idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/15/2018 11:45

Neue Lernformen für eine bessere Integration

Christina Dosse Marketing und Kommunikation
Hochschule Offenburg, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien

    Offenburger Forscher entwickeln neue, interaktive Lernformen und Hilfestellungen für den Arbeitsalltag von Menschen mit Leistungsminderung. Ziel ist deren Qualifizierung und ein leichterer Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt.

    „incluMOVE“ heißt das Bildungs- und Forschungsprojekt, das leistungsgeminderte Menschen bei der Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützen soll. Die geplante interaktive Lern- und Arbeitsumgebung dient vor allem dem Neuerwerb und der Optimierung von Bewegungen im Arbeitsalltag, etwa bei der Montage oder der industriellen Fertigung. Es basiert auf dem so genannten Bewegungslernen: Durch einen unbewussten, passiven Lernvorgang werden Bewegungen im Laufe der Zeit verinnerlicht, wenn diese immer und immer wieder ausgeführt werden. Das jüngst vorgestellte Projekt läuft bis einschließlich September 2020, dessen Fördervolumen beträgt 2,2 Millionen Euro.
    In Deutschland arbeiten derzeit über 300 000 Menschen mit Behinderung in geschützten Arbeitsverhältnissen (Behindertenwerkstätten). Im Bereich der Aus- und Weiterbildung könnte ein System wie incluMOVE, so die Hoffnung der Forscher, den Zugang Behinderter zum allgemeinen Arbeitsmarkt verbessern. Dies wäre nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen eine große Errungenschaft, wie es in der Projektbeschreibung heißt: Vor allem den Betroffenen selbst gäbe es ein wichtiges Gefühl der gesellschaftlichen Zugehörigkeit. Sie wären in der Lage ihr eigenes Geld zu verdienen und würden vollständig in die Gesellschaft integriert werden.
    „Unser Ziel ist es, ein kontextbewusstes, interaktives und spielerisches System zu entwickeln, das durch Projektionen und eine Bewegungshilfe Hilfestellungen im Arbeitsalltag anbietet und es Menschen mit Leistungsminderung erlaubt, komplexere Tätigkeiten zu erlernen“, wie Prof. Dr. Oliver Korn, Leiter des Affective-Lab an der Hochschule Offenburg, erklärt.
    So könne am Arbeitsplatz der Teilnehmenden etwa ein projiziertes Video den Ablauf eines Montagevorgangs im Detail zeigen. Mit Hilfe von Lichtprojektionen sei es beispielsweise möglich, die exakte Stelle eines Werkstücks hervorzuheben, an die das nächste Teil montiert werden soll. Ebenso sei eine zusätzliche auditive Unterstützung denkbar. Um Montagevorgänge zu erlernen oder selbstständig durchzuführen werde auch ein haptisches Gerät entwickelt, das die Hand eines Nutzers leiten und damit das Erlernen der Bewegung ansprechen soll. Fünf Grundfertigkeiten sollen geübt werden: Montieren/Fügen, Greifen/Platzieren, Messen/Inspizieren, Einstellen und Hilfsfunktionen.
    Die von Korn geleitete Arbeitsgruppe befasst sich speziell damit, wie spielerische Elemente in diese interaktiven Lern- und Arbeitsumgebungen eingebaut werden können. „Mindestens ebenso wichtig wie ein optimaler, auf die spezifischen Fähigkeiten der Menschen abgestimmter Arbeitsplatz ist ja auch die Freude an der Arbeit. Die Leitfrage ist, wie wir den arbeitenden Menschen spielerische Lernerfahrungen und damit mehr Spaß bei der Arbeit ermöglichen können.“
    So arbeite man an der Entwicklung von spielerischen Elementen wie etwa eines Punktesystems, einer Fortschrittsanzeige, welche die Schnelligkeit oder Richtigkeit der durchgeführten Aufgabe anzeige, oder eines komparativen Spielmodus, der einen spielerischen Wettbewerb anstoßen soll. „Natürlich können alle Elemente individuell auf den entsprechenden Nutzer bzw. Spieltypen angepasst und ein- oder ausgeschaltet werden, um den maximalen Spaß zu fördern und keinen Druck zu erzeugen“, betont Korn.
    Die Entwicklung von geeigneten Gamification-Elementen für Menschen mit Leistungsminderung stelle eine große Herausforderung dar. „Ob ein Element brauchbar ist, muss in einem agilen und nutzerzentrierten Entwicklungsprozess erarbeitet werden“, erklärt Korn. „In Interviews und Fokusgruppen ermitteln wir Nutzerbedürfnisse und -wünsche, setzen diese in Prototypen um, deren Usability immer wieder mit Nutzern getestet und verbessert wird.“
    Neben den Offenburger Forschern sind das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung aus Stuttgart, die IEF Werner GmbH, die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e.V. sowie die Audi AG und die IHK Region Stuttgart an dem Projekt beteiligt. Koordiniert wird es von der gemeinnützigen Femos GmbH.
    „incluMOVE“ soll in Kombination mit jeweils firmenspezifischen theoretischen Ausbildungsteilen auch als ein von der IHK zertifizierter Qualifizierungsbaustein in der Aus- und Weiterbildung anerkannt werden und damit überregional gültig sein. Die Arbeitgeber könnten so auf die Qualifizierung dieser Menschen vertrauen und entsprechende Stellen in ihren Firmen anbieten, während die leistungsgeminderten Menschen mit Selbstsicherheit und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten eine solche Stelle antreten können.

    Weitere Informationen erteilt
    Lea Buchweitz
    Offenburg University of Applied Sciences
    www.hs-offenburg.de
    Tel: 01577/5427885
    lea.buchweitz@hs-offenburg.de


    Images

    Tischaufbau einer Projektion
    Tischaufbau einer Projektion
    Hochschule Offenburg
    None


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Information technology, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research projects, Transfer of Science or Research
    German


     

    Tischaufbau einer Projektion


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).