwa, wie sich das Visum als Mobilitätsfilter historisch entwickelt hat, wie die Darstellung von Schülerinnen und Schülern „mit Migrationshintergrund“ entstand und wirksam wird oder wie und mit welchen Folgen Kommunen und Wissenschaft städtische Migrationsräume beobachten

    und bearbeiten. Weitere Projekte widmen sich dem Arbeitsmarkt, der Religion oder dem Gesundheitswesen. Geforscht wird u.a. in Deutschland, Frankreich, Serbien, Moldau, Senegal, Indien und Nepal.

    Der Osnabrücker SFB ist der bundesweit erste Sonderforschungsbereich, der sich dem weltweit wie auch für Deutschland hoch relevanten Zusammenhang von Migration und gesellschaftlichem Wandel widmet. Er setzt neue Impulse für die Migrationsforschung und entwickelt ihre theoretischen Grundlagen weiter. Angedockt ist der SFB an das renommierte Forschungszentrum Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS).

    Prof. Dr. Andreas Pott, Sozialgeograph und Sprecher des SFB, erläutert: „Die gesellschaftliche Debatte um Migration wird aktuell wieder sehr hitzig geführt. Anders als bei Quantenphysik meinen alle, bei Migration mitreden zu können. In einem solchen Umfeld zu forschen, ist eine große Herausforderung. Wir beobachten diese Debatten und ihren Wandel. Dabei berücksichtigen wir, dass wir als Wissenschaftler selbst daran beteiligt sind, die gesellschaftliche Bedeutung von Migration zu produzieren. Unsere Wissensproduktion ist Teil der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um Migration.“

    „Ganz bewusst haben wir von Anfang an ein Transferprojekt integriert“, erklärt Helen Schwenken, Direktorin des IMIS. „Damit sollen unsere Erkenntnisse auch über die Wissenschaft hinaus Verbreitung finden.“ Das Transferprojekt „Reflexive Migrationsforschung im Museum. Potenziale und Perspektiven virtueller Realitäten“ erprobt, wie zivilgesellschaftliche Akteure an der Produktion von Wissen und neuen Erzählungen über die Migrationsgesellschaft mitwirken können. Im Dialog von Gesellschaft, Wissenschaft und Museumspraxis arbeitet es mit dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) zusammen, das zurzeit das ‚Haus der Einwanderungsgesellschaft‘ als zentrales deutsches Migrationsmuseum aufbaut.

    Sonderforschungsbereiche sind auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegte Forschungsverbünde, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Dadurch wird es möglich, langfristig angelegte Grundlagenforschung zu betreiben und innovative Perspektiven zu entwickeln. Damit dienen sie der institutionellen Schwerpunkt- und Strukturbildung. Im Sonderforschungsbereich „Produktion von Migration“ forschen 17 Teilprojektleiterinnen und -leiter aus Osnabrück sowie aus Berlin/Potsdam, Dortmund, Flensburg, Frankfurt am Main und Münster zusammen mit ihren jeweiligen Projektteams. Dafür wurden 28 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Zur Umsetzung des ambitionierten Forschungsvorhabens erhält die Universität Osnabrück als Sprecherhochschule von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für die erste Förderphase bis Ende 2027 8,3 Millionen Euro.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Andreas Pott, Sprecher des SFB
    Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS)
    Universität Osnabrück
    Tel.: +49 541 969 4384
    E-Mail: andreas.pott@uos.de


    Original publication:

    www.producingmigration.org


    Images

    Das Team des Sonderforschungsbereichs "Produktion von Migration"
    Das Team des Sonderforschungsbereichs "Produktion von Migration"
    Miriam Sachs
    Miriam Sachs


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Social studies
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Das Team des Sonderforschungsbereichs "Produktion von Migration"


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).