Ein Forscherteam der Universitäten Göttingen und Helsinki hat 152 neue fossile Flechten in Bernsteinen entdeckt und analysiert. Die Fossilien sind zwischen 24 und 47 Millionen Jahre alt und stammen von zwei bedeutenden europäischen Bernsteinlagerstätten: aus dem Baltikum und aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Bisher existierten lediglich 15 fossile Belege von Flechten. Mit dem Fund hat sich die Zahl der bekannten Flechtenfossilien also mehr als verzehnfacht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Plants erschienen.
Pressemitteilung
Nr. 76/2017
Sperrfrist: Montag, 24. April 2017, 17 Uhr
Flechten aus dem Bernsteinwald
Wissenschaftler der Universitäten Göttingen und Helsinki entdecken über 150 neue Fossilien
Ein Forscherteam der Universitäten Göttingen und Helsinki hat 152 neue fossile Flechten in Bernsteinen entdeckt und analysiert. Die Fossilien sind zwischen 24 und 47 Millionen Jahre alt und stammen von zwei bedeutenden europäischen Bernsteinlagerstätten: aus dem Baltikum und aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Bisher existierten lediglich 15 fossile Belege von Flechten. Mit dem Fund hat sich die Zahl der bekannten Flechtenfossilien also mehr als verzehnfacht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Plants erschienen.
„Die Fossilien gehören diversen heute noch existierenden Familien und Gattungen der Flechten an“, so Dr. Ulla Kaasalainen, die als Humboldt-Stipendiatin die Fossilien an der Abteilung Geobiologie der Universität Göttingen untersucht hat. „Sie zeigen zahlreiche Strukturen, welche die Wasseraufnahme unterstützen, den Gasaustausch und somit die Photosynthese fördern und es zudem ermöglichen, dass sich Pilz und Algen gemeinsam verbreiten können.“ Flechten sind Symbiosen aus Pilzen und Algen oder Blaualgen. Heute sind etwa 20.000 Pilzarten bekannt, die komplexe Strukturen bilden, in denen mikroskopische Algen in einer geschützten Umgebung wachsen. Der Pilz profitiert von organischen Substanzen, die die Algen während der Photosynthese produzieren. Heute sind Flechten bedeutsame Komponenten vieler Ökosysteme und dienen zudem als Umweltindikatoren.
„Die speziellen bei den Fossilien vorhandenen Anpassungen helfen, das komplexe Gleichgewicht von Wasseraufnahme, Photosynthese und Atmung der rindenbewohnenden Flechten aufrechtzuerhalten“, so Prof. Dr. Alexander Schmidt, Paläontologe am Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen. „Die ökologischen Anpassungen der Fossilien unterstützen zudem die Vermutung, dass die Baltischen und Bitterfelder Bernsteinwälder nicht in einem tropischen, sondern in einem gemäßigten Klima wuchsen.“ Die aktuelle Studie wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jouko Rikkinen aus Helsinki durchgeführt.
Originalpublikation: Ulla Kaasalainen, Alexander R. Schmidt und Jouko Rikkinen (2017): Diversity and ecological adaptations in Palaeogene lichens. Nature Plants 3, 17049. DOI: http://dx.doi.org/10.1038/nplants.2017.49.
Hinweis an die Redaktionen:
Fotos zum Thema stellen wir auf Anfrage zur Verfügung und heute ab 17 Uhr im Internet unter http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5803 zum Download bereit.
Kontakt:
Prof. Dr. Alexander Schmidt
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Geowissenschaften und Geographie
Abteilung Geobiologie
Goldschmidtstraße 3, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-7957
E-Mail: alexander.schmidt@geo.uni-goettingen.de
Internet: http://www.geobiologie.uni-goettingen.de/people/aschmidt/index.shtml
http://dx.doi.org/10.1038/nplants.2017.49
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5803
http://www.geobiologie.uni-goettingen.de/people/aschmidt/index.shtml
Strauchflechte aus Baltischem Bernstein.
Foto: Alexander Schmidt, Universität Göttingen, und Nature Plants
None
Blattflechte aus Baltischem Bernstein.
Foto: Alexander Schmidt, Universität Göttingen, und Nature Plants
None
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Geosciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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