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Veranstaltung



18.04.2005 - 18.04.2005 | Greifswald

Call for Papers

Workshop "Graue Theorie - Die Kategorien Alter und Geschlecht in der Forschung"

Veranstalter: Heike Hartung, Christiane Streubel, Angelika Uhlmann
Postdoc-Kolleg Alter - Geschlecht - Gesellschaft, Greifswald
URL: http://www.uni-greifswald.de/~postdoc/AGG.htm

14. bis 16.07.2005, Universität Greifswald

Einsendefrist: 06. 05.2005

Wie erkennen wir, wer alt oder jung ist, wer Mann und wer Frau? Aufgrund welcher Merkmale und Zeichen legen wir Alter und Geschlecht eines Menschen fest? Diese Fragen aktivieren unmittelbar Vorstellungen von Alter und Geschlecht, die einer Identifizierung dienen könnten. Die Etablierung dieser beiden Unterscheidungsmerkmale als wissenschaftliche Forschungskategorien führte zum grundsätzlichen Nachfragen, in welcher Weise derartige Repräsentationen produziert werden. Beide Konzepte weisen Parallelen auf. Alter und Geschlecht gelten als soziale Kategorien, die diskursiv konstruiert sind. Infolge der permanenten Präsenz kultureller Konstruktionen erscheint es kaum möglich, eine jeweilige "biologische Substanz" auszumachen. In den Repräsentationen des Alters und des Geschlechts kommen dem Körper, dem Biologischen und scheinbar Natürlichen dennoch hohe Bedeutung zu. Es handelt sich zudem um relationale Kategorien, wenn dem Männlichen das Weibliche, dem Jungen das Alte gegenübersteht. Ausdruck finden Geschlecht und Alter oftmals in Form hierarchischer Modelle, als hegemoniale Männlichkeit auf der einen und einem Kult der Jugend auf der anderen Seite.
Zugleich müssen aber auch Unterschiede zwischen beiden Konzepten markiert werden. So sind die Grenzen und Zugehörigkeiten diskursiv verschieden gefasst. Während der Wechsel des Geschlechts nur zum Preis der Maskerade oder medizinischer Eingriffe möglich scheint, zeigt sich das Alter als eine Phase, die zumindest potentiell für jeden Menschen erreichbar ist. Auch die Frage nach Stabilität und Permanenz führt zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die Kategorisierung nach Geschlecht kennt vor allem das Entweder-Oder des Mann- beziehungsweise Frauseins, das nur in Ausnahmefällen auflösbar ist. Das Alter hingegen gliedert sich in Lebensstufen, die fließend ineinander übergehen und durchschritten werden müssen. Diese Prozesshaftigkeit wird im Reden vom "Altern" sichtbar. Geschlechtlichkeit ist somit als Kategorie des ewig gleich Bleibenden konzipiert, während das Alter mit Vorstellungen linearen Wandels verbunden ist - je nach Anschauungsweise mit einem zunehmenden Verfall oder einem ständig wachsenden Erfahrungsschatz. Vergleichend kann schließlich auch gefragt werden, unter welchen unterschiedlichen Bedingungen Konflikte zwischen Altersgruppen oder aber der Streit der Geschlechter gesellschaftliche Dynamik entfalten und historischen Wandel zu provozieren vermögen.
Relativ ungeklärt ist noch das Wechselverhältnis zwischen beiden Kategorien. Inwieweit bedient sich der Altersdiskurs den dichotomen Zuschreibungen des Geschlechts? Werden umgekehrt Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit mit Repräsentationen des Alters ausgestattet? Fasst man Alter und Geschlecht auch als Faktoren der Selbstidentifikation, kann gefragt werden, welcher von beiden unter was für Umständen die größere Loyalität für sich beansprucht.

Ein interdisziplinärer Workshop soll dazu dienen, über theoretische Konzeptionen von Alter und Geschlecht und ihre Verschränkung grundsätzlich nachzudenken. Die Erweiterung der in der Forschung bereits klassisch gewordenen Trias "race", "class" "gender" durch die Kategorie "age" vermag zur Komplettierung des anthropologischen und historischen Wissens beizutragen, gleichzeitig aber auch zur Korrektur und Perspektivierung vormals unbefragter Grenzziehungen.
Die Einladung, sich mit einem Papier für die Teilnahme am Workshop zu bewerben, ist an Promovierende und Habilitierende gerichtet, die in ihren aktuellen Forschungsprojekten mit den Kategorien Alter und Geschlecht arbeiten. Angestrebt wird ein Zusammenwirken medizinischer, kultur- und gesellschaftswissenschaftlicher Disziplinen. Während des Workshops sollen Expertinnen und Experten dazu beitragen, die Diskussion der Teilnehmenden zu strukturieren und Bilanzen vorzuschlagen.

Einige mögliche Themenfelder sind:
- Diskussion der veränderten Anforderungen an das medizinische Versorgungssystem in Zeiten demografischen Wandels
- Debatten über Sozialsysteme und Pflege
- Bedeutung von Alter und Geschlecht für die Interventionsmedizin
- psychologische Konsequenzen von Erlebnissen der Verfolgung im Zweiten Weltkrieg, von Kriegskindheit und Vertreibung bei der Alterskohorte der heute über 60-Jährigen
- Analyse historischer und zeitgenössischer medizinischer, politischer, religiöser, philosophischer, literarischer und künstlerischer Entwürfe von Alter und Geschlecht
- Untersuchungen zur Relation von Alter und Kreativität, Altern und künstlerischer oder geistiger Kraft und zur Spezifik von "Alterswerken",
- Handlungs-, Wahrnehmungs- und Vorstellungsformen von Subjekten, ihre Selbstwahrnehmung und Erfahrung, die Umsetzung in Narrativen
- Entwicklung von Rollenerwartungen an (Groß-)Väter und Söhne, (Groß-)Mütter und Töchter im Familienzusammenhang
- intergenerationelle Kommunikation und Konflikte
- die Bedeutung von Generationswechseln für historischen Wandel
- die Erforschung von "Alters- und Jugendsprachen"
- die wissenschaftskritische Frage nach der Meidung von Altersthemen und der Dominanz von "Jugend" in der Forschung

Besonders willkommen sind Studien, die mit einem regionalen Ansatz über Mecklenburg-Vorpommern arbeiten.

Die Beiträge für den Workshop sollen die theoretische Konzeption der Kategorien Alter und Geschlecht behandeln, die methodischen Vorgehensweisen klären und die Erprobung am konkreten Forschungsprojekt beschreiben. Diese 7-8seitigen Papiere werden zwei Wochen vor der Veranstaltung an alle Teilnehmenden verschickt. Anstelle von Vorträgen werden kurze Eingangsstatements gehalten, die von der jeweiligen Sektionsleitung kommentiert und im Plenum diskutiert werden. Eine Abschlusssektion soll der Sicherung der Ergebnisse dienen.

Hinweise zur Teilnahme:
Referentinnen und Referenten erhalten die Kosten für Fahrt und Unterkunft erstattet. Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben, wenden Sie sich mit einer Vorstellung Ihres Projekts (1 Seite) und einer Kurzvita bis zum 6. Mai 2005 an:

Heike Hartung, Christiane Streubel, Angelika Uhlmann
Postdoc-Kolleg "Alter - Geschlecht - Gesellschaft"
Universität Greifswald
Interdisziplinäres Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien
Anklamer Straße 20
17487 Greifswald

Termin:

18.04.2005

Veranstaltungsort:

Interdisziplinäres Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien
Anklamer Straße 20
17489 Greifswald
Mecklenburg-Vorpommern
Deutschland

Zielgruppe:

Studierende, Wissenschaftler

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur

Arten:

Eintrag:

14.04.2005

Absender:

Sabine Köditz

Abteilung:

Hochschulkommunikation

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event13808


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