In den letzten Jahren scheint Bewegung in die deutsche Schulpolitik gekommen zu sein. In Hamburg startet die Stadtteilschule. Ebenso ist die Einführung der 6-jährigen Primarschule geplant. Auch Bundesländer wie Bremen oder Berlin legen Haupt- und Realschulen zusammen. Schleswig-Holstein verankert die "Gemeinschaftsschule" als neue Schulform und wandelt Haupt- und Realschulen in "Regionalschulen" um. Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben sich bereits in den 1990er Jahren im Zuge der Wiedervereinigung für eine zweigliedrige Sekundarstufe entschieden. In nahezu allen Bundesländern wurde das Zentralabitur eingeführt. Die Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren ist mittlerweile in allen deutschen Ländern beschlossen. Ebenso steht auf schulpolitischen Agenden die Einführung von flächendeckenden Ganztagsschulen und Frühförderung.
Bildung ist spätestens seit der Veröffentlichung der ersten PISA-Studie 2000 zu einem Dauerbrenner der politischen Debatte in Deutschland geworden. Der internationale Vergleich zeigt, dass die Probleme des deutschen Bildungssystems vor allem im unteren Leistungsbereich und in der sozialen Selektion liegen. Jeder fünfte 15-Jährige ist nach der PISA-Studie als Risikoschüler einzustufen und jedes Jahr verlassen rund 8 Prozent der 15- bis 17-Jährigen die Schule ohne einen Abschluss. Im OECD-Vergleich gehört das deutsche Bildungssystem zu den sozial selektivsten Bildungssystemen und die Weichen für den Bildungserfolg werden in Deutschland zudem besonders früh gelegt.
Die Bundesländer haben einen kunterbunten Strauß von Schulreformen hervorgebracht. Doch sind die Reformen geeignet, um die skizzierten Problemlagen zu beheben? Wie können wir eigentlich Schulreformen erklären? Sind es allein externe Schocks wie PISA, die schulpolitisches Engagement erklären? Sind die Reformen zielgerichtet und konsistent? Wer sind die treibenden Kräfte hinter der Schulpolitik und welche Interessen setzen sich durch? Warum sind manche Bundesländer reformfreudiger als andere Bundesländer? An diesen Fragestellungen setzt die Konferenz an. Mit der Konferenz, die von der TUI Stiftung finanziell unterstützt wird, wollen wir mit Vertreterinnen und Vertretern aus Schulforschung und Politik Vorteile und Schwachpunkte des deutschen Schulsystems beleuchten und mögliche Reformoptionen diskutieren. Ziel der Konferenz ist es, die Reformen und Stagnation in der Schulpolitik zu beleuchten und danach zu fragen, wie man bildungspolitische Prozesse organisiert, damit etwas passiert.
Dienstag, 10. November 2009
Ort: TUI Repräsentanz Berlin, Unter den Linden 17,
10117 Berlin
19:00 - Begrüßung
Prof. Jutta Allmendinger Ph.D., Präsidentin des
Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Elke Hlawatschek, TUI Stiftung
19:15
Podiumsdiskussion: Alles beim Alten?
Rückblick - 60 Jahre Schulpolitik
in Deutschland
Prof. em. Dr. Oskar Anweiler, Ruhr-Universität Bochum
Prof. em. Dr. Wolfgang Edelstein, Max-Planck-Institut
für Bildungsforschung
Prof. em. Ludwig Friedeburg, Johann Wolfgang Goethe-
Universität Frankfurt a.M.
Prof. Rolf Wernstedt, Kultusminister Niedersachsen 1990-1998
Empfang
Moderation: Ursula Weidenfeld
Mittwoch 11. November 2009
Ort: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung,
Reichpietschufer 50, 10785 Berlin, Raum A 300
9.00-09:05 - Begrüßung
9:05-10.00
Ist Deutschlands Bildungspolitik reformunfähig?
Kompetenzen und Spielräume der Bundesländer
in der Schulpolitik
Dr. Frieder Wolf, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
mit Diskussion
10:00-10:30 - Kaffeepause
10:30-12:00
Schulentwicklung in den neuen Bundesländern zwischen West-Anpassung und Eigengestaltung
Prof. Dr. Lutz R. Reuter, Helmut-Schmidt-Universität -
Universität der Bundeswehr Hamburg
Wolfgang Nowak, Sprecher der Geschäftsführung der Alfred Herrhausen Gesellschaft, Staatssekretär im Kultusministerium Sachsen 1990-1994
mit Diskussion
12:00-13:00 - Mittagspause
13:00-15:00
Schulreformen durch neue Allianzen
Das Ende der Hauptschule in Hamburg
Kurt Edler, Landesinstitut für Lehrerbildung und
Schulentwicklung Hamburg
Prof. Dr. Reiner Lehberger, Universität Hamburg
Altes Konzept im neuen Gewand? Regional- und
Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein
Dr. Wolfang Meyer-Hesemann, Staatssekretär im Ministerium für Frauen und Bildung Schleswig-Holstein 2005-2009
Dr. Ernst Rösner, Technische Universität Dortmund
mit Diskussion
15:00-15:30 - Kaffeepause
15:30-16:30
Alles beim Alten in Bayern?
Dr. Thomas Goppel, Bayerischer Staatsminister für
Wissenschaft, Forschung und Kunst 2003-2008 (angefragt)
Klaus Wenzel, Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V.
mit Diskussion
16:30-17:00
Die Herausforderungen der nächsten Jahre:
Fazit und Ausblick
Prof. Dr. Klaus Klemm, Universität Duisburg-Essen
Prof. Jutta Allmendinger Ph.D., Präsidentin
des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Moderation: Ursula Weidenfeld
Hinweise zur Teilnahme:
Anmeldung erbeten bis zum 4. November bei Marie Unger, E-Mail: marie.unger@wzb.eu
Termin:
10.11.2009 ab 19:00 - 11.11.2009 20:00
Veranstaltungsort:
10. November: TUI Repräsentanz Berlin, Unter den Linden 17, 10117 Berlin
11. November: WZB, Reichpietschufer 50, Raum A 300
10785 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
Arten:
Eintrag:
09.10.2009
Absender:
Dr. Paul Stoop
Abteilung:
Informations- und Kommunikationsreferat
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event28985
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