Das Interesse der Öffentlichkeit am Adel scheint ungebrochen. In der Boulevardpresse beherrschen die Familiengeschichten des Adels nach wie vor regelmäßig die Schlagzeilen. Auch in diesem Jahr erreichten die Fernsehübertragungen der Hochzeiten im Königshaus Windsor und im Fürstenhaus Monaco weltweit wieder ein Millionenpublikum. Auch in der historischen Forschung hat das Thema Adel Konjunktur. Die neuere Adelsforschung unterscheidet sich durch ihren kritischen Blick grundlegend von jener bis Anfang des 20. Jahrhunderts, die oft noch von Repräsentanten der Adelshäuser selbst oder von ihren „Haus- und Hofhistorikern“ verfasst wurde. Mit der Abschaffung der Privilegien der deutschen Aristokratie 1918/19 verschwand der Adel zunächst aus dem Blick der historischen Forschung.
Adelsgeschichte ist dabei keineswegs ein Synonym für Verfallsgeschichte, sondern zeigt exemplarisch gerade für das 19. und 20. Jahrhundert Strategien des „Überlebens“ auf. Durch die zunehmende Industrialisierung und den damit verbundenen Bedeutungsverlust der Landwirtschaft, von dem auch Adelsfamilien mit Großgrundbesitz betroffen waren, kann man zwar durchaus von einem Niedergang des Adels im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts sprechen. Auffällig bleibt jedoch, wie der Adel diesen Tendenzen trotzte, indem ihm weiterhin wichtige Positionen in Militär und der Staatsverwaltung vorbehalten waren oder durch „Einheiraten“ in reiche Bürgersfamilien. In einigen Ländern wie England konnte sich sogar eine kleine aristokratische Elite auch im Zeitalter der Demokratie einen überproportional großen Einfluss auf Politik und Wirtschaft sichern. Ihr Lebensstil prägte die Kultur der Oberschicht und derjenigen, die gern dazu gehören wollten.
Die neue Forschung wendet sich ab von der bisher oftmals nur biografischen Ausrichtung und greift Fragestellungen auf wie “Adel und Auswärtiger Dienst“ oder „Adel und Umwelt“. Auch die Eliten des russischen und osmanischen Reichs oder in asiatischen Ländern sind in das Interesse der Forschung gerückt. Was fasziniert uns am Adel und seinen führenden Vertretern? Welche Bedeutung haben die alten Eliten in der modernen Gesellschaft? Welche neuen historischen Einordnungen des Adels haben Historiker in den letzten Jahren rekonstruieren können?
Es diskutieren:
- der Osteuropa-Experte Prof. Martin Schulze Wessel, Ludwigs-Maximilians-Universität München,
- die Historikerinnen PD Dr. Karina Urbach von der Universität London,
- Prof. Monika Wienfort vom FRIAS der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie
- Dr. Peter Wörster vom Herder-Institut, Marburg.
Es moderiert Dr. Johan Schloemann von der Süddeutschen Zeitung.
Hinweise zur Teilnahme:
Der Eintritt ist frei. Im Anschluss laden wir Sie herzlich zu einem Umtrunk ein. Um Anmeldung bei Dr. Karla Neschke unter neschke@leibniz-gemeinschaft.de bis zum 09.12.2011 wird gebeten.
Termin:
15.12.2011 18:00 - 20:00
Anmeldeschluss:
09.12.2011
Veranstaltungsort:
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Plenarsaal, 1. Stock,
Alfons-Goppel-Str. 11
80539 München
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
Arten:
Seminar / Workshop / Diskussion
Eintrag:
07.11.2011
Absender:
Christoph Herbort-von Loeper M.A.
Abteilung:
Geschäftsstelle, Büro Berlin
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event37549
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).