Unter einer "Villa" versteht man im heutigen Sprachgebrauch ein großes, luxuriöses Haus. Im Gegensatz dazu bezeichnet das lateinische Wort villa ursprünglich ein Landgut samt Wohnhaus und Wirtschaftsbauten (villa rustica). In Italien existierten solche Villen schon zur Zeit der Republik (ca. 510 - 27 v. Chr.). Als über Gallien und Germanien dann die römischen Kaiser herrschten (27 v. Chr. - 476 n. Chr.), wurde an Mosel, Saar und Rhein, wie in jeder römischen Provinz, die villa rustica der prägende Siedlungstyp im ländlichen Raum. Aber waren diese römischen Villen wirklich, wie es heißt, "ein Stück Italien in Deutschland"?
Über diese und weitere Fragen referieren und diskutieren beim Kolloquium in Borg Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Von der Universität des Saarlandes nehmen Prof. Dr. Rudolf Echt (Vor- und Frühgeschichte, Vorderasiatische Archäologie), Prof. Dr. Jochen Kubiniok (Geographie) und Prof. Dr. Heinrich Schlange-Schöningen (Alte Geschichte) teil. Außer Vor- und Frühgeschichtlern, Geographen, Althistorikern und Provinzialrömischen Archäologen werden sich an der Diskussion auch Zoologen und Botaniker beteiligen.
Villen gab es in vielen Formen und Größen, bei der Tagung geht es um eine besondere Art der Villa. Nur in den Nordwestprovinzen des Römischen Reiches existierten Großvillen mit prächtig gestaltetem, luxuriös ausgestattetem Herrenhaus und einem längsaxialen, symmetrisch bebauten Wirtschaftshof von der Größe mehrerer Fußballfelder. Allein im Saarland sind mehrere solcher Anlagen nachgewiesen, allen voran in Borg und Reinheim. Für diesen Villentyp prägte der Provinzialrömische Archäologe Karl Heinz Lenz den Begriff "Axialhofvilla". Spannend daran ist: Für die Großvillen vom Axialtyp gibt es in Italien gar keine Vorbilder! Auf welcher Grundlage und aus welchem Grund sie gerade in unseren Gegenden entstanden sind, diskutieren die Wissenschaftler bei der Tagung.
Obwohl Ausgrabungen der letzten 20 Jahre viel Neues zum Thema "römische längsaxiale Villen" zutage gefördert haben, ist die Zahl der offenen Fragen nach wie vor groß. Vor allem die Ökonomiegebäude geben Rätsel auf: Welchen konkreten Zwecken haben sie gedient, welchen Platz hatte ein jedes in der Wirtschaftsstruktur des Villenbetriebes? Auch die Funktion der riesigen Hofflächen bleibt meist noch zu klären. Von den Beiträgen der Botaniker und Zoologen sind zudem tiefere Einsichten in die agrarische Komponente der Villenwirtschaft zu erwarten. Daneben wird die handwerkliche Produktion zu beachten sein, denn auch dafür haben die Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte überraschende Beweise geliefert.
Gefördert wird die Fachtagung von der Gerda Henkel Stiftung und dem saarländischen Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft. Auch Gäste sind willkommen - alle Heimatforscher, Geschichts- und Lateinlehrer, Studenten altertumswissenschaftlicher Fächer und alle Geschichtsfans haben so die Möglichkeit, mit internationalen Wissenschaftlern zusammen zu kommen.
Nach Angaben der Veranstalter werden die beim Kolloquium gehaltenen Referate innerhalb der wissenschaftlichen Reihe SASTUMA (SAarbrücker STudien Und Materialen zur Altertumskunde) der Fachrichtung Vor- und Frühgeschichte der Universität des Saarlandes veröffentlicht.
Weitere Informationen erteilen:
Prof. Dr. Rudolf Echt
Tel. 0681/302-3716
Dr. Bettina Birkenhagen
Archäologiepark Römische Villa Borg
Tel. 06865/9117-0
Hinweise zur Teilnahme:
Alle Interessierten sind herzlich willkommen, um Anmeldung wird gebeten(per E-Mail an: info@villa-borg.de).
Die Tagungsgebühr beträgt für Gäste 10 Euro, für Schüler und Studenten 5 Euro pro Tag.
Termin:
26.03.2009 ab 08:30 - 28.03.2009 14:30
Veranstaltungsort:
Römische Villa Borg
Im Meeswald 1
66706 Perl-Borg
Saarland
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie
Arten:
Eintrag:
05.03.2009
Absender:
Saar - Uni - Presseteam
Abteilung:
Presse- und Informationszentrum
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event26516
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).