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05.04.2007 - 02.09.2007 | Berlin

Die Roboter kommen!

Die Begegnung von Mensch und Maschine zeigt eine neue Ausstellung im
Museum für Kommunikation Berlin

Roboter gehören zum modernen Lebens- und Berufsalltag des Menschen. Ihre hohe Zahl in deutschen Betrieben legt den Gedanken nahe, dass der alte Traum vom anspruchslosen, allzeit willigen Helfer in Erfüllung gegangen ist. Der Roboter, der als Blechmann äußerlich ein Zwitter zwischen Mensch und Maschine ist, fordert den Menschen dabei in besonderer Weise heraus, seine Kommunikation an ihm zu erproben.

Die Ausstellung zeigt Roboter zwischen Fiktion und Realität, Kunst und Wissenschaft und dokumentiert aktuelle Robotertechnik. Historische und moderne Roboter kommen dem Besucher als Parade auf einem Laufband entgegen, das Bildprojektionen visionärer Roboterdarstellungen immer wieder überblenden. In der künstlichen Atmosphäre eines blauen Raumes treten die Maschinenmenschen so aus der Fiktion in die Wirklichkeit der Museumsbesucher/innen.

Rückschau - Eine Geschichte des Roboters
Die Geschichte der Robotik beginnt mit dem Blick auf die große Zeit der mechanischen Experimente im 16. Jahrhundert. Im Zentrum stand zunächst die Erforschung des menschlichen Bewegungsapparats. Das mechanische Uhrwerk, als die erste sich selbst bewegende Maschine, entwickelte sich im 18. Jahrhundert zu einem Symbol des menschlichen Leibes, den die Philosophen auf Basis der neuen anatomischen Erkenntnisse als Maschine sehen wollten. 1805 entwickelte Joseph-Marie Jacquard den ersten mechanischen Webstuhl, dessen Funktionen Lochkarten koordinierten und speicherten. Dieses System revolutionierte die vorindustrielle Arbeitswelt und darf als Vorläufer der modernen Arbeitsroboter und Rechenmaschinen gelten. Als Fortsetzung der mechanischen Erkenntnisse von Anatomie und Konstruktionstechnik erscheinen Automaten des 18. Jahrhunderts, die mit menschlichen Zügen ausgestattet sind und musizieren, schreiben oder sich tänzerisch bewegen konnten. Die um 1816 gebaute Figur eines Trompeters spielte sechs auf einer Stiftwalze gespeicherte Melodien. Die in ihrer Zeit weltberühmte Schach spielende und in dieser Disziplin unbesiegbare Figur eines Türken des Bastlers Wolfgang von Kempelen aus dem Jahr 1789 legte jedoch den Gedanken nahe, dass es sich um eine geniale Täuschung handeln könne. Man vermutete, dass sich im Inneren ein guter Schachspieler verbarg, der die Mechanik steuerte. Eine frühe Verbindung von Mensch und Maschinenmechanik stellen die schon seit dem
16. Jahrhundert gebräuchlichen künstlichen Glieder dar. Zu sehen ist die Handprothese des legendären Ritters Götz von Berlichingen, mit der er Gegenstände festhalten konnte. Die Ersatzhand, die den menschlichen Körper in mechanischer Weise ergänzt, verwischte die Grenze von Organik und Anorganik, denn sie machte Teile des Menschen robotergleich.

Vorschau - Roboter-Utopien gestern und heute
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahmen die Utopien von einer automatisierten Zukunft im neuen Medium Kino konkrete Formen an. Der erste deutsche Roboter tauchte 1916 auf der Leinwand auf. Von Anfang an spielten die Roboter in den Filmen eine zwiespältige Rolle. Einerseits versprachen sie, den Menschen von der körperlichen Schwerarbeit zu entlasten, andererseits verband sich mit ihnen die geheime Bedrohung einer außer Kontrolle geratenen Technik. In Harry Piels "Der Herr der Welt" (1934) werden die Roboter anfangs beargwöhnt und erweisen sich dann als produktive Helfer. Nicht anders verhält es sich in der sowjetischen Produktion "Gibel' Sensacii" (1935), beide Filme sehen in den Robotern auch Instrumente zur Durchsetzung politischer Ideologien. Die Bildende Kunst dieser Zeit, in der Ausstellung durch das Bauhaus repräsentiert, interessierte dagegen die Logik mechanischer Körperbewegungen. Theaterprojekte, in denen maschinenähnliche Tänzer oder Marionetten die Hauptrollen spielten, sind Beispiele für diese Experimente. Von ihnen zeugen Oskar Schlemmers Theaterfigurinen. Robotermarionetten faszinierten auch die Dadaisten, wie Sophie Täuber-Arp. Ihre Theatermarionette "Wacht" veranschaulicht die konstruktivistische Phantasie der DADABewegung, sie parodiert aber auch den sich zuweilen kriegerisch-martialisch gebenden Maschinenglauben der italienischen Futuristen. Eine Reihe moderner Künstler nimmt heute diese Traditionen auf. In Frank Fietzek und Uli Winters "Watschendiskurs" (2004) führen bewegliche Stoffpuppen einen handfesten sprachtheoretischen Disput. Die Sängerin Björk agiert 1999 im Video zu "All is full of love" als empfindsame Roboterandroide.
Die Utopie vom androiden Roboter entwarf in den 1950er Jahre die Werbung auf
unterhaltsame Weise. Mit menschlichen Zügen und Körperformen ausgestattete Roboter wurden mit großem Erfolg weltweit vorgeführt. Besonders populär war der 2,37 Meter große Sabor aus der Schweiz. Er konnte rauchen und spazieren gehen und flirtete hin und wieder mit seinem weiblichen Publikum. Zu sehen ist Nummer V der Sabor-Reihe. Neben ihm erzählt der Werberoboter Roberto von der Faszination der scheinbar autonomen Technik, die tatsächlich durch Fernsteuerung funktionierte. Als überlebensgroße Blechriesen riefen die Werberoboter mit ihren unbeholfenen Bewegungen zwar Staunen und Sympathie hervor, sie waren als praktische Arbeitshilfen aber ungeeignet.

Umschau - Roboter heute
Wie es um die Robotik heute steht, zeigt der Blick in die Forschungslabors. Moderne Roboter sind lernfähige Wesen, die in Interaktion mit dem Menschen treten. Je nach Einsatzzweck können sie sich dabei in ihrer äußeren Form von ihren älteren androiden Vorläufern entfernen. Häufig gleichen Forschungsroboter Insekten. Wo sie zum Einsatz kommen, arbeiten sie für den Menschen an lebensfeindlichen Orten: In der Tiefsee, im Weltraum oder unter der Erde.
Roboter, die in der menschlichen Umgebung tätig sind, tragen dagegen äußerlich wieder Züge der androiden Maschinenmenschen. Moderne Serviceroboter, die staubsaugen oder die Geschirrspülmaschine ausräumen können, sehen wie freundliche Hausgenossen aus. Ganz neue Formen der Vernetzung von Mensch und Maschine erproben derzeit Informatiker und Mediziner. Sie arbeiten daran, Hirnaktivitäten auf dem Bildschirm umzusetzen, um so eine mentale Schreibmaschine für körperbehinderte Menschen zu entwickeln.
Während die meisten dieser Maschinen dem Menschen helfend zur Seite stehen, treten andere an seine Stelle. Das gilt für Industriebetriebe, in denen ausgewählte Produktionsstrassen bereits vollständig automatisiert sind, aber auch für den Sport. Bei Kamel-Rennen in den Golfstaaten reiten Roboter, da der Einsatz von Kinder-Jockeys dort verboten ist, und mit den RoboCups haben Maschinen sogar den internationalen Fußballsport erobert. "Trifftnix" und "Passtnix" treten bislang allerdings noch nicht gegen Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski an. Das Kräftemessen zwischen Mensch und Roboter bleibt der Zukunft vorbehalten. Vorerst noch - denn im Jahr 2050 soll Anpfiff zum ersten Fußballmatch dieser Art sein.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für
Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart.

Hinweise zur Teilnahme:
Ausstellungseröffnung 4. April, 19 Uhr
Es sprechen: Prof. Dr. Joachim Kallinich, Direktor des Museums für
Kommunikation Bodo-Michael Baumunk, Projektleiter der Ausstellung

Ausstellungsdauer: 5. April bis 2. September 2007

Ausstellungskuratoren: Bodo-Michael Baumunk, Dr. Johanna Sänger

Ausstellungsgestaltung: id3d-berlin - gesellschaft für themengestaltung mbh

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für
Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart.

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag 9-17 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 11-19 Uhr, ab 1.7.2007 10-18 Uhr
Geöffnet an Ostermontag, Pfingstmontag und am 1.5.2007 11-19 Uhr

Eintritt

normal € 3,00
ermäßigt € 1,50

Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis einschl. 15 Jahre sowie betreute Schulklassen allgemein bildender Schulen.
Ermäßigter Eintritt für Jugendliche 16 bis 17 Jahre, Schüler/innen, Studierende,
Auszubildende, Wehr- und Zivildienstleistende, Erwerbslose, Sozialhilfeempfänger/innen, 100% Schwerbehinderte, betreute Schulklassen von Oberstufenzentren, Teilnehmer/innen an Führungen und Gruppen ohne Führung ab 15 Personen.

Termin:

05.04.2007 - 02.09.2007

Veranstaltungsort:

Museum für Kommunikation Berlin
Leipziger Straße 16
10117 Berlin
Berlin
Deutschland

Zielgruppe:

jedermann

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

international

Sachgebiete:

Elektrotechnik, Energie, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Maschinenbau

Arten:

Eintrag:

29.03.2007

Absender:

Hubert Grosser

Abteilung:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event19980


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