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05/28/2025 13:39

Studie zeigt Nutzen von molekularer Tumoranalyse

Franziska Schmid Hochschulkommunikation
Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich)

    Jeder Tumor ist einzigartig. Das macht es schwierig, die wirksamste Therapie für eine Behandlung zu finden. Forschende in Zürich und Basel zeigen nun: Mithilfe modernster molekularbiologischer Verfahren lässt sich innerhalb von vier Wochen ein detailliertes Tumorprofil erstellen, das eine massgeschneiderte Therapie ermöglicht. Die Studie ist weltweit die erste dieser Art.

    Für die Wahl der geeigneten Therapie stützen sich Ärztinnen und Ärzte auf etablierte Leitlinien. Dank dieser Leitlinien wurden gerade auch bei Schwarzem Hautkrebs (Melanom) in den letzten Jahren deutlich bessere Behandlungserfolge erzielt. Allerdings gibt es selbst innerhalb dieser Standardtherapien oft mehrere Behandlungsoptionen, und es ist nicht immer eindeutig, welche Therapie für eine bestimmte Patientin oder einen bestimmten Patienten am erfolgversprechendsten ist. Besonders herausfordernd wird es, wenn Standardtherapien nicht mehr wirken und wissenschaftlich gestützte Hinweise zur weiteren Behandlung fehlen.

    Jeden Tumor bis in die einzelne Zelle kennen

    Bisher wurden Therapien gegen Krebs in erster Linie anhand des Ursprungsgewebes des Tumors sowie seiner genetischen Eigenschaften festgelegt. Im seit 2018 laufenden Tumor-Profiler-Projekt untersuchen Forschende, wie neue molekularbiologische Methoden helfen können, die Therapiemöglichkeiten für Patientinnen und Patienten über die Standardtherapien hinaus zu verbessern und zu erweitern. Wissenschaftlerinnen und Ärzte der ETH Zürich, des Universitätsspitals Zürich, der Universität Zürich, des Universitätsspitals Basel und von der Pharmafirma Roche arbeiten dafür zusammen. Sie machen sich zunutze, dass jeder Tumor selbst auf Zellebene einzigartig ist. Mit neun Technologien analysieren sie Tumore auf Einzelzellebene.

    Aus den so gewonnenen Informationen entsteht ein umfassendes Bild der biologischen Vorgänge im Tumor, von der DNA über die RNA bis hin zu den Proteinen. Dieses Wissen macht es dann möglich, aus den vorhandenen Therapieformen, vor allem Medikamenten, die individuell für den einzelnen Patienten wirksamste Behandlung zu bestimmen. Dieser datenbasierte Ansatz ermöglicht es zudem, Medikamente in die Evaluation einzubeziehen, die für die Behandlung anderer Krebsarten eingesetzt werden und so das Spektrum der Therapiemöglichkeiten fallweise zu erweitern.

    In einer ersten Phase des Tumor-Profiler-Projekts wurde untersucht, welche molekularbiologischen Technologien für die Behandlung relevante Informationen liefern, und gezeigt, dass solche umfassenden Analysen machbar sind und die dafür notwendige Verarbeitung der enormen Datenmengen möglich ist. In einem weiteren Schritt ging es nun darum, zu prüfen, wie das Tumorprofiling in die Praxis umsetzbar ist.

    Neun molekularbiologischen Verfahren und Anwendung in der Praxis

    In einer prospektiven, multizentrischen Beobachtungsstudie untersuchten die über 100 an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, ob dieser Ansatz in der Klinik machbar ist und ob er Vorteile bietet. Im Fokus stand dabei, wie lange es dauert, bis die Tumoranalyse vorliegt und wie die behandelnden Ärztinnen und Ärzte die daraus resultierenden Empfehlungen beurteilen – zwei zentrale Faktoren für die erfolgreiche Anwendung des Tumorprofilings in der Praxis. Dafür analysierten sie die Tumoren von 116 Patientinnen und Patienten.

    Jede Probelieferte rund 43'000 Datenpunkte, was etwa einem halben Terabyte entspricht. Daraus leiteten die Medizinerinnen und Mediziner individuelle Behandlungsempfehlungen ab. Weltweit zum ersten Mal wurden in einer Studie neun molekularbiologische Technologien für das Profiling parallel eingesetzt und zudem zum ersten Mal die daraus erhobenen Daten in Behandlungsvorhersagen zugunsten der behandelnden Ärztinnen und Ärzte in der Klinik eingesetzt.

    Schnelle Analyse und individuelle Behandlungsempfehlungen

    Die Studie konnte zeigen, dass die aus dem Tumorprofiling gelieferten Empfehlungen nach vier Wochen vorlagen und in 75 Prozent der Fälle von den behandelnden Spezialist:innen als hilfreich für die Therapiewahl beurteilt wurden und ihnen dafür substanzielle Informationen lieferten. «Diese Werte und Informationen zeigen uns, dass die Empfehlungen aus dem Tumorprofiling innerhalb einer nützlichen Frist vorliegen und mit einem für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte konkreten und direkt umsetzbaren Nutzen», sagt Nicola Miglino, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsspital Zürich und einer der Erstautoren der Studie.

    Das Tumorboard des Universitätsspitals Zürich, ein Zusammenschluss aus onkologischen Spezialistinnen und Spezialisten, beurteilte die Tumor Profiler Daten und schlug den Studienteilnehmenden basierend auf diesen Informationen individuell auf sie ausgerichtete Therapien vor. Es zeigte sich, dass die Patientinnen und Patienten, deren Behandlung auf Informationen aus den Profiler-Daten beruhte, häufiger auf die Therapie ansprachen als die Patientinnen und Patienten, die nicht am Programm teilnahmen.

    «Das ist ein über unser eigentliches Studienziel hinaus ermutigendes Resultat, das aber noch in prospektiven und randomisierten klinischen Studien mit mehr Patienten bestätigt werden muss», fasst Andreas Wicki, Professor für Onkologie an der Universität Zürich und Co-Direktor des Tumor Profiler Centers, die Resultate zusammen. «Diese Studie ist ein grosser Schritt in Richtung datenbasierte Medizin. Sie bereitet den Weg zu neuen klinischen Studien, die nicht einzelne Medikamente testen, sondern vielmehr die eigentliche Vorhersage der wirksamsten Therapie.»

    Dieser Artikel basiert auf einer Medienmitteilung des Universitätsspitals Zürich.


    Original publication:

    Miglino N, Toussaint NC, Ring A, Bonilla X, Tusup M et al.: Feasibility of multiomics tumor profiling for guiding treatment of melanoma. Nature Medicine, 27. Mai 2025, doi: 10.1038/s41591-025-03715-6


    More information:

    https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2025/05/studie-zeigt-n...


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Biology, Electrical engineering, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Cooperation agreements, Scientific Publications
    German


     

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