Die Initiatoren möchten damit nicht nur aktuelle Diskussionen um die öffentliche Verantwortung für die Ausgestaltung und Institutionalisierung von Bildungsprozessen anregen, sondern auch den Beitrag privater Bildungsträger für die Ausdifferenzierung der gegenwärtigen bundesdeutschen Schullandschaft würdigen. Erneut soll damit aber auch ein Einblick in die Bedeutung der historischen Bildungslandschaft Thüringen für die aktuellen Reformprozesse im Schul- und Bildungsbereich gegeben werden.
Christian Gotthilf Salzmann galt schon unter seinen Zeitgenossen im ausgehenden 18. Jahrhundert als herausragende Persönlichkeit und besondere pädagogische Begabung. Dieses Ansehen verdankte er neben seinem Wirken als einflussreicher Erziehungspublizist, insbesondere der Gründung und erfolgreichen Leitung der Erziehungsanstalt im sachsen-gothaischen Schnepfenthal. Eingerichtet wurde dieses Institut nach philanthropischen Grundsätzen, mithin also orientiert an den Ideen religiöser Toleranz und Menschenfreundschaft bzw. den fundamentalen Prinzipien einer Erziehung zur Nützlichkeit, zur Sittlichkeit und zur Natürlichkeit. Darüber hinaus entwickelte der Schulgründer dort ein innovatives Lehr-/Lernsetting, das auf die Erziehung, Unterweisung und Bildung der Zöglinge an einem quasi-familialen Lernort in natürlicher Umgebung, fernab der Einflüsse kultureller Metropolen setzte und alternative methodisch-didaktische Materialien sowie anschauliche, die Selbsttätigkeit fördernde Unterrichtstechnologien favorisierte. Bemerkenswerterweise blieb diese neuartige Erziehungs- und Lehrform, Heranwachsenden in ländlicher Abgeschiedenheit zu ganzheitlicher Welt- und Selbsterfahrung, zu authentischer Persönlichkeitsprägung und Charakterbildung zu verhelfen, kein singuläres institutionengeschichtliches Ereignis und nicht auf die Schnepfenthaler Anstalt bzw. auf die zeitgenössische Pädagogik der philanthropischen Spätaufklärung beschränkt. Vielmehr etablierte Salzmann hiermit ein Institutionenmodell pädagogischer Interaktion, das in Anlehnung an die Schilderung einer erzieherischen Utopie aus Goethes „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ später dann unter der Bezeichnung „Pädagogische Provinz“ in die Bildungsgeschichte einging, das insbesondere vor dem Horizont des reformpädagogischen Aufbruchs in der Landerziehungsheimbewegung im frühen 20. Jahrhundert erneut populär wurde und das bis heute im Kontext der Elitebildung kontrovers diskutiert wird.
Die Tagung in Schnepfenthal wird sich unter anderem den Traditionen der Internatserziehung widmen, außerdem der Geschichte und Gegenwart der Landerziehungsheimbewegung sowie den Themen Allgemeinbildung, Spezialbildung und Elitebildung in Thüringen.
Nähere Informationen / Kontakt:
Privatdozent Dr. phil. habil. Jens Brachmann
Tel.: 0361/737-2011
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
26.08.2011 - 28.08.2011
Anmeldeschluss:
01.08.2011
Veranstaltungsort:
Salzmannschule Schnepfenthal
Klostermühlenweg 2-8
99880 Waltershausen
Thüringen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
09.08.2011
Absender:
Carmen Voigt
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event36212
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).