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Veranstaltung



04.11.2004 - 04.11.2004 | Heidelberg

Seines Glückes Schmied? Der Mensch als Akteur in Gesundheit und Krankheit

Interdisziplinäres Kolloquium im Wintersemester 2004/05
Arbeitskreis Wissenschaftlichkeit in der Medizin

4. November 2004:
Anti-Aging: Sinn und Unsinn.
Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Thomas Rabe
(Abteilung Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen,
Universitäts-Frauenklinik, Medizinische Fakultät Heidelberg)

18. November 2004:
Autonomie am Lebensende - Realität, Ideal, Illusion?
Prof. Dr. med. Axel W. Bauer
(Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Fakultät für Klinische Medizin Mannheim)

25. November 2004:
Diagnostik genetischer Erkrankungen im Neugeborenen-Screening: Persönliche und
gesellschaftliche Herausforderungen.
Prof. Dr. med. Prof. h. c. (RCH) Georg F. Hoffmann
(Abteilung Kinderheilkunde I der Universitäts-Kinderklinik, Medizinische Fakultät Heidelberg)

9. Dezember 2004:
Lifestyle und Sport.
Prof. Dr. med. Peter Bärtsch
(Abteilung Innere Medizin VII - Sportmedizin, Medizinische Fakultät Heidelberg)

16. Dezember 2004:
Die Chronifizierung von Krankheitskarrieren - eine Gemeinschaftsleistung.
Prof. Dr. rer. soc. Dipl.-Psych. Jochen Schweitzer-Rothers
(Abteilung für Medizinische Psychologie, Medizinische Fakultät Heidelberg)

13. Januar 2005:
Mehr Gesundheit durch Information?
Dipl.-Inform. Med. Oliver Mast
(IMIB Institute for Medical Informatics and Biostatistics AG, Basel)

27. Januar 2005:
To sell or to tell? Präventionseuphorie und Verbraucherschutz.
Prof. Dr. med. Jürgen Windeler
(Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen e. V. (MDS), Essen)

Seines Glückes Schmied? Der Mensch als Akteur in Gesundheit und Krankheit
Interdisziplinäres Kolloquium an der Medizinischen Fakultät im Wintersemester 2004/05
- zugleich vorklinisches Wahlfach gemäß § 2 Absatz 8 AO -

von Axel W. Bauer

Das 15. Interdisziplinäre Kolloquium des "Arbeitskreises Wissenschaftlichkeit in der Medizin" an der Heidelberger Medizini-schen Fakultät heißt "Der Mensch als Akteur in Gesundheit und Krankheit". Der Mensch ist nicht nur das Objekt von Genen oder Umwelteinflüssen. Stets sucht er zugleich aktiv Einfluss auf seine Gesundheit und seine Krankheiten zu nehmen. Der Heidelber-ger Internist Ludolf von Krehl (1861-1937) schrieb 1929: "Der Mensch vermag seine Krankheitsvorgänge zu gestalten durch seinen körperlichen und seelischen Einfluß. Und er ist nicht nur Objekt, sondern stets zugleich Subjekt". Unser Kolloquium wird sich sowohl mit den Licht- als auch mit den Schattenseiten dieses Selbstgestaltungswillens beschäftigen.

Zu den Alterungsvorgängen der Frau nach den Wechseljahren zählen Veränderungen an Haut- und Skelettsystem, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das Auftreten von hormonabhängigen Tumoren. Die "Anti-Aging-Therapie" nutzt unterschiedliche Therapieansätze wie Hormonbehandlung, Sport und Bewegung, dermatologische Interventionen und Verhaltensänderungen. Doch wie aussagekräftig sind die entsprechenden wissenschaftlichen Studien unter dem Aspekt des Verbraucherschutzes? Mit dem Thema "Anti-Aging: Sinn und Unsinn" eröffnet Prof. Thomas Rabe von der Heidelberger Universitäts-Frauenklinik am 4. November das Kolloquium.

Im Zusammenhang mit der in Politik, Recht und Ethik diskutierten "Sterbehilfe" wird oft behauptet, es gehe vor allem darum, die Selbstbestimmung von Patienten am Lebensende zu stärken. Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten sollten dazu die-nen, den Wunsch eines nicht mehr selbst entscheidungsfähigen Patienten nach einer Therapiebegrenzung durchzusetzen. In sei-nem Vortrag "Autonomie am Lebensende - Realität, Ideal, Illusion?" beschäftigt sich Axel W. Bauer, Professor für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universität Heidelberg, am 18. November mit der Brüchigkeit dieses Konzepts einer anti-zipierten Autonomie.

Am 25. November spricht Prof. Georg F. Hoffmann, Geschäftsführender Direktor der Heidelberger Universitäts-Kinderklinik, über das Thema "Diagnostik genetischer Erkrankungen im Neugeborenen-Screening: Persönliche und gesellschaftliche Heraus-forderungen". Angeborene Stoffwechselkrankheiten sind zwar relativ selten, bedingen aber vor allem im Kindesalter eine erheb-liche Morbidität und Mortalität. Bei einer Neuerkrankungsrate von bis zu 1 % für klinisch relevante monogene Erkrankungen werden in Deutschland jährlich bis zu 6.000 betroffene Kinder geboren. Neugeborenen-Screening und die damit mögliche Früh-behandlung von Stoffwechselkrankheiten sind wichtige präventive Maßnahmen. Im Zusammenhang mit dem Thema Präimplan-tationsdiagnostik wird in Deutschland darüber kontrovers diskutiert. Die Ergebnisse dieser bioethischen Debatte müssen in künf-tige Konzepte des Neugeborenen-Screenings eingehen; generell erscheint eine bessere Kenntnis über das Wissen um genetische Erkrankungen in der Bevölkerung als notwendig.

Epidemiologische Studien konnten belegen, dass körperliche Aktivität mit einer dosisabhängigen Abnahme der Gesamtmortalität sowie der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert ist. In seinem Vortrag "Lifestyle und Sport" am 9. Dezember zeigt Prof. Peter Bärtsch, Direktor der Abteilung Sportmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg, dass eine ursächliche Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und verminderter Sterblichkeit besteht und dass bislang inaktive Personen sowie Kranke von gezieltem körperlichem Training hinsichtlich Risikoreduktion, Lebensqualität und Prognoseverbesserung am meisten profitieren.

Wie werden Menschen dauerhaft zu Patienten? Oft trägt eine unbewusste, jedoch wirkungsvolle "Gemeinschaftsleistung" von Patient, Angehörigen, Behandlern und sozialrechtlichen Bestimmungen erheblich dazu bei. In seinem Vortrag "Die Chronifizie-rung von Krankheitskarrieren - eine Gemeinschaftsleistung" wird am 16. Dezember Prof. Jochen Schweitzer, Medizinpsychologe am Universitätsklinikum Heidelberg, diesen Prozess der sozialen Konstruktion chronischer Krankheitskarrieren anhand zweier extrem unterschiedlicher Krankheitsbilder, nämlich der Kopfschmerzen bei Kindern sowie der schizophrenen Psychosen, ver-deutlichen und Möglichkeiten zur Vorbeugung entwickeln.

Wir sind zunehmend reicher an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, die medizinischen Erkenntnisse wachsen rasant. Doch die Versorgungsforschung zeigt, dass bei den Patienten deutlich mehr Information "ankommen" könnte und sollte. In dem Vortrag "Mehr Gesundheit durch Information?" wird am 13. Januar Diplominformatiker Oliver Mast, Geschäftsführer des Instituts für Medizininformatik und Biostatistik in Basel, am Beispiel des Diabetes mellitus darstellen, in wie weit neue Wege der Information im Behandlungsprozess hilfreich sein können.

Gesundheitlicher Vorsorge wird in Fachkreisen wie in der Bevölkerung ein besonderer Stellenwert beigemessen. Dazu zählt Bewegung ebenso wie die bekannte "Krebsvorsorge". Die Information über solche Maßnahmen, die zu einem erheblichen Teil außerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung angeboten werden, hat jedoch häufig werbenden Charakter, wodurch sich ein Konflikt mit dem Anspruch auf informiertes Einverständnis der Teilnehmer ergibt. Unter dem Titel "To sell or to tell? Präventi-onseuphorie und Verbraucherschutz" wird Prof. Jürgen Windeler, Stellvertretender Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen in Essen, am 27. Januar dieses Problem kritisch analysieren.

Die sieben Vorträge mit anschließender Diskussion finden jeweils donnerstags von 18.15 bis 19.45 Uhr im Hörsaal der neuen Medizinischen Klinik im Neuenheimer Feld 410 statt. Das Programm kann im Internet unter http://www.wissmed.uni-hd.de/ abgerufen werden.

Hinweise zur Teilnahme:
Bei Rückfragen:
Prof. Dr. med. Axel W. Bauer
Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin
Institut für Geschichte der Medizin
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 327
69120 Heidelberg
E-mail: awb@uni-hd.de

Termin:

04.11.2004 ab 18:15

Veranstaltungsort:

Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik (Neue Ludolf-Krehl-Klinik), Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
Baden-Württemberg
Deutschland

Zielgruppe:

Wissenschaftler

Relevanz:

regional

Sachgebiete:

Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin

Arten:

Eintrag:

15.10.2004

Absender:

Dr. Annette Tuffs

Abteilung:

Unternehmenskommunikation

Veranstaltung ist kostenlos:

unbekannt

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event12244


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