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Veranstaltung



14.06.2007 - 14.06.2007 | Berlin

3. Akademievorlesung Sommersemester 2007 "Naturgeschichte der Freiheit" - Vorträge von Jens Reich und Ferdinand Hucho

Jens Reich
Das Kausalitätsprinzip in der Biologie

Ferdinand Hucho
Ursachen und Gründe - Zur molekularen Biologie des Verhaltens

Begrüßung und Einführung: Jan-Christoph Heilinger

Jens Reich hinterfragt die Bedeutung des Anspruchs kausaler Erklärungen in der Biologie. Kausalität und Determiniertheit sind zwar wichtige heuristische Mittel, die in biologischen Experimenten großen Erkenntnisgewinn herbeiführen können. Gleichwohl muss ihr Erklärungsanspruch begrenzt werden und darf nicht zu einem "metaphysischen Postulat" werden. Mit Blick auf die Debatten um die menschliche Willensfreiheit und auf eine angemessene Untersuchung des Bereichs des Lebendigen offenbaren sich die Beschränkungen kausaler Erklärungen.

Hier sind aufgrund der Hyperkomplexität der untersuchten Prozesse und Organismen mit bestimmten (mentalen) Eigenschaften kausale Erklärungsmuster schlichtweg unzureichend. Damit ist eine zentrale Fragestellung des vorliegenden Bandes aufgezeigt: Wie lassen sich mit den Methoden der exakten Naturwissenschaften die Vorgänge des Lebendigen überhaupt angemessen beschreiben? Ein gut konzipiertes Experiment treibt jedenfalls, so Jens Reich, "dem Leben das Leben aus".

Ferdinand Hucho zeichnet die Signaltransduktion auf der molekularen Ebene als eine Grundlage von Verhalten und damit als eine mögliche Ursache von Freiheit aus, selbst wenn Freiheit, wie Hucho schreibt, kein originärer Begriff der Naturwissenschaften sei. Freiheit in diesem Sinne ist lediglich eine während der Evolution zunehmende neue Qualität einer rein physikalischen Welt, eine emergente Eigenschaft hyperkomplexer Systeme (Organismen), deren Grundbausteine - vor allem Gene und Proteine - auf vielfältige Weise miteinander interagieren.

Hucho plädiert mit dieser Beschreibung dafür, Freiheit, Bewusstsein und Verhalten als biologisch zu erklärende Phänomene anzusehen. Diese These stützt er mit Belegen, die er durch die Analyse zweier Entwicklungsschritte am Anfang der Evolution (Signaltransduktion und Informationsspeicherung bei Einzellern) und durch einen Blick auf unsere genetisch nächsten Verwandten (die Schimpansen) gewinnt.

Jens Reich studierte Medizin und Molekularbiologie an der Berliner Humboldt-Universität. Nach einer zusätzlichen biochemischen Fachausbildung arbeitete er ab 1968 als Wissenschaftler am Zentralinstitut für Molekularbiologie in Berlin-Buch. 1980 wurde er Professor für Biomathematik und vorübergehend Abteilungsleiter am Zentralinstitut für Molekularbiologie.

Im September 1989 war Jens Reich einer der Autoren und Erstunterzeichner des Aufrufs "Aufbruch 89 -NEUES FORUM", der zur Gründung des Neuen Forums führte. Nach der Volkskammerwahl am 18. März 1990 war er Abgeordneter der einzigen frei gewählten Volkskammer der DDR. 1994 wurde er durch Bündnis 90/Die Grünen als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten nominiert. Seit 2001 ist Jens Reich Mitglied im Nationalen Ethikrat (derzeit stellv. Vorsitzender); seit 1990 ist er Mitherausgeber der politisch-wissenschaftlichen Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik.

Jens Reich ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Biomedizin und der Bioinformatik.

Ferdinand Hucho wurde 1939 in Berlin geboren. Nach dem Studium der Chemie promovierte er sich mit einer Arbeit über "Die enzymatisch katalysierte Mutarotation der Aldosen" unter der Leitung von K. Wallenfels. Er war Fellow im Laboratorium von L. J. Reed in Austin, Texas (USA), wo er über den Multienzymkomplex Pyruvatdehydrogenase und seine Regulation im Stoffwechsel der Säugetiere forschte. Als wissenschaftlicher Assistent der Universität Konstanz habilitierte er sich im Fach Biochemie und wurde 1973 an die Universität Konstanz berufen. Von 1979 bis zu seiner Emeritierung 2005 lehrte Ferdinand Hucho an der Freien Universität Berlin.

Seit 1997 ist Ferdinand Hucho Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Dort ist er unter anderem als Sekretar der Biowissenschaftlich-Medizinischen Klasse und als Sprecher der Interdisziplinären Arbeitsgruppe "Gentechnologiebericht" tätig.

Hinweise zur Teilnahme:
Die Veranstaltung ist öffentlich. Der Eintritt ist frei.

Termin:

14.06.2007 18:30 - 22:00

Veranstaltungsort:

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Einstein-Saal
Jägerstraße 22/23
10117 Berlin
Berlin
Deutschland

Zielgruppe:

Journalisten, jedermann

E-Mail-Adresse:

Relevanz:

überregional

Sachgebiete:

Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Philosophie / Ethik, Religion

Arten:

Eintrag:

07.06.2007

Absender:

Gisela Lerch

Abteilung:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event20655


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