Als Ansatz zur Lösung der Beschäftigungskrise wird häufig die Auslagerung von Haushaltsarbeit diskutiert: statt privater Haus-, Pflege- und Sorgearbeit mehr erwerbsförmig geleistete Dienstleistungsarbeit im personen- und haushaltsnahen Bereich. Der Charme solcher Forderungen liegt dain, dass sich die Perspektive auf zusätzliche Beschäftigung mit dem Bedürfnis vieler Frauen verbindet, Entlastung von Anforderungen der "doppelten Lebensführung" zu erhalten. Denn während Erwerbstätigkeit und Erwerbswunsch insbesondere von verheirateten Frauen und Müttern deutlich zugenommen haben, hat sich an den institutionellen Grundlagen der privaten Erledigung von Haushaltsarbeit wenig verändert. Gerade aus dieser Kombination eines Umbruchs in der Lebensweise und dem Beharrungsvernögen familialer Institutionen (Kinderbetreuung, private Pflege, Ehegattensplitting usw.) ist ein Bedürfnis nach haushaltsbezogenen Dienstleistungen entstanden.
Die Gretchenfrage dieser Diskussionen ist, welche Form diese Auslagerung annehmen soll, damit sich die Hoffnungen auf eine positive Verstärkung von veränderten Bedürfnissen und ökonomischer Entwicklung erfüllen können. Die einen setzen auf marktförmige Dienstleistungen, die eine starke Polarisierung des Einkommensgefüges voraussetzen: Nur wenn die Dienstleister/innen ihre Arbeit zu einem niedrigen Preis anbieten, werden Haushalte, die über ein entsprechendes Einkommen verfügen, diese nachfragen. Dieser Weg ist exklusiv: Ein Teil der Bevölkerung kann diese Dienstleistungen nachfragen, die Dienstleister/innen selbst bleiben davon jedoch ausgeschlossen. Im Gegensatz dazu setzen andere auf den Ausbau staatlich finanzierter und organisierter haushaltsnaher Dienstleistungen bzw. auf den Ausbau des Dritten Sektors. Dieser Weg verlangt - neben der Angleichung der Arbeitszeiten von Frauen und Männern - steuerfinanzierte Leistungen und gerade keine Einkommensspreizung.
Das Werkstattgespräch stellt Veränderungen der Lebensweise in den Mittelpunkt und fragt nach ihren sozialen und ökonomischen Implikationen. In welchem Maße lässt sich bereits heute eine Ausdifferenzierung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Haushalte beobachten, und welche Bedeutung hat der demografische Wandel für diese Haushalte? Welche ökonomischen Rückwirkungen sind zu erwarten?
Durchschnittsbetrachtungen verlieren im Zuge des sozioökonomischen Umbruchs massiv an Aussagekraft: Der "Durchschnittshaushalt", die "durchschnittliche Sparquote", der "durchschnittliche Konsum" sagen immer weniger über die realen Lebensweisen und ökonomischen Verhältnisse aus. Wie differenziert und wie komplex müssen also heute Beobachtungskonzepte sein? Welche Anforderungen, Ansatzpunkte und Ideen liefern dazu bestehende Berichts- und Forschungsansätze? Auch diese Fragen wollen wir diskutieren.
Aus dem Programm:
Lebensweisen im Umbruch - Herausforderung für die Konzeption von haushaltsnaher Arbeit im Rahmen der sozioökonomischen Berichterstattung?
Haushaltsbezogene Dienstleistungen - ein Forschungsfeld für die sozioökonomische Berichterstattung
Arbeitszeiten im Haushaltskontext
Konsumchancen im Spiegel differenzierter Lebenslagen
Glückliche Kindheit? Alternative Entwicklungspfade und ihre sozialen Folgen
Gepflegt altern? Dienstleistungsbedarf in einer alternden Gesellschaft
Hinweise zur Teilnahme:
Teilnahme für Interessierte aus Wissenschaft und Politik möglich. Anmeldung erforderlich bei Natalie Grimm, SOFI, Friedländer Weg 31, 37085 Göttingen, Tel. 0551/52205-49, Fax 0551/52205-88, ngrimm@gwdg.de
Termin:
16.05.2006 ab 11:30 - 17.05.2006 16:00
Veranstaltungsort:
Papendiek 14, Paulinerkirche
37073 Göttingen
Niedersachsen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Wirtschaft
Arten:
Eintrag:
05.05.2006
Absender:
Frank Seiß
Abteilung:
Öffentlichkeitsarbeit: ISF München
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event17075
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