Während Europa, und dort besonders Deutschland, in den zwanziger Jahren zu den wichtigsten Orten für die "Neue Typografie" zählte, wurde gerade nach 1945 die Bedeutung der alliierten Re-Education sichtbar. So ergibt sich ein zweigeteiltes Bild: Waren vor dem 2. Weltkrieg die wesentlichen Innovationen noch von deutschen Gestaltern und Blattmachern ausgegangen, die ihre Ideen nach Amerika trugen (und oft ins dortige Exil), scheint im Wirtschaftswunderdeutschland eine starke Orientierung an amerikanischen Vorbildern vorherrschend. Die Ausstellung verdeutlicht diese Wechselbeziehungen am Beispiel wichtiger Magazine, ihren Verlagen und dem neu entstehenden Beruf des Art-Directors.
Bizarr gestaltete Schaufensterpuppen waren eine der Attraktionen der Pariser Surrealisten-Ausstellung 1938. Die Fotografien, die Denise Bellon seinerzeit von den Objekten gemacht hat, die Künstler wie Man Ray oder Marcel Duchamp gestalteten, wurden nun wieder entdeckt und neu aufgelegt. Die Griffelkunst-Vereinigung bietet sie ihren Mitgliedern in diesem Herbst als Mappe mit sechs Modern Prints an. Die Vereinigung setzt damit ihre erfolgreichen Bestrebungen fort, Foto-Ikonen der Moderne ein neues Publikum zu verschaffen. Die Abzüge sind während der Ausstellung der diesjährigen Wahlblätter in der Universitätsbibliothek Erfurt zu sehen, die vom 6. bis 14. November zu den Öffnungszeiten der Bibliothek zugänglich ist.
Daneben bietet die Auswahl der Griffelkunst einen Einblick in die aktuelle Arbeit von zehn weiteren zeitgenössischen Künstlern. Die Isländerin Inga Svala Thorsdottir stellt ihre fiktive, visionäre Stadt BORG vor, und Daniel Roth verdichtet unterschiedliche Medien zu einem labyrinthischen Netz von geheimen Gängen und unterirdischen Verbindungen - ebenfalls Hinweise auf eine "andere Welt". Petra Wunderlich präsentiert hingegen, ganz real, Fotografien aus den geschichtsträchtigen italienischen Steinbrüchen um Carrara. Und mit Martine Boyce und Robert Lucander sind zwei weitere junge Stars der Kunstszene mit Editionen vertreten.
Weitere Einzelblätter zeigen Arbeiten von Martin Noël und Stephan Baumkötter, die sich mit dem Wesen der Zeichnung beschäftigen und eine ganz eigenständige Art der Linienführung aufweisen. Zu den Höhepunkten der diesjährigen Herbstwahl dürften sicher die beiden Multiples gehören, die aus einem künstlerischen Wettbewerb entstanden sind: Von der Bildhauerin Paloma Varga Weisz die Plakette eines Hundekopfes, und von Thomas Rentmeister eine Skulptur aus Malerutensilien, die so komplex ist, dass sie im Original gar nicht gezeigt werden kann. Interessenten erhalten deswegen zu dem Rohmaterial eine spezielle Aufbauanleitung - aber dem Künstler ist es auch recht, wenn sein Bausatz individuell genutzt wird. Für alle Mitglieder und Interessenten findet am 7. November zwischen 18 und 21 Uhr ein Besichtigungstermin in der Ausstellung statt, zu dem frühere Wahlblätter ausgegeben und Fragen zur Arbeit der Griffelkunst-Gruppe Thüringen beantwortet werden.
Hinweise zur Teilnahme:
Eintritt frei, Geöffnet zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek:
Montag bis Freitag 8-22 Uhr, Sonnabend 10-16 Uhr
Termin:
06.11.2006 ab 08:00 - 14.11.2006 18:00
Veranstaltungsort:
Universitätsbibliothek Erfurt, Nordhäuser Str. 63, Foyer
99089 Erfurt
Thüringen
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Kunst / Design, Musik / Theater
Arten:
Eintrag:
06.11.2006
Absender:
Jens Panse
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event18701
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