Hinter diesen Fragen steht eine Reihe sprachtheoretischer Grundsatzprobleme, die seit mehr als einer Dekade intensiv diskutiert werden und den Gegenstand der Pragmatik nachhaltig verändert haben. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob Äußerungen in ihrer wörtlichen Bedeutung rein semantisch interpretiert werden können, ohne dass Informationen über den Äußerungskontext genutzt werden, oder ob pragmatische Inferenzen schon auf dieser Ebene der Äußerungsinterpretation erforderlich sind.
Innerhalb dieser Debatte zwischen 'Minimalisten' und 'Kontextualisten' kommen auch neue Untersuchungsbereiche in den Blick, die traditionell nicht im Rahmen pragmatischer Analysen berücksichtigt wurden. Lexikalisches Wissen wird zum Teil als pragmatisches Wissen aufgefasst, und auch grammatische Relationen gelten zunehmend als pragmatisch fundiert. Im Rahmen dieser Ausweitung der Gegenstandsbereiche geht es auch um die Frage nach dem spezifischen Charakter der erforderlichen pragmatischen Inferenzen. Default-Inferenzen werden angenommen, um Bedeutungsaspekte von Äußerungen 'über die Worte hinaus' beschreiben zu können. Hier stellt sich die Frage nach der optimalen pragmatischen Verarbeitungsstrategie für Sprecher / Hörer, wobei das Verhältnis von prozeduralem Aufwand und intendiertem kommunikativen Effekt zu beachten ist.
Kommunikatives Verstehen setzt voraus, dass man andere Personen als intentional Handelnde wahrnimmt. Diese Fähigkeit wird in der frühen Kindheit erworben, wobei in einer Reihe neuerer Studien die Strategien des Pragmatik-Erwerbs als eine Form kulturellen Lernens erforscht werden. Auf methodologischer Ebene stellt sich die Frage, ob pragmatische Intuitionen auf der Basis einer intuitiven Strategie des Forschers erfasst werden können, oder ob experimentelle Evidenz im Rahmen der Untersuchung von Kindern und Erwachsenen unverzichtbar ist.
Die geplante internationale Tagung soll einerseits Gelegenheit zu einer Bestandsaufnahme pragmatischer Theorien im Lichte der gegenwärtigen Grundsatzdebatte geben sowie andererseits Entwicklungspotenziale für zukünftige pragmatische Forschungsstrategien aufzeigen. Im Vordergrund steht insbesondere die Frage, inwieweit linguistische Domänen, die bisher als grammatisch determiniert angesehen wurden, für pragmatische Analysen zugänglich sind.
Die Konferenz wird organisiert von Frank Liedtke und Cornelia Schulze, Universität Leipzig, Institut für Germanistik, Pragmalinguistik. Konferenzsprachen sind Deutsch oder Englisch.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
13.05.2010 - 15.05.2010
Veranstaltungsort:
Universität Leipzig
Bibliotheca Albertina
Konferenzraum
Beethovenstr. 6
04107 Leipzig
Sachsen
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
international
Sachgebiete:
Sprache / Literatur
Arten:
Eintrag:
13.04.2010
Absender:
Dr. Bärbel Adams
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event30905
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