Seit einiger Zeit kann ein verstärktes Interesse an den begrifflichen Werkzeugen der Wissenschaften und dem Wechselspiel von kategorialen und praktischen Verfahren beobachtet werden. Im Hinblick auf die Vielzahl vorliegender mikrohistorischer Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte lässt sich das Desiderat "längerfristiger historischer Anschlüsse solcher lokalen Geschichten" (H.-J. Rheinberger) erkennen. Nimmt die Begriffsgeschichte ein solches Desiderat als Herausforderung an, so steht sie zugleich vor der Aufgabe einer Reorganisation ihrer Kategorien und Methoden.
Zumindest hierzulande liegt dabei ein Hauptproblem in der dominanten geisteswissenschaftlichen Fixierung der Begriffsgeschichte. Vielleicht auch deswegen greifen jüngere kulturwissenschaftliche und wissenschaftsgeschichtliche Ansätze eher auf die französische Tradition (Bachelard, Canguilhem, Foucault) zurück, die zugleich Anknüpfungspunkte für einige der Fragen liefert, die wir gerne an wissenschaftshistorischen Fallbeispielen diskutieren würden:
Wie wäre eine die Natur- und Humanwissenschaften einbeziehende, interdisziplinäre Begriffsgeschichte methodisch von der traditionell-geistesgeschichtlichen zu unterscheiden? Für welche Begriffe wäre eine begriffsgeschichtliche Rekonstruktion aufschlussreich, für welche (wohl v.a. fachterminologische) weniger? Welche Rolle spielen Begriffe in der Formation naturwissenschaftlicher Gegenstände und Theorien? Lässt sich eine Begriffsgeschichte konzipieren, die die materiale Einbindung von Begriffen mitreflektiert? Ist überhaupt die Diachronie des Begriffs geeignet, die Bildung wissenschaftlicher Paradigmen darzustellen? Wie hätte eine solche Begriffsgeschichte mit den in der klassischen Begriffsgeschichte kaum hinreichend reflektierten Brüchen, Paradigmenwechseln etc. umzugehen? Schließlich geht es um das für eine interdisziplinäre Begriffsgeschichte zentrale und äußerst facettenreiche Problem der Übertragungen, Entlehnungen und Registerwechsel. Uns interessiert die Produktivität unscharfer Begriffe sowie die Frage, ob und in welchen Phasen über Begriffsworte semantische Überschüsse, etwa in Form von Etymologien, Metaphern etc. eingehen, die dann die Fortentwicklung von Begriffen und damit Theorien mitformieren.
Mit Beiträgen von:
Andreas Bartels (Bonn), Christina Brandt (MPIWG), Olaf Breidbach (Jena), Carsten Dutt (Marbach), Erich Kleinschmidt (Köln), Ernst Müller (ZfL), Ohad Parnes (ZfL), Hans-Jörg Rheinberger (MPIWG), Philipp Sarasin (ETH Zürich), Henning Schmidgen (MPIWG), Falko Schmieder (ZfL), Christian Strub (Berlin), Dieter Teichert (Konstanz), Margarete Vöhringer (ZfL), Sigrid Weigel (ZfL), Stefan Willer (ZfL), Yvonne Wübben (ZfL)
Hinweise zur Teilnahme:
Kontakt:
Falko Schmieder
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Schützenstr. 18
10117 Berlin
030/20192-455
030/20192-154
Termin:
09.02.2007 - 10.02.2007
Veranstaltungsort:
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Schützenstr. 18
3. Etage
Veranstaltungsraum R. 308
10117 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
Arten:
Eintrag:
08.01.2007
Absender:
Susanne Hetzer
Abteilung:
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZFL)
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event19116
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