Die Philosophie der Griechen ist bei den Muslimen im Zuge der Übernahme der angewandten, praktischen Wissenschaften bekannt geworden. Sie wurde zunächst als ein der islamischen Kultur und ihrem Wissenschaftsverständnis fremdes Element wahrgenommen. Das zeigt sich auch daran, dass der Begriff "Philosophie" im Arabischen durch eine Transkription des griechischen Wortes wiedergegeben wurde und nicht etwa durch einen arabischen Terminus ersetzt wurde, der als gleichbedeutend empfunden worden wäre. Im Laufe der Jahrhunderte eignete sich die arabisch-islamische Welt die ursprünglich griechische Philosophie jedoch immer mehr an und entwickelte sie eigenständig weiter, sodass es zunehmend schwieriger wurde, eine eindeutige Grenze zwischen Theologie und Philosophie zu ziehen.
Mit der Übernahme in den arabisch-islamischen Raum - und von dort in den lateinischen Westen - entwickelt sich die griechische Philosophie zu einem globalen Phänomen, das sich über Sprach-, Religions-, Kultur- und geographische Grenzen hinweg verbreitet. Somit bietet ihre Rezeptionsgeschichte einen idealen Ausgangsspunkt für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Im Workshop "Philosophia - Falsafa" werden einige der möglichen Forschungsgebiete vorgestellt.
In den sechs Beiträgen
- wird der Versuch einer philosophie- und ideengeschichtlichen Einordnung der arabisch-islamischen Philosophie in eine universale Philosophiegeschichte unternommen,
- werden die politischen, gesellschaftlichen und religiösen Faktoren untersucht, aufgrund derer die Auswahl philosophischer Texte im Syrischen und Koptischen eine ganz andere ist als im Arabischen,
- werden anhand unterschiedlicher Textbeispiele die Umgangsweise der Rezipienten mit den ihnen - vermutlich - vorliegenden, philosophischen Texten diskutiert und zwar in Hinblick auf sprachliche, inhaltliche und doktrinäre Veränderung
- und wird die allmähliche Verflechtung von Philosophie und islamischer Theologie in nach-avicennischer Zeit beleuchtet.
Die Vorträge:
Rüdiger Arnzen (Köln): Gedanken zum Verhältnis zwischen Geschichte(n) der arabischen Philosophie und Philosophiegeschichte im allgemeinen
Ute Pietruschka (Halle): Der Mönch als Philosoph - Zu den Überlieferungsbedingungen griechischer Philosophie im Syrischen und Koptischen
Oliver Overwien (Berlin): Das Bild des Kynikers Diogenes in der griechischen, syrischen und arabischen Überlieferung
Rotraud Hansberger (Oxford): Ein "verwandelter" Text: Aristoteles? Parva Naturalia in ihrer arabischen Fassung
Elvira Wakelnig (Halle): Proklos in aristotelischem Gewand. Das pseudo-aristotelische Buch der Bewegung
Heidrun Eichner (Halle): Avicennische Philosophie und Islamische Theologie
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
22.11.2006 14:00 - 18:00
Veranstaltungsort:
Max-Planck Institut für ethnologische Forschung
Advokatenweg 36, Festsaal
06114 Halle (Saale)
Sachsen-Anhalt
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Philosophie / Ethik, Religion
Arten:
Eintrag:
06.11.2006
Absender:
Dipl.-Journ. Carsten Heckmann
Abteilung:
Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event18703
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