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Veranstaltung



08.03.2007 - 10.03.2007 | Delmenhorst

Soziale Kognition, Emotion und Selbstbewusstsein

Die internationale Konferenz findet vom 8. bis 10. März 2007 im Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) Delmenhorst statt. 60 Wissenschaftler aus mehreren Ländern diskutieren über die sogenannte soziale Kognition, das heißt diejenigen geistigen Fertigkeiten des Menschen, die für seine sozialen Interaktionen von grundlegender Bedeutung sind.

Die Konferenz greift ein zentrales Thema der heutigen Debatten in der Hirnforschung und der Philosophie des Geistes auf, die sogenannte soziale Kognition. Darunter versteht man alle geistigen Fertigkeiten des Menschen, die für seine sozialen Interaktionen wesentlich sind, insbesondere die zwischenmenschliche Kommunikation, bei der wir ja neben der Sprache auch unsere Mimik und Gestik in großem Umfang einsetzen. Zur sozialen Kognition gehören außerdem für die menschliche Handlungssteuerung so bedeutsamen Emotionen und das Selbstbewusstsein des Menschen. Mimik, Gestik und Emotionen galten lange Zeit als höchst flüchtige und schwer oder gar nicht wissenschaftlich greifbare Vorgänge. Doch mit heutigen Forschungsinstrumenten gelingt es im wachsendem Maße, auch solche Prozesse zu analysieren.
Besonderes Augenmerk der Tagungsorganisatoren, der ehemalige HWK-Fellow Prof. Albert Newen, Philosoph aus Bochum, und Prof. Kai Vogeley, Psychiater aus Köln, gilt dabei dem komplexen Phänomen des Selbstbewusstseins. Sie sind der Ansicht, diese zentrale Fähigkeit des Menschen sei durch vier Eigenschaften gekennzeichnet, die sie Meinigkeit, Urheberschaft, Perspektivität und zeitübergreifende Einheit nennen.
o Unter Meinigkeit verstehen sie das uns allen bekannte Gefühl der Zu-mir-Gehörigkeit von Körperteilen, ein Gefühl, das bei einigen Hirnerkrankungen verloren gehen kann, wenn z.B. der eigene Arm oder das eigene Bein als Fremdkörper empfunden wird.
o Urheberschaft nennen sie das allen Menschen geläufige Gefühl, der Urheber der eigenen Handlungen und Täter der eigenen Taten zu sein (auch dieses Gefühl unterliegt Störungen, z.B. bei Schizophrenen).
o Perspektivität besteht aus zwei Komponenten: Die sensorische Perspektivität bezieht sich auf die Zentrierung meiner Wahrnehmungen und Handlungen um meinen eigenen Körper, während die kognitive Perspektivität darin besteht, dass ich mir bestimmte Wünsche oder Überzeugungen zurechne, die andere nicht haben, bzw. anderen Wünsche und Erfahrungen, die mir abgehen.
o Schließlich haben wir alle auch die Erfahrung der Einheit unseres Selbstbewusstseins im Verlauf unseres Lebens gemacht. Ich - wie alle anderen - erlebe mich als zusammenhängendes Ganzes meiner Wahrnehmungen, Überzeugungen und Handlungen. Das heißt, jeder und jede von uns verfügt über eine Autobiographie und ein autobiographisches Gedächtnis.
Im Verlauf der Konferenz wird es darum gehen, diese philosophische Analyse des menschlichen Selbstbewusstseins mit Befunden der Hirnforschung zur Deckung zu bringen. Ähnliches soll auch mit den genannten Charakteristika der sozialen Kognition und Interaktion geschehen - Sprache, Mimik, Gestik - sowie mit den Emotionen. Es gilt, diejenigen Bereiche im menschlichen Gehirn zu identifizieren, die uns zu diesen Leitungen befähigen.
Zu diesem Zweck versammeln sich im HWK rund 60 Forscher aus Dänemark, Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen, der Schweiz und den Vereinigten Staaten. In drei Sektionen werden sie über folgende Leitfragen debattieren:
o Welche theoretischen Modelle eignen sich zur Beschreibung von Selbstbewusstsein, Emotionen und sozialer Interaktion?
o Welche Basis hat das menschliche Selbstbewusstsein im Gehirn?
o Welche Rolle spielen Emotionen und soziale Kognitionen für das Selbstbewusstsein und seine (krankhaften) Störungen?
o Welche psychologischen Merkmale haben Emotionen und soziale Kognitionen, und wie sind diese Merkmale im Gehirn verankert?
o Wie sind soziale, emotionale und kognitive Kompetenzen miteinander verknüpft?
Das in der Zukunft liegende Endziel ist die Ausarbeitung einer naturalistischen Theorie, die das Denken, Fühlen und die soziale Interaktion des Menschen adäquat zu erfassen vermag.
Die Konferenz wird unterstützt vom Hanse-Wissenschaftskolleg, von der Ruhr-Universität Bochum, von der Eberhard Karls-Universität Tübingen, von der VolkswagenStiftung und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Hinweise zur Teilnahme:
Am Freitag, 9. März 2007, findet ein Pressegespräch statt, zu dem Sie herzlich eingeladen sind.
Wann? - 11:15 - 11:45 Uhr, Wo?- In der Eingangshalle des Hanse-Wissenschaftskollegs, Lehmkuhlenbusch 4, 27753 Delmenhorst, Anfahrtsweg unter www.h-w-k.de abfragbar, Wer? - Die Konferenzorganisatoren Prof. Dr. Albert Newen und Alexandra Zinck, Ruhr Universität Bochum, sowie Prof. Dr. Dr. Kai Vogeley, Klinikum der Universität zu Köln.

Termin:

08.03.2007 - 10.03.2007

Veranstaltungsort:

Lehmkuhlenbusch 4
27753 Delmenhorst
Niedersachsen
Deutschland

Zielgruppe:

Wissenschaftler

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

international

Sachgebiete:

Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion

Arten:

Eintrag:

08.03.2007

Absender:

Evert Kramer

Abteilung:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event19773


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