Die norwegische Kirche ist eine evangelisch-lutherische Staats- und Volkskirche, die zur Zeit der deutschen Besatzung 96% der Bevölkerung umfasste. Der norwegische König sowohl als auch die Regierung mussten das Land verlassen, und die politische Macht wurde vom Reichskommissar Joseph Terboven (1898-1945) übernommen. Er setzte eine "norwegische" Regierung mit kommissari¬schen Ministern unter der Leitung von Vidkun Quisling (1887-1945) ein. Quisling war der Gründer und der Vorsitzende einer kleinen nationalsozialistischen Partei, Nasjonal Samling (NS). Als er die Kirchenpolitik nach der nazistischen Ideologie und Politik durchführen wollte, reagierten die Bischöfe und die große Mehrheit der Pfarrer mit offenem Protest. Der kirchliche Widerstand war vor allem gegen die Nazifizierung der Gesellschaft gerichtet.
In den scharfen Kontroversen mit der staatlichen Kirchenpolitik insbesondere 1941/1942 kämpfte die Kirche gegen Rechtswillkür und Gewaltanwendung und für die Achtung der Menschenwürde und die Anerkennung von Recht und Gerechtigkeit. Die Kirche trat als Fürsprecher des Rechtes auf. Das Höchste Gericht hatte schon im Dezember 1940 ihr Amt verlassen, und die Kirche unter der Leitung vom Osloer Bischof Eivind Berggrav (1884-1959) hat das Rechtsverständnis im höheren Recht (lex naturae oder lex creationis) gegründet. Im Kirchenkampf ging es also in erster Linie um das Recht, und dann um die Freiheit und Selbständigkeit der Kirche.
Der dramatische Höhepunkt des Kirchenkampfes war die Amtsniederlegung der Geistlichen. Am 24. Februar 1942 legten sieben Bischöfe ihre Ämter nieder, am 5. April 1942, einem Ostersonntag, folgten (zu über 90%) die Pfarrer. Sie alle beabsichtigten jedoch aufgrund einer die Kirche stiftenden Bekenntniserklärung ihre Ordinationsvollmacht weiterhin auszuüben. Unter Berufung auf die Ordination wollten die Pfarrer ihre geistliche Verantwortung für die Gemeinden weiter tragen - soweit es für Nicht-Staatsbeamte möglich war. Damit war der Bruch mit der nazistischen Staatskirchenleitung vollzogen. Die norwegische Kirche verwandelte sich für die Zeit vom 5. April 1942 bis zum 8. Mai 1945 in eine selbstverwaltete, vom Staat getrennte Volkskirche.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
14.12.2009 18:15 - 20:00
Veranstaltungsort:
Der Vortrag findet auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz im Hörsaal 7 (Forum) um 18.15 Uhr statt.
J.-J.-Becher-Weg
55128 Mainz
Rheinland-Pfalz
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht, Religion
Arten:
Eintrag:
12.11.2009
Absender:
Stefanie Wiehl
Abteilung:
Geschäftsführung / Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event29458
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