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Veranstaltung



23.06.2006 - 23.06.2006 | Marburg

"Gewichtige Gene" - Tagung zu Übergewicht und Gesundheit

Öffentliches Symposium über "Gewichtige Gene" erörtert am Beispiel der Adipositas die Bedeutung genetischer Befunde für unser Verständnis von Krankheit und Gesundheit - Ergebnisse aus Nachwuchsforschergruppe der Philipps-Universität Marburg

Die Erkenntnisse aus der Erforschung des menschlichen Genoms eröffnen insbesondere für die Medizin eine Fülle an neuen Diagnose-, Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten. Zugleich aber wird die stetig wachsende Bedeutung der Genetik für die medizinische Praxis von vielen Seiten mit Skepsis betrachtet. Eine der strittigen Fragen ist, wie die Genetik unser traditionelles Verständnis von Krankheit und Gesundheit verändert. An der Philipps-Universität Marburg wird sich am 23. Juni 2006 ein interdisziplinäres Symposium unter dem Titel "Gewichtige Gene" dieser Problematik widmen.

"Wir wollen diese Frage allerdings nicht ganz allgemein, sondern an einem konkreten Phänomen, der Adipositas (extremes Übergewicht) diskutieren", erläutert Dr. Anja Hilbert, Leiterin der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Nachwuchsforschergruppe "Psychosoziale, ethische und rechtliche Konsequenzen genetischer Befunde bei Adipositas". "Die neueste Forschung hat gezeigt, dass genetische Veranlagungen hierbei eine erhebliche Rolle spielen. Das ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn eine entsprechende genetische Ausstattung auf eine Umwelt trifft und mit einem Lebensstil kombiniert wird, die die Ausbildung extremen Übergewichts begünstigen. Daher eignet sich Adipositas sehr gut als Beispiel für die Erörterung auch solch grundsätzlicher Fragen."

In der von Hilbert geleiteten Nachwuchsgruppe untersuchen bereits seit Beginn des Jahres 2005 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte der molekularen Medizin. Des Projekt steht im Rahmen eines BMBF-Förderprogramms für Forschung über ethische, rechtliche und soziale Aspekte (ELSA, http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/186.php) der modernen Lebenswissenschaften und der Biotechnologie.

Neben medizinischen und psychosozialen Aspekten werfen Genomforschung und Biomedizin speziell ethische und rechtliche Fragen auf. "Die Relevanz der Genetik für das Gesundheitswesen sowie für die individuelle und soziale Wahrnehmung von Krankheit ist sicher bedeutend, aber eine eindeutige Richtung hat die Diskussion dazu insbesondere in der Ethik noch längst nicht gewonnen. Die Positionen von Befürwortern und Skeptikern stehen sich zurzeit nicht selten unvermittelbar gegenüber. Aufgabe der Ethik in einer solchen Situation muss die sachliche Analyse der vorgetragenen Argumente sein, die am Stand der biomedizinischen Forschung kritisch auf ihre jeweiligen Vorannahmen und möglichen Konsequenzen befragt werden", erklärt der Theologe Jens Ried. Ref. iur. Daniel Schneider ergänzt: "Die Anerkennung eines bestimmten Phänomens als Krankheit ist in der Regel Voraussetzung dafür, dass Krankenversicherungen Leistungen für die Betroffenen erbringen. Das Recht definiert 'Krankheit' nicht selbst, sondern orientiert sich dabei an medizinischen Erkenntnissen. Daher sind Fortschritte in der Biomedizin gerade für die rechtliche Seite des Gesundheitswesens besonders interessant."

Aber auch für andere Disziplinen wie Ökonomie und Gesundheitswissenschaften sind genetische Befunde zusehends von Belang. Die Tagung ist daher interdisziplinär ausgerichtet und führt Experten aus allen relevanten Wissenschaften zusammen.

Zunächst werden die psychologischen und medizinischen Grundlagen thematisiert. Dr. Anja Hilbert führt in die Leitfrage des Symposiums aus dem Blickwinkel der Psychologie ein und Professor Dr. Johannes Hebebrand (Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Essen-Duisburg) erläutert am Beispiel der Adipositas die Bedeutung genetischer Befunde für die Medizin.

Dr. Pamela Aidelsburger (Medizinmanagement, Universität Essen-Duisburg) und Ref. iur. Daniel Schneider (Rechtswissenschaften, ELSA-Nachwuchsforschergruppe) beleuchten die ökonomischen und rechtlichen Aspekte, die Professorin Dr. Angela Brand MPH (Sozialwesen, Fachhochschule Bielefeld) um die Perspektive der öffentlichen Gesundheitsversorgung ergänzt.

Schließlich nehmen der Theologe Jens Ried (Bioethik / Sozialethik, ELSA-Nachwuchsforschergruppe) und Dr. Christian Lenk (Medizin, Universität Göttingen) ethische und philosophische Fragen der Genetik und der Adipositas in den Blick.

Am Ende der Tagung soll der Versuch einer Antwort stehen. "Wir werden sicher solch komplexe Fragen nicht innerhalb weniger Stunden lösen können. Aber einen Hinweis darauf, wie in Zukunft genetische Erkenntnisse in das Gesundheitswesen integriert werden können und wie sich dies auf die Prävention und Behandlung von Adipositas auswirkt, werden wir sicher geben können", resümiert Dr. Anja Hilbert.

Weitere Informationen

ELSA-Nachwuchsforschergruppe "Psychosoziale, ethische und rechtliche Konsequenzen genetischer Befunde bei Adipositas": Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Psychologie, Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie, Gutenbergstraße 18, 35032 Marburg
Tel.: 06421/28 23657 (Sekretariat), Fax: 06421/28 28904, Internet:

Dr. Anja Hilbert: Tel.: 0 64 21 / 282 37 87, hilbert@staff.uni-marburg.de

Dipl.-Theol. Jens Ried: Tel.: 0 64 21 / 282 37 88, ried@staff.uni.marburg.de

Ref. iur. Daniel Schneider: Tel.: 0 64 21 / 282 36 83, daniel.schneider@staff.uni-marburg.de

Hinweise zur Teilnahme:
Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos.

Termin:

23.06.2006 14:00 - 17:00

Veranstaltungsort:

Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Psychologie
Dekanatssaal
Gutenbergstraße 18
35037 Marburg
Hessen
Deutschland

Zielgruppe:

jedermann

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin

Arten:

Eintrag:

18.05.2006

Absender:

Thilo Körkel

Abteilung:

Stabsstelle Hochschulkommunikation

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event17227


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