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Pflanzenzüchter der Universität Göttingen und der Verein Agrecol haben eine gemeinsame Initiative gestartet, um Saatgut als Gemeingut zu schützen. Agrecol entwickelte eine „Open-Source Saatgut Lizenz“, die Saatgut als Gemeingut rechtlich absichert und so vor Patentierung und Sortenschutz bewahrt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift PLoS Biology erschienen.
(pug) „Wir beobachten mit großer Sorge, dass weltweit der Zugang zu Zuchtmaterial durch privatwirtschaftliche Interessen zunehmend eingeschränkt wird. Unter anderem Patente verhindern, dass wichtige Eigenschaften züchterisch stärker genutzt werden“, sagt Dr. Bernd Horneburg aus der Abteilung Pflanzenzüchtung der Universität Göttingen. „Die Bewegung für Saatgut als Gemeingut ist in den letzten sechs Jahren stärker geworden – vermutlich wegen wachsender Privatisierung und der Marktkonzentration im Saatgutsektor.“ Vor allem in Deutschland, den USA, Indien und Ost-Afrika gebe es derartige Strömungen. Die aktuellste Idee: Neue Sorten werden durch eine Lizenz als Gemeingut geschützt. Das heißt: Jeder darf sie nutzen, weitergeben und weiterentwickeln – kostenlos. Auch Folgeentwicklungen fallen unter die Lizenz. Einzige Bedingung: Damit das Saatgut allen zugänglich bleibt, darf es nicht mit Patenten oder anderen Exklusivrechten belegt werden. Dieser Open-Source-Charakter könne im Zweifel sogar rechtlich durchgesetzt werden, so die Autoren.
Der Verein Agrecol fördert die standortgerechte Landnutzung in Entwicklungsländern. Mit seinem Programm OpenSourceSeeds erprobt er gemeinsam mit der Universität Göttingen und „Culinaris – Saatgut für Lebensmittel“ die Open-Source Saatgut Lizenz. „Es gibt eine große Nachfrage durch Verbraucherinnen und Verbraucher“, sagt Projektleiter Dr. Johannes Kotschi. Immer mehr Händler würden lizensierte Tomatensorten anbieten. Die Cocktail-Tomate „Sunviva“ aus dem ökologischen Freiland-Tomatenprojekt der Abteilung Pflanzenzüchtung war 2017 die erste Tomaten-Sorte, die mit einer Open-Source-Lizenz ausgestattet wurde. Sunviva ist gut für Hausgarten und Balkon geeignet; die gelben Früchte reifen früh in der Saison. Das Freiland-Tomatenprojekt ist ein Netzwerk, in dem durch freien Austausch von Zuchtmaterial und Wissen neue optimal angepasste Sorten entwickelt werden. Mittlerweile sind weitere Sorten von Tomaten, Mais und Weizen lizensiert worden, Tendenz steigend.
Dr. Bernd Horneburg
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Pflanzenzüchtung
Fachgruppe Genetische Ressourcen und Ökologische Pflanzenzüchtung
Von-Siebold-Straße 8, 37075 Göttingen
Telefon (0551) 394360
E-Mail: bhorneb@gwdg.de
www.uni-goettingen.de/de/48392.html
Dr. Johannes Kotschi
OpenSourceSeeds – Agrecol
Johannes-Acker-Str. 6
35041 Marburg
Telefon (06420) 822870
E-Mail: kotschi@opensourceseeds.org
www.opensourceseeds.org
Kotschi J, Horneburg B. “The Open Source Seed Licence: A novel approach to safeguarding access to plant germplasm.” PLoS Biol (2018). https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3000023
Dr. Bernd Horneburg
Foto: Universität Göttingen
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Tomaten der Sorte Sunviva im Öko-Zuchtgarten der Universität Göttingen.
Foto: Culinaris - Saatgut für Lebensmittel
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research projects, Research results
German
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