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Veranstaltung


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10.10.2007 - 12.10.2007 | Augsburg

Sprache - Macht - Wirklichkeit: Zur diskursiven Konstruktion von Wirklichkeit

DFG-geförderte Tagung vom 10. bis zum 12. Oktober 2007 an der Universität Augsburg
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Unter dem Titel "Sprache - Macht - Wirklichkeit: Zur diskursiven Konstruktion von Wirklichkeit" findet vom 10. bis 12. Oktober 2007 an der Universität Augsburg eine internationale und interdisziplinäre Tagung zu aktuellen Entwicklungen im Feld der Diskursforschung statt. Organisiert wird die Tagung vom Augsburger Arbeitskreis Diskursanalyse in Verbindung mit der Sektion Wissenssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS). Experten und Nachwuchswissenschaftler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich werden theoretische und forschungspraktische Fragen diskursanalytischer Verfahren diskutieren mit dem Ziel, den Austausch zwischen den verschiedenen, innerhalb der Sozial- und Geisteswissenschaften vorangetriebenen und heterogenen Ansätzen der empirischen Diskursforschung zu befördern. Zugleich sollen die Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklung gemeinsamer Grundlagen und Qualitätsstandards der Diskursanalytik ausgelotet werden.

Von Einzelforschungen zu Paradigmen

Während bis Mitte der 1990er Jahre die Diskursanalytik weitgehend eine Angelegenheit singulärer Forschungsprojekte bzw. von Einzelforschungen war, die häufig einen hohen diskurstheoretischen Aufwand betrieben und zugleich in ihrer Methodik wenig transparent erschienen, kristallisieren sich seither verschiedene und konkurrierende Forschungsparadigmen heraus. Zu nennen sind hier z. B. die korpuslinguistisch inspirierte Düsseldorfer "Diskursgeschichte", die ideologiekritisch verankerte sprachwissenschaftliche "Kritische Diskursanalyse" Duisburger Prägung, die poststrukturalistisch-postmarxistische politikwissenschaftliche Diskursforschung im Anschluss an Ernesto Laclau und Chantal Mouffe oder die akteurs- und strukturtheoretisch ansetzende Wissenssoziologische Diskursanalyse innerhalb der wissenssoziologischen Tradition.

Neue Diskursforschungsszene

Dem entsprechend ist im letzten Jahrzehnt im deutschen Sprachraum quer durch verschiedene Disziplinen - von Geschichte, Sprachwissenschaften, Kulturwissenschaften, Soziologie, Pädagogik, Politikwissenschaft bis hin zur Geographie - eine sich zunehmend vergrößernde und lebendige Szene einer "neuen" Diskursforschung entstanden, die eine wichtige Position zwischen mikro- und makroanalytischen Ansätzen der Sozial- und Geisteswissenschaften einnimmt. Ihr spezifisches Profil besteht in ihrer theoretischen Fundierung im Anschluss an - im weiteren Sinne - (post-)strukturalistische Konzepte sowie an wissenssoziologische Theoreme. Damit unterscheidet sie sich von der Habermasschen universalpragmatischen Diskursethik und deren Interesse an den immanenten Rationalitäten sprachlicher Verständigungsprozesse ebenso wie von der Gesprächs- und Konversationsanalyse, die insbesondere im englischsprachigen Raum als "discourse analysis" sich im Wesentlichen auf die Analyse der Organisation sprachlicher Interaktionen konzentriert.

Regelhafte Aussagepraktiken in situationsübergreifendem Struktur- oder Äußerungszusammenhang

Dem gegenüber zielen die Erkenntnis- und Forschungsinteressen der "neuen" Diskursforschung gemeinhin auf die historische Genese und Transformation von komplexen Aussagen- und Wissensordnungen und damit auf die Rekonstruktion der diskursiven Konstruktion kollektiver Wirklichkeitsdefinitionen und Praktiken. Die Diskursforschung unterläuft so die disziplinäre Trennung zwischen Sprach- und Wissensforschung, zwischen Sprach-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften. Bei aller Heterogenität besteht die Gemeinsamkeit dieser Ansätze darin, dass sie allesamt Diskurse als regelhafte Aussagepraktiken begreifen, die in einem situationsübergreifenden Struktur- oder Äußerungszusammenhang stehen und auf diese Konstitutionsebene bezogen analysiert werden. Letztlich gilt für die genannten Perspektiven, dass sie das Interesse an einer programmatischen Ausrichtung sowie einer gegenstandsbezogenen und theoretischen Grundlegung der Diskursforschung mit der Forderung nach methodologischer Reflexion und empirisch-methodischer Präzisierung verbinden.

"Netzwerk Interdisziplinäre Diskursforschung"

Zur Konturierung dieser neuen Diskursforschung haben nicht zuletzt auch verschiedene Initiativen des "Augsburger Arbeitskreises Diskursanalyse" (http://www.diskursforschung.de ) beigetragen. Andreas Hirseland, Reiner Keller, Werner Schneider und Willy Viehöver haben seit der Gründung dieses Arbeitskreises im Jahr 1994 über diverse gemeinsame und individuelle Publikationen hinaus seit 1999 an der Universität Augsburg bislang drei größere Tagungen zur Diskursforschung sowie - in Augsburg und andernorts - mehrere Praxis-Workshops bzw. "Methoden-Werkstätten" zu diskursanalytischen Forschungsprojekten organisiert. Auf dieser Basis soll mit der diesjährigen Tagung gleichzeitig auch die Gründung eines "Netzwerkes Interdisziplinäre Diskursforschung" zur weiteren Institutionalisierung der empirischen Diskursforschung erfolgen.

Die Augsburger Tagung wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und von der Geselschaft der Freunde der Universität Augsburg e. V.

Hinweise zur Teilnahme:
Anmeldung unter liselotte.winterholler@phil.uni-augsburg.de oder Tel. +49-821-508-5570

Termin:

10.10.2007 ab 13:15 - 12.10.2007 15:30

Veranstaltungsort:

Tagungszentrum Haus St. Ulrich
Kappelberg 1
86150 Augsburg
Bayern
Deutschland

Zielgruppe:

Studierende, Wissenschaftler

Relevanz:

international

Sachgebiete:

Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur

Arten:

Eintrag:

15.08.2007

Absender:

Klaus P. Prem

Abteilung:

Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information

Veranstaltung ist kostenlos:

nein

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event21063


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