Die Geschichte Europas und die des Nahen Ostens sind seit der Antike eng miteinander verflochten. Unsere europäischen kulturellen Wurzeln liegen im Mittelmeerraum. Sowohl griechische als auch jüdische, christliche und orientalische Einflüsse bilden die Grundlage unserer Zivilisation. Diese Wurzeln prägen ebenso die Kulturen des Nahen und Mittleren Ostens und Nordafrikas. Heute herrscht der Eindruck, dass mit dem Islam und dem Christentum völlig unterschiedliche Denkstile und Gesellschaftsformen aufeinanderprallen. Dabei stehen sich der Mythos von der kulturellen Überlegenheit der westlichen Christenheit und der Mythos vom zivilisatorischen Fortschritt im Islam bis heute gegenüber. Angesichts der Fortschreibung der Kreuzzugsmythen des Hochmittelalters auf beiden Seiten bis in eine Gegenwart mit ihrem Mythos von einem Kampf der Kulturen bzw. einer Verteidigung der Rechtgläubigen wie zu Zeiten Saladins ist es an der Zeit, die drei großen mediterranen Traditionen, den Islam, das Christentum und das Judentum, in eine nicht bloß ideologisch-antagonistische Beziehung zueinander zu setzen.
Ein wesentliches Element geschichtlicher Aufklärung ist dabei die Koranforschung. Im Westen ist bis in die Gegenwart die innerislamische Hermeneutik des Umgangs mit Texten, die in der islamischen Kultur besondere Autorität genießen, weitgehend ausgeblendet. Man muss sich daher der Voreingenommenheit eines „westlichen“ Objektivismus bewusst werden und zugleich die Frage stellen, welche politische Dimension hinter der Anerkennung der praktizierten religiösen Tradition steht. Es reicht nicht aus, den Koran sowohl in seiner überlieferten Textform als auch in seiner mündlichen Vorform als „Auslegung und Neuformulierung bereits bekannter biblischer und nachbiblischer Traditionen“ anzusehen.
Um muslimischen Kindern Religionsunterricht anbieten zu können, sollen Lehrer an deutschen Hochschulen ausgebildet werden. Die Einführung konfessionell gebundener Islamischer Studien ist bereits beschlossen. Welche Konsequenzen ergeben sich für die Islamische Theologie, wenn sie als akademische Disziplin an deutschen Universitäten institutionalisiert wird? Wie können die Widersprüche zwischen der Islamischen Theologie im arabischen Raum, jener in Deutschland und zu der etablierten deutschen Islamwissenschaft gelöst werden? Konkurriert dann eine deutsche Auslegung des Korans mit jener der muslimischen Gelehrten in den Kernländern des Islams?
Es diskutieren:
- Prof. Dr. Stefan Leder vom Orient-Institut/Beirut,
- Prof. Dr. Angelika Neuwirth, Leiterin einer umfassenden Dokumentation der Textgeschichte des Koran an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften,
- Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam von der Universität zu Kiel,
- Prof. Dr. Pirmin Stekeler-Weithofer, Philosoph und Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und
- Prof. Dr. Bülent Uçar, erster Lehrstuhlinhaber in Deutschland für Islamische Religionspädagogik.
Die Moderation hat die Redakteurin für Religion Mechthild Baus vom Mitteldeutschen Rundfunk.
Hinweise zur Teilnahme:
Im Anschluss an diese Podiumsdiskussion laden wir Sie herzlich zu einem Umtrunk ein.
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung bei Dr. Karla Neschke unter neschke@leibniz-gemeinschaft.de bis zum 12.11.2010 wird gebeten.
Termin:
18.02.2011 17:00 - 19:00
Anmeldeschluss:
12.11.2011
Veranstaltungsort:
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Karl-Tauchnitz-Str. 1
04107 Leipzig
Sachsen
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Religion
Arten:
Seminar / Workshop / Diskussion
Eintrag:
17.01.2011
Absender:
Christoph Herbort-von Loeper M.A.
Abteilung:
Geschäftsstelle, Büro Berlin
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event33817
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).