Die Kinder- und Jugendzeichnung ist - wie der breiter gefasste Begriff des ästhetischen Ausdrucks - seit jeher genuiner Forschungsschwerpunkt der Kunstpädagogik. Mit dem steten gesellschaftlichen Wandel verändert sich auch die heutige Kindheit und Jugend, und damit verändern sich auch die kindlichen und jugendkulturellen Ausdrucksformen. Nicht nur die Medien prägen Lebensgewohnheiten, auch verschiedene gesellschaftliche Bedingungen führen zu neuen Lebensentwürfen und veränderten Kindheitserfahrungen. Versteht man sie als Verarbeitung und Darstellung von Lebensgeschehen sowie als Ausdruck interner Lebensentwürfe, dann ist davon auszugehen, dass auch die Kinder- und Jugendzeichnung einem kulturellen Wandel unterliegt und insofern immer weiterer Untersuchung und erneuter Betrachtung bedarf.
Auch wenn die Aufmerksamkeit gegenüber der Kinder- und Jugendzeichnung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geringer geworden ist, haben die Kinderzeichnung und der jugendkulturelle Ausdruck keineswegs an Aktualität verloren - auch nicht für die kunstunterrichtliche Praxis. Denn was Kinder und Jugendliche bewegt, zeigt sich in ihren bildnerischen Ausdrucksformen. Die mit den dargestellten Inhalten stets verknüpften Emotionen durchdringen alle Dimensionen der kindlichen bzw. jugendlichen Entwicklung und finden ihren Niederschlag in den bildnerischen Äußerungen. Diese sind dabei nicht nur "Spiegel der Seele", denn die Repräsentation von etwas durch ein bildnerisches Mittel beinhaltet auch das über die Darstellung hinausgehende, spezifische gestalterische Element im Produktionsprozess. Ästhetisches Tun ist nicht bloße Transposition von inneren Bildern in deren Vergegenständlichung, es wird vielmehr durch den Gestaltungsprozess und die damit einhergehenden emotionalen Implikationen geprägt. Die "Zeichnung", deren Begriff heute weitaus differenzierte Ausdrucks- und Darstellungsformen umfasst, vermittelt Inhalte des Lebensgeschehens in der Verschränkung von Motiv und gestalterischem Ausdruck und teilt dadurch symbolisch etwas über das Subjekt und seine Beziehungen zur Umwelt mit.
Im Zentrum des acht Vorträge, sieben Arbeitsgruppen und eine abschließende Plenumsdiskussion umfassenden Tagungsprogramms (siehe Anhang), das sich mit dem umrissenen Problem- und Fragespektrum auseinandersetzen wird, steht der Aspekt der ästhetischen Produktionen von Kindern und Jugendlichen, das weite Feld der Rezeptionen wird mittelbar über die medialen Spuren im Ausdruck Eingang finden.
Programm
Freitag, 16. Januar 2009
10.00 - 10.15 Uhr: Begrüßung (Prof. Dr. Constanze Kirchner, Universität Augsburg)
10.15 - 11.00 Uhr: Soziologischer Einführungsvortrag zur Veränderung von Kindheit und Jugend mit Implikationen zum ästhetischen Verhalten (Mag. Bernhard Heinzlmaier, Vorsitzender des Departments Hamburg des Institutes für Jugendkulturforschung.)
11.00 - 11.30 Uhr: Lernende Lehrer - lehrende Kinder. Fallstudien und teilnehmende Beobachtung in der Ausbildung von Kunstlehrern: Zum Wandel jener künstlerischen Prozesse, wie wir sie bei zeichnenden, malenden, plastizierenden und bauenden Kindern beobachten können (Prof. Dr. Helmut G. Schütz)
11.45 - 12.15 Uhr: Fanart - Mediale Zeichnungen als jugendliches Expertentum. (Dr. Jutta Zaremba)
14.00 - 17.00 Uhr: Arbeitsgruppen mit Kurzvorträgen und Diskussionen zu Forschungsfragen:
o AG 1: Entwicklung der Vorstellungsfähigkeit (Leitung: Prof. Dr. Norbert Schütz, Universität Flensburg): Bildhaftes Denken und Sprache, Sprachmetaphern, Verhältnis Raumvorstellung - Bild - Sprache, Bild und Text, Transformationsprozess Vorstellung - bildnerische Repräsentation, Symbolbildung, räumliche Vorstellungskraft
o AG 2: Wandel der kind- und jugendlichen Bildsprache (Leitung: Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender, Universität Paderborn): Schuleingangsvoraussetzungen (Menschdarstellung), Medieneinflüsse, Computerspiele, historischer Wandel, biografisch-struktureller Wandel, Vielfalt und Begabung, Entwicklungsfolgen und Evolutionspsychologie
o AG 3: Bildnerisches Ausdrucksverhalten von Kindern (Leitung: Dr. Oliver M. Reuter, Uni Augsburg): Medieneinflüsse in der Kinderzeichnung, Computerspiele, ästhetisches Verhalten (Frühformen kindlicher Zeichnung, Farbentwicklung, räumliches Darstellen, Experimentieren, Fotografieren), Prozessorientierung, Vielfalt, Begabung
o AG 4: Ästhetisches Ausdrucksverhalten von Jugendlichen (Leitung: Prof. Dr. Dietrich Grünewald, Universität Koblenz): Medieneinflüsse, Computerspiele in der Jugendzeichnung, Geschlechtsspezifik im bildnerischen Ausdruck, Handyfotografie, mediales Gestalten, Collage, Verhältnis Darstellungswille - Darstellungskönnen, jugendkulturelle Phänomene
o AG 5: Interkulturelle Phänomene in der Kinder- und Jugenddarstellungen (Leitung: Prof. Dr. Martin Oswald, PH Weingarten): Kulturell gebundene Symbolik, kulturelle Sozialisation, Niederschlag in der Bildsprache
o AG 6: Kinderzeichnung und jugendkultureller Ausdruck als Gegenstand von Kunstunterricht (Leitung: Prof. Dr. Helmut G. Schütz, PH Karlsruhe): Werkstattunterricht, nicht-sprachliche Vermittlung, bildnerische Kompetenzen, Darstellungshilfen, methodische Überlegungen
o AG 7: Diagnostik und Interpretation von Kinder- und Jugendzeichnungen in der Schule (Leitung: Prof. Dr. Barbara Wichelhaus, Universität zu Köln): Erkennen von Auffälligkeiten im bildnerischen Ausdruck, von außergewöhnlichen Begabungen, Krankheit und Leidvollem
18.00 - 18.45 Uhr: Wenn die "imitatio" irrt und die "electio" die Proportion verlässt: "Fehler" räumlicher Darstellung in der Bildenden Kunst (Dr. Gertrud Roth-Bojadzhiev)
19.00 Uhr Gemütliches Beisammensein zum kollegialen Austausch am Tagungsort mit Buffet und gelegentlichen Künstlerinterventionen
20.00 Uhr: J & MARTWORK - DAS Tanz- und Bewegungsstudio in Gessertshausen
20.20 Uhr: hip hop gruppe infact
Samstag, 17. Januar 2009
9.00 - 9.30 Uhr: Förderung bildsprachlicher Kompetenzen (Prof. Dr. Bettina Uhlig)
9.30 - 10.00 Uhr: Räumlich-visuelle Vorstellungsbildung (Prof. Edith Glaser-Henzer)
10.00 - 10.15 Uhr: Kinderzeichnung und Jugendkultur - zwei Parameter in den Lehrplänen der Bundesländer (Dr. Rainer Wenrich)
10.30 - 12.00 Uhr: Weiterarbeit in den AGs mit Konkretisierung der Ergebnisse im Hinblick auf Forschungsnotwendigkeiten und Forschungsperspektiven sowie kunstdidaktische Konsequenzen und Folgerungen für die Lehrplanentwicklung
12.15 - 13.15 Uhr: Forschungsdimensionen und curriculare Empfehlungen - Plenumsdiskussion (Moderation: Prof. Dr. Johannes Kirschenmann) mit Kurzbericht aus den Arbeitsgruppen, einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einem Forschungsausblick
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
16.01.2009 ab 10:00 - 17.01.2009 13:15
Veranstaltungsort:
Universität Augsburg
Standort Schillstraße
Schillstraße 100
86169 Augsburg
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
Lehrer/Schüler, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Kunst / Design, Pädagogik / Bildung
Arten:
Eintrag:
14.01.2009
Absender:
Klaus P. Prem
Abteilung:
Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event25937
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