"Gesicht und Seele sind wie Silbenmaß und Gedanken", schrieb der hessische Physiker und Mathematiker Georg Christoph Lichtenberg. Nicht nur aus der Perspektive der bildenden Künste und Literatur ist wohl den meisten bewusst, dass die Ausdruckskraft des Gesichts eines Menschen nicht nur körperlich begründet ist: auch kommunikative wie sprachliche und psychosoziale Aspekte fügen sich zu einem Komplex sichtbar-bewusster und unterbewusster Signale zusammen, die das Gesicht unweigerlich aussendet.
"Das Gesicht eines Menschen ist der Spiegel seiner Seele und Ausdruck seiner Identität", sagt der Mund-Kiefer-Gesichtschirurg des Frankfurter Universitätsklinikums Professor Dr. Dr. Robert Sader. Er ist der Ansicht, dass die heutige Hochleistungsmedizin bei all ihrer technischen Perfektion Gefahr laufe, individuelle menschliche Persönlichkeitsfaktoren nicht ausreichend oder gar nicht zu berücksichtigen. Eine chirurgische Behandlung von Kindern mit angeborenen Fehlbildungen des Gesichtes und der Kiefer etwa müsse, so Sader, auch das weitere Wachstum und die psychische und sprachliche Gesamtentwicklung des Patienten und auch seine familiäre Einbettung bedenken. Diese so genannten "biopsychosozialen" Faktoren seien für die Betreuung sehr wichtig, da eine medizinische Behandlung die psychosoziale Entwicklung des Jugendlichen nachhaltig beeinträchtigen könne.
Die FMG-Vortragsveranstaltung "Rekonstruktive Chirurgie des Gesichts - Patientenversorgung zwischen Wissenschaft und Kunst", die Professor Sader leitet und moderiert, zielt auf die Erarbeitung eines Konzepts, das neben den "harten" medizinisch-technischen auch die "weichen" psychosozialen Faktoren in die medizinische Versorgung verstärkt einbezieht und damit eine Brücke zwischen Geistes- und Naturwissenschaften schlägt. Die Fortbildung widmet sich dabei der Frage, wie Grundsätze und Methoden der wissenschaftlichen Vernunft und Prinzipien und Freiheiten der bildenden Kunst zum Wohle des Patienten in ein für die Medizin wirksames Spannungsfeld gebracht werden können. Die Veranstalter wollen zeigen, dass für die Gesichtschirurgie der Erfolg nicht nur auf der erzielten ästhetischen Oberfläche, sondern auch auf der hinter dem Gesicht verborgenen ganzheitlichen Persönlichkeit in einem biopsychosozialen Ansatz liegt.
In seinem Vortrag "Photo-Synthese - Hightech-Chirurgie mit Kunst?" geht es Professor Sader des weiteren auch darum, wie und warum moderne medienbasierte Verfahren, etwa die virtuelle Realität, gleichzeitig Einzug in Kunst und Medizin gefunden haben und wie ein angemessener Respekt vor der Identität des Patienten gerade durch Spitzenforschung ermöglicht werden kann. Dass die Wiederherstellung der Gesichtsästhetik nicht standardisierbar ist und vor allem der Erfahrung und "Kunst" des Chirurgen obliegt, demonstriert unter anderem Dr. L. Kovacs, Leitender Oberarzt für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (Klinikum rechts der Isar, TU München) in seinem Vortrag "Komplexe Gesichtsrekonstruktionen - Planbarkeit oder Intuition?". Wie wichtig für die Medizin ein menschlicher Mensch-Begriff ist, der neben "Leib" auch "Seele" berücksichtigt, werden PD Dr. H. Wicht und Professor Dr. I. Bechmann von der Dr. Senckenbergischen Anatomie (Fachbereich Medizin der Universität Frankfurt) in ihrem Vortrag "Physiognomie - Leib und Seele?" zur Sprache bringen. Die Veranstalter laden Sie herzlich zur dieser Fortbildung ein.
Frankfurt am Main, 29. September 2006
Für weitere Informationen:
Professor Dr. med. Dr. med. dent. Dr. med. habil. Robert Sader
Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/ Main
Fon (0 69) 63 01 - 56 43
Fax (0 69) 63 01 - 56 44
E-Mail robert.sader@kgu.de
Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/ Main
Fon (0 69) 63 01 - 77 64
Fax (0 69) 63 01 - 8 32 22
E-Mail ricarda.wessinghage@kgu.de
Internet http://www.kgu.de
Hinweise zur Teilnahme:
Der vollständige Besuch der Veranstaltung wird von der LÄK Hessen mit 3 Punkten zertifiziert. Im Anschluss an die Veranstaltung findet eine Zusammenkunft mit kleinem Imbiss vor dem Hörsaal statt.
Termin:
11.10.2006 ab 17:30
Veranstaltungsort:
Theodor-Stern-Kai 7, Großer Hörsaal (Hörsaal 3), Haus 23 A, Klinikum der
J. W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
60590 Frankfurt am Main
Hessen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Kunst / Design, Medizin, Musik / Theater
Arten:
Eintrag:
29.09.2006
Absender:
Ricarda Wessinghage
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event18263
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).