Musik und Universität gehören von Anfang an zusammen. Die Musiklehre zählt als Teil der artes liberales lange Zeit zu den Propädeutika jedes Studiums, und die Musikpraxis spielt im Rahmen akademischer Bräuche eine wichtige Rolle. Seit dem 16. Jahrhundert verändert sich die Musiklehre allerdings; vor allem wandert sie ganz oder teilweise an die Lateinschulen ab. Von einem generellen Verlust der Musikausbildung an den Universitäten kann freilich bis ins 18. Jahrhundert keineswegs gesprochen werden, doch ist darüber, wie und in welcher Form die Musik eine Sache der Universität blieb, bislang noch wenig bekannt. Hier kommt den Beziehungen zwischen Schulen und Hochschulen oder der Aufwertung von Schulen zu "akademischen" Anstalten ein besonderes Augenmerk zu. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach historischen wie aktuellen Formen akademischen Musizierens in den Universitäten des Ostseeraums, ebenso nach dem spezifisch "Universitären" solcher Musikübungen.
Außerdem wäre zu prüfen, inwieweit das mare balticum als verbindendes Element fungierte, indem es den Transfer universitärer Musik und Musikpflege ebenso erleichterte wie berufliche Karrieren von Studenten in den jeweiligen Anrainerstaaten. Thematisiert werden schließlich die universitären Musiklehre und -praxis im Spiegel einzelner Personen und Ämter sowie der Prozess der universitären Etablierung der Musikwissenschaft im Verlauf des 19. Jahrhunderts.
Programm
Mittwoch, 13. September 2006
15:00 Uhr Eröffnung: Musik, Grußworte
1. Zwischen musica theoretica und musica practica
15:30 Uhr Werner Braun (Saarbrücken): Aspekte des Klingenden. Zur Thematik in Universitätsschriften zwischen 1600 und 1750
16:00 Uhr Rainer Bayreuther (Weimar/Jena): Musikausbildung zwischen 1550 und 1650 an der Artistenfakultät der Universität Jena
16:30 bis 17:00 Uhr Kaffeepause
17:00 Uhr Gudrun Viergutz (Jyväskulä): Das Musikprogramm bei den Einweihungsfeierlichkeiten der Universität Turku im Jahre 1640
Donnerstag, 14. September 2006
2. Beispiel Danzig: Vom Gymnasium Dantiscanum zur Akademia Muzyczna
9:00 Uhr Danuta Szlagowska (Danzig): Music for the Professors of Gymnasium
Dantiscanum
9:30 Uhr Danuta Popinigis (Danzig): In Zusammenarbeit mit dem Rektor - Musik von Thomas Struthius
10:00 bis 10:30 Uhr Kaffeepause
10:30 Uhr Jolanta Wozniak (Danzig): Festkantate von F. Th. Kniewel (1817) zur Feier der Vereinigung des Akademischen Gymnasiums
11:00 Uhr Jerzy M. Michalak (Danzig): Die Musik am Danziger Gymnasium 1817-1914
11:30 Uhr Violetta Kostka (Danzig): Students' performances of operas in the Academy of Music in Gdansk
3. Universitäres Musikleben und berufliche Karrieren
14:00 Uhr Klaus-Peter Koch (Bonn): Studentische Orgel- und Lautentabulaturen im Ostseeraum des 16./17. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für die Vermittlung eines europäischen Repertoires
14:30 Uhr Felix Pourtov (Leipzig): Absolventen der deutschen Universitäten als Musikverleger in St. Petersburg im 18. Jahrhundert
15:00 bis 15:30 Uhr Kaffeepause
15:30 Uhr Harald Lönnecker (Koblenz): "Goldenes Leben im Gesang!" - Gründung und Entwicklung Akademischer Gesangvereine an den Universitäten des Ostseeraums im 19. Jahrhundert
16:00 Uhr Andreas Waczkat (Münster): Die ersten akademischen Musiklehrer des
19. Jahrhunderts an der Universität Rostock
Freitag, 16. September 2006
9:00 Uhr Wladimir Gurewitsch (St. Petersburg): Die Universitätsmusik in St. Petersburg: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
9:30 Uhr Geiu Rohtla (Tallinn): Die Musikpflege und der Wirkungskreis eines Musiklehrers an der Kaiserlichen Universität in Dorpat/Tartu (1807 - 1893)
10:00 bis 10:30 Uhr Kaffeepause
4. Frühe Musikwissenschaft im Ostseeraum
10:30 Uhr Karl Traugott Goldbach (Weimar): Die musiktheoretische Lehre der Naturwissenschaftler Arthur von Oettingen und Wilhelm Ostwald an der Universität Dorpat
11:00 Uhr Lucian Schiwietz (Bonn): Musikausbildung für den Dienst in Kirche und Schule an der Universität Königsberg
11:30 Uhr Folke Bohlin (Lund): Deutsche Einflüsse auf die Einführung von musikwissenschaftlichem Unterricht in Schweden
12:00 Uhr Urve Lippus (Tallinn): The theme of Baltic music history in the letters of Elmar Arro to Karl Leichter
5. Musik an der Universität Greifswald
15:00 Uhr Peter Tenhaef (Greifswald): Die Rolle der Musik in akademischen Festakten der Universität Greifswald
15:30 Uhr Ekkehard Ochs (Greifswald): Eine historisch verspätete Entwicklung - Musik als Exercitium und akademisches Lehrfach an der Universität Greifswald im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert
16:00 bis 16:30 Kaffeepause
16:30 Uhr Holger Kaminski (Hamburg): Friedrich Reinbrecht als königlich-akademischer Universitätsmusikdirektor in Greifswald (1895-1907)
17:00 Uhr Eckhard Oberdörfer (Greifswald): Zwischen Anpassung und Aufmüpfigkeit - Studentenlied in Greifswald zu DDR-Zeiten
17:30 Uhr Abschlussdiskussion
Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem DAAD, dem Akademischen Auslandsamt und der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald für die finanzielle Unterstützung.
Hinweise zur Teilnahme:
Veranstalter:
Prof. Dr. Walter Werbeck, Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Universität Greifswald
Telefon +49 3834 86-3522, Telefax +49 3834 594228
Organisation:
Beate Bugenhagen, Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft
Telefon +49 3834 86-3502, Telefax +49 3834 594228, beate.bugenhagen@uni-greifswald.de
Termin:
13.09.2006 ab 15:00 - 15.09.2006 18:30
Veranstaltungsort:
Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg
Martin-Luther-Straße 14
17489 Greifswald
Mecklenburg-Vorpommern
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
international
Sachgebiete:
Kunst / Design, Musik / Theater
Arten:
Eintrag:
31.08.2006
Absender:
Sabine Köditz
Abteilung:
Hochschulkommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event17963
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