Kann ein mittelalterlicher Theologe, Mystiker und Kirchenmann dem Menschen des 21. Jahrhunderts noch etwas sagen? Er kann, wenn es sich um Meister Eckhart handelt, dessen Geburtsjahr sich 2010 zum 750. Mal jährte. Über die Jahrhunderte hat diese außergewöhnliche Gestalt der deutschen Geistesgeschichte eine Reihe stiller Bewunderer inspiriert, bis er in der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Wissenschaft wiederentdeckt wurde und seitdem eine wachsende Schar von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen beschäftigt.
Germanisten wissen um seine bedeutende Rolle bei der Prägung neuer deutscher Wörter, wie etwa "Wirklichkeit" und bei der Entwicklung neuer Strategien, dem Unsagbaren literarisch Ausdruck zu verleihen. Religionswissenschaftler und Theologen loten seit etwa 80 Jahren seine Anschlussfähigkeit für den interreligiösen Dialog aus, etwa der Japaner Ueda Schizuteru mit seinem Klassiker Die Gottesgeburt in der Seele und der Durchbruch zur Gottheit, in dem er erstaunliche Analogien zwischen der Theologie Eckharts und dem Zen Buddhismus entdeckt. Schließlich beginnt auch die Meditationsforschung, sich mit Meister Eckhart zu beschäftigen. Für Philosophiehistoriker stellt Eckhart einen faszinierenden Beispielfall der Verbindung von hoch spekulativer Philosophie und praktischer Theologie dar. So streicht Kurt Flasch in seinem Buch Die Geburt der deutschen Mystik aus dem Geist der arabischen Philosophie Eckharts Beziehung zur arabischen Aristotelesrezeption heraus.
Diese wachsende Breitenwirkung der theologischen Gedanken, der mystischen Strahlkraft und der außergewöhnlichen Persönlichkeit Eckharts war Grund genug für die Evangelische Studierendengemeinde (ESG), die Justus-Liebig-Universität Gießen, das Evangelische Dekanat, die evangelische Stadtkirchenarbeit und das Kulturamt der Stadt Gießen als Veranstalter in einer ungewöhnlichen Kooperation Meister Eckhart in einer „Mystischen Nacht“ wieder lebendig werden zu lassen und ihn für die Gegenwart zu entdecken.
Was erwartet die Besucher dieser mystischen Nacht? Die Grundidee ist dabei, Wissenschaft, Kunst, Theater, Musik - angesichts der Zersplitterung des Lebens und der Spezialisierung der Wissenschaft - in synästhetischer Weise zu einer Art Gesamtkunstwerk zusammenzuführen. Neben den auswärtigen Referenten beteiligen sich von der JLU Prof. Cora Dietl, die eigens zu diesem Anlass das Theaterstück „Meister Eckhart - der Prozess“ schreibt, Prof. Dieter Vaitl, der über Meister Eckhart aus der Sicht der modernen Meditationsforschung sprechen wird, und schließlich Dr. Ulrich Ott, der eine Meditation anbietet. Für den musikalischen Teil konnte der Kantor der Johanneskirche, Christoph Koerber, das Ehepaar Haas vom Ensemble Cosmedin und Beate Achtner vom Belcanto Studio gewonnen werden. Über Spiritualität und Management wird Paul J. Kohtes zu hören sein, während Dr. Peter Stumpf (TransMIT), Michael Kraft (Regionalausschuss der IHK) und Prof. Axel Schumann (Vizepräsident der THM) unter der Moderation von Eva Deppe vom HR über Spritualität und Wirtschaft darüber diskutieren werden. Ob Meister Eckharts Theologie Ansatzpunkte für den interreligiösen Dialog bietet, beleuchtet der Rostocker Theologe Prof. Udo Kern. Man wird auch auf das mystische Licht gespannt sein dürfen, in das Christian Gammel mit einer Lichtinstallation den Abend tauchen wird. Gegen Mitternacht schließlich kann der Besucher eine originale, sprachlich aktualisierte Meister Eckhart Predigt hören, die Pfr. Dr. Stefan Kunz vorträgt.
Hinweise zur Teilnahme:
jedermann ist eingeladen - Eintritt frei
Termin:
26.08.2011 ab 18:00 - 27.08.2011 03:00
Veranstaltungsort:
Johanneskirche,
Südanlage 8
35390 Gießen
Hessen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion
Arten:
Ausstellung / kulturelle Veranstaltung / Fest, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
16.08.2011
Absender:
Charlotte Brückner-Ihl
Abteilung:
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event36253
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).