Gleichzeitig werden den militärischen Kräften neuartige IT-Systeme und Dienste zur Verfügung gestellt. Unter dem Stichwort Web 2.0 (personalisierte Interaktion, user-generated content, etc.) existiert eine Vielzahl von nützlichen Applikationen und Methoden, die eine einfache und schnelle Kommunikation der Nutzer untereinander sowie den Datenaustausch in flachen Hierarchien ermöglichen. Im Grundbetrieb haben Soldaten die Möglichkeit, von ihrem Arbeitsplatz diese Internetdienste zu nutzen. Jedoch ist der Transfer der Applikation für Truppenteile im Einsatz geplant. So soll es z.B. für Instandsetzer in der Zukunft möglich werden, direkte Verbindungen mit Servicecentern und Experten herzustellen, Telemetriedaten auszutauschen, Fehlerdiagnose und Fernwartung durchzuführen. Daneben soll ein Wissensmanagement, das aus Elementen des Web 2.0 besteht, etabliert werden. Auf diese Weise werden die Verantwortlichen bei der raschen Behebung der Schäden unterstützt. Damit halten die Technologien des Web 2.0 in den Streitkräften Einzug und werden für die Einsatzunterstützung relevant.
International werden diese Dienste derzeit für den Grundbetrieb betrachtet. Ein Beispiel ist die strategische Kommunikation mit Hilfe von Web 2.0 Portalen. In den USA werden Blogs und Social Media Sites durch das Department of Defense offiziell einbezogen und dort gezielt Nachrichten aus verschiedenen öffentlichen Stellen platziert. Ein Transfer in die Einsätze erfolgt jedoch nur bedingt. Vielmehr kommen die Dienste bei der Kooperation verschiedener Stellen, z.B. Geheimdienst und Militär, zum Einsatz. Für interne Netze kann derzeit die NASA als Beispiel aufgezeigt werden. Dort werden interne Tools genutzt. So kommt für das kollaborierte Arbeiten nicht die Plattform Facebook als soziales Netzwerk zum Einsatz, sondern Spacebook, eine auf NASA begrenzte und angepasste Seite.
Neben dem Einsatz der Werkzeuge für die Streitkräfte stoßen diese Applikation auch bei anderen Institutionen auf Interesse, z.B. bei Krisenreaktionskräften oder bei Katastrophenhelfern. Für diese Institutionen soll eine dem Facebook ähnliche Variante die Arbeits- und Kommunikationsprozesse deutlich verbessern.
Im Rahmen von Untersuchungen zu Web-2.0-Diensten im Internet konnte jedoch gezeigt werden, dass diese soziale Kooperation Einfluss auf die hierarchischen Arbeitsumgebungen, vergleichbar mit den militärischen Führungsprozessen, hat. Zur Entfaltung der maximalen Leistung der sozialen Netze erfolgt die Organisation in der Regel heterarchisch. Das Umschalten zwischen der Hierarchie und der Heterarchie stellt für den Akteur und Bediener, der in beiden Netzwerken eine Rolle inne hat, eine Herausforderung dar. Eine Anpassung der militärischen Systeme und Dienste mit den Anwendungen aus dem Web 2.0 ist daher erforderlich (vgl. Abbildung).
Für die Streitkräfte und Krisenreaktionskräfte ist dies jedoch konträr zu den vorhandenen Strukturen. Hier sind Führungsebenen klar gegliedert und Entscheidungskompetenzen festgelegt. Unter Ausnutzung der Werkzeuge ist ein definiertes Rollenkonzept auch nur sehr schwer realisierbar. Der Einsatz solcher Tools hat, so wird vermutet, erheblichen Einfluss auf die vorhandenen Führungsprozesse.
Ziele der Tagung:
Im Rahmen einer Vortragsreihe sollen die verschiedenen Einflussgrößen der Web-2.0-Anwendungen beim militärischen Einsatz diskutiert werden. Es sollen die folgenden Themenschwerpunkte betrachtet werden:
1. Hierarchie und Web 2.0 im Einsatz: Eine Herausforderung für den Führungsprozess?
Der Führungsprozess bezogen auf die menschliche Kommunikation soll in dieser Gruppe fokussiert werden. Dabei werden Fragen über die Schnittstellengestaltung bei dem Übergang aus den Netzwerktools in die Hierarchie ebenfalls betrachtet.
2. Architektur militärischer Web-2.0-Applikationen
Die Vernetzung von Akteuren aus unterschiedlichen hierarchischen und heterarchischen Organisationsstrukturen (Streitkräften, Krisenreaktionskräfte, Katastrophenschutz etc.) stellt eine besondere Herausforderung an die IT dar. Im Rahmen diese Themenschwerpunktes werden entsprechende Fragestellungen formuliert und mögliche Lösungsansätze (Architekturkonzepte) für Kollaborationssysteme diskutiert.
3. Einflüsse auf die Kommunikationsstruktur bei der Einbindung von Web 2.0
Über große Entfernungen Daten in Echtzeit zu übertragen stellt hohe Anforderungen an die Übertragungstechnik. Um neue Dienste zu etablieren reicht die derzeitig verfügbare Technik nur schwer aus. Dieser Teil betrachtet die Rahmenbedingungen der Kommunikation und die Auflagen für mögliche neue Technologien.
Ablauf:
09.00 Uhr
Prof. Dr. Christopher Schlick, Fraunhofer FKIE, Begrüßung und Einführung
09.15 Uhr
Session 1 – Anforderungen & Problemfelder in Web 2.0 und Enterprise 2.0
OTL Stahlschmidt, Ber WE Heeresaufklärung: Web 2.0 - Eine Chance für die Informationsgewinnung und -bereitstellung - Gedanken aus Sicht der Heeresaufklärungstruppe
Stephan Grabmeier, Deutsche Telekom – HR Strategy: Enterprise 2.0 – Die Rolle der Führungskräfte
10.30 Uhr
Session 2 – Operative Hierarchie & Web 2.0
Ulf Kossol, T-Systems MMS, Consultant: Social Intrantes – Hierarchie trift Web 2.0
Alexander Willkomm, Fraunhofer FKIE, HF: Anreizsystemgestaltung für Intranetapplikationen
Thomas Stösser, Software AG: Best Practice – ARISalign
12.30 Uhr
Mittagspause
13.30 Uhr
Session 3 – Technologien und Architektur
Oliver Dörre, Frequentis: SmartCollaboration: Mehrwert für den Einsatz
Marc Spielmann, Fraunhofer FKIE, ITF: Ad hoc Lagebearbeitung und –koordierung mit Web 2.0-Technologien
14.45 Uhr
Session 4 – Einflüsse auf die Kommunikation
Uwe Giese, EADS Defence & Security: Ontologiebasierte Zugriffskontrollen in serviceorientierten Architekturen
Jens Tölle, Peter Sevenich, Fraunhofer FKIE, KOM: Anforderung an die Kommunikationsstruktur und Sicherheit beim Einsatz von Web 2.0
15.45 Uhr
Diskussion
16.30 Uhr Ende
Hinweise zur Teilnahme:
Da die Veranstaltung als Workshop geplant ist und Diskussionen erwünscht sind, ist die Teilnehmerzahl begrenzt.
Anmeldungen bitte per E-Mail bis 22. Oktober 2010 an Frau Sylvia Käthner
sylvia.kaethner@fkie.fraunhofer.de, Tel.: 0228 – 9435 429
Termin:
10.11.2010 09:00 - 16:30
Anmeldeschluss:
22.10.2010
Veranstaltungsort:
Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE
Neuenahrer Straße 20
53343 Wachtberg
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Informationstechnik
Arten:
Eintrag:
30.08.2010
Absender:
Bernhard Kleß
Abteilung:
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event32313
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