idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/13/2011 18:00

Ortszellen in Lauerstellung

Johannes Faber Bernstein Koordinationsstelle
Nationales Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience

    Forscher des Bernstein Zentrums Berlin und der Humboldt Universität Berlin finden heraus, dass sich Zellen unseres Ortsgedächtnisses frühzeitig auf ihre Aufgabe vorbereiten.

    In unserem Gehirn werden Erinnerungen, Orte und Handlungen gespeichert. Doch wodurch wird festgelegt, welche der Milliarden Nervenzellen einen Beitrag zu einer ganz bestimmten Erinnerung leistet? Lange schon diskutieren Wissenschaftler, ob es Zufall ist, welche Zelle einer bestimmten Region im Einzelfall aktiv ist und welche nicht. Jèrôme Epsztein, Michael Brecht und Albert K. Lee vom Bernstein Zentrum Berlin und der Humboldt Universität Berlin konnten nun am Beispiel des Ortsgedächtnisses bei Ratten eindeutig nachweisen, dass später aktive Zellen sich früh von ihren stillen Nachbarn unterscheiden. Damit haben sie das Verständnis der Gedächtnisbildung einen großen Schritt vorangebracht.

    Bewegen wir uns in einer unbekannten Umgebung, wird in unserem Gehirn eine Art neuronale Landkarte angelegt. Besonders gut ist diese Gedächtnisfunktion bei Ratten verstanden. Dort sind Zellen des Hippocampus dafür verantwortlich, dass das Tier immer weiß, wo es sich befindet. Jede dieser so genannten Ortszellen ist dann besonders aktiv, wenn die Ratte sich in einem bestimmten Bereich aufhält; die Zelle „feuert“. Somit wird jeder Ort durch spezifische Zellen kodiert. Daneben gibt es in der entsprechenden Hirnregion aber auch Zellen, die gar nicht feuern, sie sind „still“. Dieses Aktivitätsmuster und die Auswahl aktiver Zellen ist für eine bestimmte Umgebung sehr spezifisch.

    Mit einer anspruchsvollen Methode gelang es Jèrôme Epsztein, Michael Brecht und Albert K. Lee erstmals elektrische Eigenschaften innerhalb einzelner Zellen des Hippocampus zu messen, während sich die Tiere frei bewegten. Sie untersuchten das elektrische Ausgangsniveau und den Wert, ab dem einzelne Zellen mit einer Reizantwort reagierten – den so genannten Schwellenwert. Da die Wissenschaftler die Zellaktivität vor, während und nach der Erkundung maßen, konnten sie das Verhalten stiller Zellen und von Ortszellen bereits vor der ersten ortsspezifischen Aktivität vergleichen. Sie stellten fest, dass Ortszellen von vornherein eine niedrigere Reizschwelle besaßen und andere Entladungsmuster zeigten.

    Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass zellinterne Eigenschaften für diese Unterschiede verantwortlich sind. Damit stoßen sie eine Reihe neuer Fragen an: Welche Faktoren sind für die Unterschiede verantwortlich? Wie werden diese Zelleigenschaften eingestellt? Werden diese Eigenschaften verändert, wenn in einer anderen Umgebung andere Zellen aktiv sind? Beim Menschen ist der Hippocampus zentral für die Überführung von Inhalten des Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis verantwortlich. Bei Störungen in dieser Hirnregion tritt anterograde Amnesie auf. In solchen Fällen bleiben Erinnerungen bestehen, neue Informationen können aber nicht mehr dauerhaft gespeichert werden. Mit ihren Ergebnissen tragen die Wissenschaftler dazu bei, unser Gedächtnis besser zu verstehen.

    Das Bernstein-Zentrum Berlin ist Teil des nationalen Bernstein Netzwerks Computational Neuroscience (NNCN). Das NNCN wurde vom BMBF mit dem Ziel gegründet, die Kapazitäten im Bereich der neuen Forschungsdisziplin Computational Neuroscience zu bündeln, zu vernetzen und weiterzuentwickeln. Das Netzwerk ist benannt nach dem deutschen Physiologen Julius Bernstein (1835-1917).

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne:
    Prof. Michael Brecht, Bernstein Zentrum Berlin und Humboldt Universität Berlin, michael.brecht@bccn-berlin.de, Tel.:030-2093 6772

    Originalveröffentlichung:
    Epsztein et al., Intracellular Determinants of Hippocampal CA1 Place and Silent Cell Activity in a Novel Environment,
    Neuron (2011), doi:10.1016/j.neuron.2011.03.006


    More information:

    http://www.bccn-berlin.de Bernstein Zentrum Berlin
    http://www.nncn.de Nationales Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience


    Images

    Durchläuft das Tier Gebiet A, sind im Gehirn bestimmte Nervenzellen aktiv. Eine Gruppe anderer Nervenzellen "feuert", wenn es Gebiet B durchläuft. Diese Ortszellen sind die Grundlage des Ortsgedächtnisses.
    Durchläuft das Tier Gebiet A, sind im Gehirn bestimmte Nervenzellen aktiv. Eine Gruppe anderer Nerve ...
    Grafik: BCOS, mod. nach Epsztein et al. 2011
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Biology, Medicine, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).